Der letzte Satz steht zuerst fest Wilfried Lülsdorf entwickelt Wachtberg-Krimireihe
Wachtberg-Pech · Der Journalist Wilfried Lülsdorf legt mit „Pechmariechen“ den ersten Teil seiner Wachtberg-Krimireihe vor. Es gibt zwei verschwundene Kinder und jede Menge lokale Bezüge auf den gut 200 Seiten. Eigentlich hatte der 64-Jährige immer von einem Kinderbuch geträumt.
Sein ganzes Berufsleben hat sich Wilfried Lülsdorf als Wirtschaftsjournalist der Recherche von Fakten verschrieben. Jetzt, zum frischen Ruhestand, schenkt sich der 64-Jährige Fiktion. „Pechmariechen“ heißt sein erster Wachtberg-Krimi. Wer allerdings die ersten Kapitel an der Seite seiner Hauptperson Alexander Hopp erlebt, merkt schnell: An guter Recherche hat Lülsdorf hier ebenfalls nicht gespart.
Der Pecher erzählt die spannende Geschichte von der Suche nach einem italienischen Mädchen, das bei einem Ausflug zum Drachenfels verschwunden ist. Dumm nur, dass die kleine Maria mit ihrer Mutter Giulia nicht nur beim kauzigen Hopp als Gastvater untergebracht, sondern dieser auch mit in Königswinter war. Der Protagonist, wie Lülsdorf als Reporter für mehrere Zeitschriften tätig, ermittelt deshalb parallel zur Bonner Polizei.
Er habe ein buntes Journalistenleben gehabt, erzählt der Autor: „Was fehlte, war stets ein Buch.“ Es sollte sich an Kinder richten, kam aber nie über den Rand der Schreibtischschublade heraus. Er wollte den Selbstversuch, wie er es nennt, wagen, statt 6000 nun 350.000 Zeichen liefern zu müssen. Fragte sich aber gleichzeitig, ob er das schaffe, eine Geschichte zu schreiben, die einen Bogen über 200 Seiten spannt.
Auslöser war der 50. Geburtstag der Gemeinde Wachtberg
Dass es am Ende ein Krimi wurde, hängt eng zusammen mit den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde Wachtberg 2019. Denn seine beste Freundin Bernadette Conraths (im Buch heißt sie Josephine Franzen) hatte ihn als Vorsitzende des Partnerschaftsvereins „charmant verpflichtet“, Gäste aus Italien aufzunehmen. „Ich hatte allerdings eine alleinerziehende Mutter mit zwei Jungs. Da die Kinder sehr quirlig und auf dem Drachenfels kurz verschwunden waren, habe ich nachher gedacht, ‚gut, dass das gutgegangen ist‘.“
Die Idee zum Regionalkrimi war geboren. Allerdings mit Vorgaben an sich selbst. „Ich wollte keinen bestialischen Mord, keine depressiven Hauptfiguren und dass nicht ständig leidenschaftlich gekocht wird“, sagt der gebürtige Beueler mit Blick auf andere Krimi-Reihen. Zunächst beschäftigte er sich damit, was bei ihm das ausschlaggebende Moment für einen Krimikauf sei. „Der Titel“, befand er und schuf ein Dutzend Ein-Wort-Titel mit seinem Wohnort „Pech“ vorne oder hinten.
Spätestens an dieser Stelle dürfte also klar sein, dass es nicht bei „Pechmariechen“ bleiben wird, und so ist denn schon mehr als die Hälfte von „Künstlerpech“ in Lülsdorfs PC. An diesen setzt er sich vornehmlich montags bis freitags nach dem Frühstück – und dem Studium von Zeitungen und Mails. „Am Wochenende ist frei, außer bei Spontaneinfällen.“ Dazu zählt eher nicht der letzte Satz, denn der ist bei dem Familienvater immer zuerst da.
Herausgebracht hat das Buch der Rheinbacher cmz-Verlag
Seine Frau übrigens durfte das Erstlingswerk erst nach einem Freund lesen, den er noch von der Journalistenschule kennt. „Der ist gnadenlos offen“, sagt Lülsdorf. Wenn dieser den Daumen gesenkt hätte, hätten die vielen Zeilen die Festplatte nicht verlassen. „Hat er aber nicht, wenngleich er mir geraten hat, das Ein oder Andere noch zu überarbeiten“, so der Autor, der den Rheinbacher cmz-Verlag für sich gewinnen konnte.
Wie viel Lülsdorf steckt eigentlich fernab des Jobs in Hopp, wenn dieser durch Berkum fährt und sich fragt, ob der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher sich wohl geehrt gefühlt hätte, dass die „hässliche Hauptschule“ nach ihm benannt sei? „Ich wusste vor dem Buch gar nicht, wie die Schule heißt, war aber tatsächlich verwundert“, gesteht der Journalist, der sich in sein Ort „sauwohl“ fühlt. Was Hopp transportiere, sei aber nicht alles seine Meinung.
Zurück zum Buch, in dem Lülsdorf raffiniert ein altes Verbrechen wieder aufleben lässt. Denn nach Maria verschwindet noch die neunjährige Marie in Friesdorf. Es darf (natürlich) keine schwierige Liebesbeziehung fehlen, in diesem Fall zu Jana Jäger, der Kriminalhauptkommissarin bei der Bonner Mordkommission. Dabei müssen Hopp und Jäger Acht geben, über ihr Kompetenzgerangel nicht den Fall aus dem Blick zu verlieren. Denn die Zeit arbeitet gegen sie.
Wilfried Lülsdorf, Pechmariechen – Ein Wachtberg-Krimi, cmz-Verlag, ISBN 978-3-87062-347-0, 13 Euro.