Nach der Evakuierung in Swisttal und Rheinbach Wiedersehensfreude der Heimkehrer

Rheinbach/Swisttal. · Viele Menschen dürfen nach der Entwarnung am Montag wieder zurück in ihre Häuser in Rheinbach und Swisttal. In Odendorf sind einige Häuser einsturzgefährdet

 Polizisten schaufeln in Odendorf, nachdem die Evakuierung aufgehoben wurde, den Matsch vor den Häusern weg.

Polizisten schaufeln in Odendorf, nachdem die Evakuierung aufgehoben wurde, den Matsch vor den Häusern weg.

Foto: Ralf Klodt

Schäden sind überschaubar

Die äußerlichen Schäden an Gebäuden seien überschaubar, sagt der Ortsvorsteher. Bis auf die wenig betroffenen südöstlichen Lagen, das Neubaugebiet und die Marienstraße habe aber fast jedes Haus Wasser im Keller, teilweise auch in den Wohnräumen. Bei aller Freude über die Rückkehr ist Brozio trotzdem verärgert. „Die Informationspolitik der Stadtverwaltung ist katastrophal“, sagt er. Auch einige Anwohner äußern sich unzufrieden. Bis Montag hätten weder Bürgermeister Ludger Banken noch Vertreter aus der Stadtverwaltung Kontakt zu den Ortsvorstehern aufgenommen. Dabei seien diese am besten in den Orten vernetzt. Am Samstagmorgen habe er auf Eigeninitiative das erste Mal mit dem Bürgermeister sprechen können, so Brozio. „Wir versuchen, alle Kommunikationskanäle zu nutzen, die wir haben“, sagt Stadtsprecherin Daniela Hoffmann. „Aber wir sind nach wie vor, in einem Notbetrieb unterwegs.“ Das Rathaus sei wegen des Stromausfalls größtenteils nicht nutzbar, eine Rumpfmannschaft sitze in der Feuerwache.

Einige Kollegen aus der Eifel und von der Ahr seien selbst betroffen und nicht einsatzfähig, so Hoffmann. Der Rest arbeite seit Mittwoch durch. Die Kollegen seien schon früh durch die Orte gefahren, um Ansagen zu machen. Mitteilungen würden, seit es wieder geht, regelmäßig über Radio, Zeitung und Homepage verbreitet.

Tankstelle Odendorf muss generalgereinigt werden

In Odendorf ist am Mittag große Wiedersehensfreude angesagt. Nach Tagen der Abwesenheit kehren Arwed Presuhn und Anja Kerner zu ihrer Tankstelle am Ortseingang zurück. Es wird Wochen dauern, bis dort wieder Autos an der Zapfsäule halten können. Zwar sind die Tanks unbeschädigt geblieben, aber es liegt eine zentimeterdicke Schlammschicht über allem, inklusive Verkaufsraum. Da heißt es: Regale leeren und gründlich putzen. Unterdessen sind Polizei, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) damit beschäftigt, die Massen der Rückkehrer zu kanalisieren.

Für die Menschen, die wieder in ihre Häuser dürfen, beginnt jetzt das Auspumpen und Aufräumen. Die am schlimmsten betroffene Orbachstraße ist aber zunächst noch gesperrt. Die Polizei muss nach Vermissten suchen, und anschließend gehen die THW-Statiker von Haus zu Haus, um mögliche Einsturzgefahren zu diagnostizieren. 

Polizei, THW und Bundeswehr helfen

Am Zehnthofplatz warten Bereitschaftspolizisten, und die Bundeswehr hat Versorgungstische aufgebaut. Dort gibt es etwas zu trinken und zu essen. Sanitäranlagen gibt es im historischen Zehnthaus. Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner berichtet: „Die Situation in der Orbachstraße ist erschütternd.“ Sie selbst habe seit der Starkregenwelle vom Mittwoch jegliches Zeitgefühl verloren.

Auch die Gemeindeverwaltung ist arg getroffen. Fast alle Fahrzeuge sind zerstört. Nur der Bauhof hat noch einzelne Lkw. Im Rathaus in Ludendorf ist der Aktenkeller vernichtet. Und im Erdgeschoss ist die Büroelektronik außer Betrieb. Kalkbrenner hat sich beim Alfterer Bürgermeister ein Dienstfahrzeug geliehen, damit sie von Krisenherd zu Krisenherd pendeln kann.

Am Katastrophen-Mittwoch musste der Einsatzstab der Gemeinde mehrmals den Standort wechseln. Als es im Rathaus nicht mehr ging, floh man ins Feuerwehrhaus nach Miel und schließlich auf das Gelände der Bundespolizei in Heimerzheim. „Das schlimmste war die fehlende Kommunikation“, sagt Gemeindesprecher Bernd Kreuer. Traumatisch für die Verwaltungsleute. Auf einer Bank vor dem Zehnthaus sitzt Pfarrerin Claudia Müller-Bück und hört den Menschen zu. Was bewegt die Betroffenen jetzt? „Sie haben das Trauma: Wir sind nicht gewarnt worden“, sagt die Pfarrerin.

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