Tagung der Synode Weniger Pfarrstellen bis 2030 im Vorgebirge
Region · Die Synode des evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel kam wegen Corona nur Online zusammen. Sie wählte Mathias Mölleken als Übergangs-Superintendent wieder - und musste sich auf harte Einschnitte gefasst machen.
Alles war anders bei der Herbstsynode des evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. „Corona macht’s nötig“, leitete Superintendent Mathias Mölleken die Online-Tagung für die Gemeinden von Bad Godesberg bis Weilerswist ein. Auch wenn aktuell eine aufgeregte Diskussion über die Systemrelevanz von Kirchen laufe, arbeiteten die Gemeinden in der Pandemie „gelungen und phantasievoll“, betonte er.
Das bestätigte im Grußwort als Gast auch Superintendent Dietmar Pistorius für seinen Nachbarkirchenkreis Bonn. Wobei im Laufe der Synode doch die Forderung aus den Gemeinden kam, dass Godesberg-Voreifel mehr in die Internetpräsenz investieren möge.
Gerade angesichts berechtigter Ängste, aber auch von „Droh- und Untergangsszenarien“ rief Mölleken dazu auf, sich den aktuellen „Herausforderungen realistisch, demütig, aber zugleich zuversichtlich und kreativ zu stellen“ und christliches Grundvertrauen neu zu finden. Der Synode galt das als Losung.
Stellenabbau kommt
Dann kamen die harten Fakten. Die kreiskirchliche Jugendbildungsstätte Merzbach ist auch als Beherbergungsstätte von der Pandemie stark betroffen, die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Es fehlen Belegungen etwa von Schulen und Diakonie. Für 2020 seien Einnahmen von 290.000 Euro erwartet gewesen, tatsächlich beliefen sie sich auf gut 151.400 Euro – ein Defizit von 48 Prozent, warnte Mölleken. Sollten sich „die finanziellen Einbußen nachhaltig etablieren, haben wir bereits mittelfristig ein Problem“.
Ohnehin habe der Kirchenkreis wegen Corona netto 636.000 Euro weniger an Kirchensteuern eingenommen, ein Minus von fast acht Prozent, mahnte Mölleken. „Eine entsprechend umsichtige und vorsichtige Haushaltsführung ist damit unbedingt angezeigt.“
Dabei verlange schon der landeskirchliche Pfarrstellen-Rahmenplan bis 2030 schmerzliche Einschnitte. „Von den jetzt besetzten 30,10 Pfarrstellen werden 2030 nur noch 22,77 Stellen verbleiben. Das bedeutet einen Rückgang von 7,33 Pfarrstellenanteilen.“ Davon sollen zudem nur noch gut 14 Stellen in Gemeinden und die übrigen 8,6 „funktional“, also etwa in Kliniken bestehen.
In den nächsten zehn Jahren müsse man vielleicht gemeindeübergreifende Lösungen finden oder Gemeindegrenzen ändern, schlug er vor. Alles sei jedoch „noch offen“. In der Tagung gelte es, den Rahmenplan „beschlussmäßig zur Kenntnis zu nehmen“ und nicht zu „jammern“.
Pfarrer üben Kritik am Rahmenplan
Den Gefallen taten ihm einige Gemeindepfarrer nicht. Landeskirchenrätin Iris Döring, die den Rahmenplan als Gast verteidigte, musste reichlich Kritik einstecken. Wenn ein Pfarrer demnächst inklusive Verwaltung und Seelsorge für 3500 Gemeindemitglieder da sein müsse, wie wolle man dann noch Kirche sein, wurde gefragt. Wenn Ruhestandspfarrer aushelfen sollten, weil Jungpfarrer keine Stellen mehr bekämen, wie wolle man noch junge Menschen ansprechen? Döring regte „sinnvolle Fusionen oder Kooperationen“ an – und konnte sich schließlich über eine klare Stimmenmehrheit freuen.
Zum Schluss standen Wahlen an. Mölleken hatte angeboten, bis zur Entscheidung, ob der Superintendent künftig wie in Bonn hauptamtlich arbeiten solle, weitere zwei Jahre bis zum Ruhestand „nebenamtlich im Übergang“ zu bleiben. Die Synode wählte ihn mit großer Mehrheit wieder, ebenso als zweite Stellvertreterin die Swisttaler Pfarrerin Claudia Müller-Bück. 2022 werden dann im Kirchenkreis die Karten neu gemischt.
Ins Leitungsgremium Kreissynodalvorstand wurden Gerlinde Habenicht (Wachtberg), Hendrik Reinfeld (Zülpich) und als Stellvertreter Magdalena Winchenbach-Georgi (Godesberg) und Karl-Heinz Carle (Rheinbach) gewählt. Nachrücker ist Manfred Brede (Godesberg).