Geplante Anlagen in Adendorf Windrad-Firma setzt Landwirte unter Druck

Wachtberg-Adendorf · Mit ungewöhnlichen Methoden geht der Energieparkentwickler vor, um seine Planung für die Errichtung von Windrädern in Adendorf voranzutreiben. Die Firma setzt die betroffenen Landwirte offenbar unter Druck.

 Fahrradfahrer passieren die Felder in Adendorf, die für die Errichtung von Windrädern infrage kommen könnten,

Fahrradfahrer passieren die Felder in Adendorf, die für die Errichtung von Windrädern infrage kommen könnten,

Foto: Petra Reuter

Erstaunlich erscheint das Vorgehen des Energieparkentwicklers UKA nicht nur der Vorsitzenden der Aktionsgemeinschaft für den Schutz der Landschaft in Adendorf und Umgebung, Ursula Perkams. Auch politische Größen der Gemeinde und der Netzbetreiber Enewa haben laut Perkams überrascht und mit Befremden auf das Vorgehen des Energieparkentwicklers reagiert. Zudem erscheinen die Methoden und der Umfang der Versuche, Landwirte dazu zu bewegen, ihr Land an den Windradbetreiber zu verpachten, mehr als nur ungewöhnlich, so Perkams.

„Es sind mindestens 20 Landwirte, die betroffen sind“, schätzt Perkams. Ein Verwandter eines Obstbauers meldete sich zu Wort, möchte aber seinen Namen nicht in der Presse lesen. Zu groß sei der Druck, der dort aufgebaut werde. Es werde mit Vorspiegelung falscher Tatsachen gearbeitet, sagte der Mann. So habe man seinem Verwandten gesagt, alle anderen hätten die Pachtverträge bereits unterschrieben, nur seine Unterschrift fehle noch. Für den Fall, dass er die Unterschrift verweigere, habe die Vertreterin des Unternehmens dem Mann gedroht, die Windräder würden trotzdem gebaut und er bekäme keinen Pfennig.

„Nach meinem Eindruck werden die Landwirte hier gegeneinander ausgespielt“, sagt Perkams. Die Gründe dafür vermutet die Aktive in den Verträgen. Die Aktionsgemeinschaft habe die Unterlagen von einem Fachmann durchsehen lassen. „Es sind viele Passagen enthalten, die die Landwirte einseitig benachteiligen“, sagt die Vorsitzende.

Vertragsbedingungen werden kritisch gesehen

Einseitig zugunsten des Betreiberunternehmens sei beispielsweise, dass der Landwirt, der seine Flächen für mindestens 25 Jahre verpachtet, nicht die gleichen Kündigungsrechte wie der Pächter hat, so Perkams. Auch eine zweimalige Verlängerung des Pachtvertrags um jeweils fünf Jahre kann das Betreiberunternehmen einseitig durchsetzen. Weiterhin endet der Vertrag erst mit dem Rückbau der Anlagen, der im Übrigen laut Vertrag nicht vollständig erfolgen muss. Zudem kann das Unternehmen UKA die Rechte des geschlossenen Pachtvertrags ohne Zustimmung des Landwirts verkaufen.

Der Vorsitzende der Adendorfer Ortsvertretung, Volker Gütten, beurteilt die Energiegewinnung in dieser Form prinzipiell als sinnvolle Alternative, schränkt aber ein: „Es kann nicht sein, dass in einer Gemeinde, die nicht über die entsprechende Ausstattung mit passenden Flächen verfügt, solche Räder aufgestellt werden sollen.“ Ins Gespräch brachte er unter anderem die besondere Art der Kulturlandschaften unterhalb und in der direkten Umgebung der geplanten Räder. „Das ist ja hier kein Ackerbau. Das ist intensiver Obstanbau. Da verbringen die Mitarbeiter vor Ort in der Pflege, in der Spritzarbeit, in der Ernte viel mehr Zeit.“ Auch als Techniker, der er von Haus aus sei, sehe er die Sache kritisch. Bei der Höhe der Nabe und der Länge der Rotoren müssten rein physikalisch sehr hohe Geschwindigkeiten auftreten, sagte er. Damit schätzte er die Belastung als sehr hoch ein. Auch wenn das politische Bestreben, diese Energiegewinnungsform zu stärken, unterstützenswert sei, reiche es nicht aus, Abstandsflächen zu verringern. „Es müssen da noch einige andere Faktoren berücksichtigt werden“, findet er.

Perkams und ihre Mitstreiter sehen das ähnlich. „Da sind vier Dörfer, da leben Menschen“, betont sie. Auch das benachbarte Schutzgebiet mit seltenen Tierarten sei in Gefahr. Weiterhin befinde man sich im Erdbebengebiet. Schon im benachbarten Meckenheim hatten Seismologen vom Windradbau abgeraten, unter anderem weil die durch diese Technik hervorgerufenen Erschütterungen die Aufzeichnungen in der Seismologischen Station Todenfeld störten.

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