Podiumsdiskussion an der Alanus-Hochschule Alfter Wenn die Energiewende von zu viel Bürokratie ausgebremst wird

Alfter · Wie kann die Energiewende gelingen? Das war Thema einer Podiumsdiskussion an der Alanus Hochschule, zu der auch Katrin Göring-Eckard sowie Klimaaktivistin Mia Hense erschienen waren. Dabei zeigte sich: Der Teufel steckt auch hier im Detail.

 Lebhafte Podiumsdiskussion: Der Unternehmer Stefan Maier, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, Fridays for Future-Aktivistin Mia Hense und der Vorsitzende der Alanus-Stiftung Hermann Falk (v.l.n.r.).

Lebhafte Podiumsdiskussion: Der Unternehmer Stefan Maier, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, Fridays for Future-Aktivistin Mia Hense und der Vorsitzende der Alanus-Stiftung Hermann Falk (v.l.n.r.).

Foto: Petra Reuter

In der Alanus Hochschule am Standort Villestraße diskutierten die stellvertretende Bundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt, die Vertreterin von Fridays for Future Bonn, Mia Hense, Unternehmer Stefan Maier und der Vorsitzende der Alanus-Stiftung Hermann Falk unter dem Titel „Energiewende vor unserer Haustür“.

Dabei kamen auch die zahlreichen praktischen Probleme zur Sprache, die bei der Umsetzung von Energieprojekten auftreten. Initiiert hatte die Veranstaltung der Klimaaktivist und Student an der Alanus-Hochschule Aaron Bangert.

Ihr Wunsch sei, die Klimawende so zu gestalten, dass die Menschen in der Region die Klimawende mittragen können und wollen, sagte Göring-Eckardt. Dazu müsse es für die Bürger nicht nur die Möglichkeit zum Kauf, beispielsweise von Photovoltaik-Anlagen, geben, sondern auch die Möglichkeit, diese zu mieten.

 Hermann Falk, Vorstand der Alanus-Stiftung und Mia Hense, Aktivistin von Fridays for Future Bonn und Bornheim bei der Podiumsdiskussion.

Hermann Falk, Vorstand der Alanus-Stiftung und Mia Hense, Aktivistin von Fridays for Future Bonn und Bornheim bei der Podiumsdiskussion.

Foto: Petra Reuter

Die Klimawende müsse auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel möglich sein, betonte sie mehrfach. Von politischer Seite gehe es „in erster Linie gehe darum, Hindernisse aus dem Weg zu räumen.“ Im Bund sei das teilweise bereits mit der Planungsbeschleunigung und der Veränderungen der Voraussetzungen für Windkraftanlagen geschehen.

In der Praxis gibt es bürokratische Hürden

Ein praktisches Beispiel für Hürden kam mit dem Gespräch über die knapp zwei Jahren andauernde Hängepartie zum Thema Photovoltaik-Anlage für das Gebäude Campus II an der Hochschule auf den Tisch. „Wir sind nicht weitergekommen, es gibt keine PV-Anlage auf dem Dach“, bedauerte Falk. Die Crux lag offenbar bereits in der Vorbereitung. Falk wünschte sich eine kostenlose Beratung durch die Netzbetreiber hinsichtlich der Frage, wie man den Verbrauch optimieren könne und welche Anlage zum eigenen Energiebedarf überhaupt passe. Seiner Einschätzung nach könne das die Vorlaufzeiten stark verkürzen.

Diskussionsteilnehmer und Unternehmer Stefan Maier legte den Fokus auf technische Möglichkeiten, auch bei energieintensiven Wirtschaftszweigen einen positiven Effekt für das Klima zu erzielen. Ein Beispiel sei das mit der Digitalisierung einhergegangene starke Wachstum von energiehungrigen Rechenzentren.

Am CO²-Ausstoß Deutschlands haben Rechenzentren mit rund 3 Prozent ungefähr den gleichen Anteil wie die Flugindustrie, so Maier. Zwar verkleinere der Einsatz beispielsweise IT-gestützter Verkehrsleitsysteme den CO2-Fußabdruck. Allerdings könnte man zusätzlich mit den anfallenden großen Abwärme-Mengen der Recheneinheiten per Wärmerückkopplung heizen oder neue Energie gewinnen, schätzte Maier. Regional anwendbar sei das beispielsweise als Gewächshaus- oder Schwimmbadheizung oder als Einspeisung ins Fernwärmenetz.

Als Vertreterin von Fridays for Future Bonn riet Mia Hense den Menschen in der Region, sich über ihre individuellen Möglichkeiten zu informieren. Neben einer eigenen Anlageninstallation könne man Mitglied in einer Bürgerenergiegenossenschaft werden. Zugleich monierte Hense: „Bis es erstmals soweit ist, dass man eine PV-Anlage auf einem Dach montieren kann, muss man unfassbar viele bürokratische Hürden überwinden.“ Das müsse sich ändern, forderte sie.

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