SV Niederbachem Werben um andere Fußballvereine

WACHTBERG · Bekommen die 400 Mitglieder des SV Niederbachem einen Kunstrasenplatz? Davon gehen der stellvertretende Vorsitzende Udo Hausmanns, Geschäftsführer Manfred Otto, und Förderer Jörg Möller weiter fest aus. Wie berichtet setzten sie ihre Hoffnungen auf ein neues Finanzierungsmodell, das ein ehemaliger Vertreter des Landessportbundes (LSB) NRW vorgestellt hatte.

Vereinfach ausgedrückt, funktioniert es so: Die Gemeinde finanziert die rund 470.000 Euro teure Anlage dank Vorsteuerabzug und zinsgünstiger Kredite, der Verein übernimmt das Management in Eigenregie. Aus steuerrechtlichen Gründen ist dafür die Gründung eines "Betriebes gewerblicher Art (BgA)" unerlässlich.

Das kann sich rechnen, hatte eine Wirtschaftsprüferin dem Sportausschuss unlängst beim Durchrechnen dreier Bauvarianten darlegt, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Der SV muss das monatliche Nutzungsentgeld an die Gemeinde ebenso aus eigenen Mitteln stemmen können wie die Pflege der Anlage.

Zudem ist für die Gründung einer BgA erforderlich, dass der SV einen Jahrumsatz von mehr als 30.678 Euro erzielt. Da der Verein das laut der Wirtschaftsprüferin nicht alleine schaffen kann, wollen Hausmanns & Co jetzt andere Vereine mit ins Boot holen.

Der Vorstand des SV sieht sich unter Handlungsdruck, bald den alten Ascheplatz durch neuen Kunstrasen zu ersetzen: "Wir haben eine soziale Verantwortung unseren 220 jugendlichen Vereinsmitgliedern gegenüber", sagt Vorstandsmitglied Udo Hausmanns.

Anders formuliert: Dem Vereine laufen langfristig jene Talente weg, die bei Nachbarvereinen wie dem SV Wachtberg bessere Trainingsbedingungen vorfinden. Ein neuer Kunstrasenplatz solle auch deshalb schnell her, ergänzt Geschäftsführer Otto, weil der Verein die vor geraumer Zeit angekündigte Verlegung auf eine neue Fläche am Niederbachemer Schulzentrum zu den Akten gelegt hat. "Hier gab es aus unerklärlichen Gründen Widerstände", erklärt Möller.

Klar ist dem SV-Vorstand: Anders als beim SV Wachtberg und FC Pech wird auf keine fremden Mittel rechnen können. Andrea Lohmeier kann das erklären: "Die jährliche Sportpauschale in Höhe von etwa 50 000 Euro an die Gemeinde, aus denen der SV Wachtberg und der FC Pech jeweils 12.000 Euro im Jahr beziehen, ist ausgeschöpft", so die Bilanzbuchhaltern, deren Sohn in Niederbachem spielt. Auch auf den Unterhaltungszuschuss für die beiden Vereine, der sich auf je 10 000 Euro pro Jahr beläuft, könne man in Niederbachem in Form von liquiden Mitteln eher nicht rechnen.

Darum hatte sich der SV nach Alternativen umgesehen - und das BgA-Modell für sich entdeckt. "Das ist ein komplett anderer Ansatz", betont Andrea Lohmeier: "Bei einem neuen Kunstrasenplatz in Niederbachem wäre die Gemeinde haftender Eigentümer, der SV müsste dafür aus eigenen Kräften für Unterhalt und Nutzungsentgeld aufkommen." Rund 20 000 Euro wären das pro Jahr: "Das ist machbar", glaubt Möller.

Über Mitstreiter bei der Gründung einer BgA wurde daher auch bei einem Treffen am 14. Oktober gesprochen, zu dem der SC Villip alle sieben Fußballvereine aus Wachtberg eingeladen hatte: "Das Thema BgA war aber nur ein Teilaspekt", stellte SC-Vorsitzender Werner Fassbender klar. Hauptsächlich sei es in Sachen "Kunstrasenplätze" um die Formulierung eines gemeinsamen Strategiepapiers gegenüber der Politik gegangen, "um für alle Vereine eine Perspektive zu schaffen".

Ob eine BgA-Gründung derweil noch als Finanzierungskonzept zu empfehlen ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. "Wir werden das Modell nicht mehr propagieren", sagt etwa LSB-Sprecher Frank-Michael Rall: "Man kann es sicherlich trotzdem nutzen, aber unserer Ansicht nach bewegt sich das Konzept in einer gesetzlichen Grauzone." Es sei daher aus Sicht des LSB "unmoralisch", es für den Sport zu nutzen.

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