Warmes Wetter lässt die Spargelpreise purzeln

Freilandernte des Königsgemüses beginnt - Wegen der milden Temperaturen ist die gestochene Menge doppelt so groß wie im Vorjahr - Bauern im Rhein-Sieg-Kreis sind auf Helfer aus dem Ausland angewiesen

Rhein-Sieg-Kreis. Auf diese Schilder haben viele schon sehnsüchtig gewartet. "Frischer Spargel" steht auf den Hinweistafeln am Rand der Landstraßen im Kreis. Zwar preisen die Gemüsebauern in Niederpleis, Stockem, Eschmar, Birk und anderswo auf diese Weise schon seit Wochen ihre Ware an. Denn unter Folie gezogener Spargel wird dort bereits seit Mitte April geerntet. Doch erst Anfang der Woche hat die Freilandsaison begonnen.

Auf knapp 700 Hektar bauen die Landwirte im Rheinland Spargel an. So ist das Königsgemüse auch rund um die Burg Niederpleis zu finden. Dort bauen Toni und Brunhilde Nordhorn auf rund zehn Hektar sandigem Acker seit 1985 den heiß begehrten "Asparagus" an. In der Burg führt das Ehepaar einen Selbstvermarktungsladen, der in diesen Tagen viele Kunden anzieht. "Jetzt ist ideales Erntewetter für den Spargel", sagt Brunhilde Nordhorn.

Das Wetter muss mitspielen. Besonders gut für das Gemüse sind viele warme Sonnentage, die das Erdreich auf optimale 15 Grad erwärmen. Bereits zu Ostern sei laut Brunhilde Nordhorn viel Spargel nachgefragt worden, "doch da konnten wir keine große Mengen anbieten." Wegen vieler Frostnächte waren die Spargelbauern vor einigen Wochen noch in Sorge um die Ernte. So haben die Erdbeeren, das zweite Standbein vieler Spargelanbieter, "bereits Frostschäden abbekommen".

Mittlerweile aber hat es die Mai-Sonne gerichtet, und den Spargel unter den schier endlosen Folienreihen gut gedeihen lassen. Die Auslagen in den Läden der Selbstvermarkter sind prall gefüllt. So kann der Kunde den grünen Spargel wählen, der ungeschält im Kochtopf garen kann. Oder er entscheidet sich für unsortierten, dicken, mittleren oder dünnen Spargel.

Für Suppenspargel haben sich Kurt und Sigrid Jürgen entschieden. Das Ehepaar aus Oberpleis kommt gleich mit zwei Körben von je fünf Kilo unterm Arm aus dem Geschäft. Sie schwören auf ein besonderes Verfahren. Ein Teil des Spargels wird direkt tiefgefroren und eingemacht, schließlich soll der Vorrat bis über den Winter reichen. Fünf Euro je Korb hat das Ehepaar bezahlt und ist hoch zufrieden. Wer dagegen auf dünnen Spargel steht, kann den derzeit für 5,90 Euro das Kilo kaufen.

Damit liegt der Preis voll im Trend. Zwischen fünf und sieben Euro kostet in diesen Tagen im Rheinland das Kilo Spargel am Marktstand oder im Verkaufswagen neben dem Feld, sagt Sabine Behrendt von der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) in Duisdorf. "Das ist guter Durchschnitt."

Dabei reguliert natürlich das Angebot die Preise. "Die Spargelbauern hatten in den ersten Tagen der Saison Absatzprobleme, weil einfach zu viel Spargel auf einmal geerntet wurde", sagt Wolfgang Hein vom Bornheimer Centralmarkt. Der Centralmarkt bezieht seinen Spargel aus dem Münsterland. "Der einheimische Spargel wird ausschließlich direkt vermarktet", erklärt Hein.

Wegen des warmen Wetters der vergangenen Wochen wurde in der Region im Vergleich zum Vorjahr bisher die doppelte Menge an Spargel geerntet. Deshalb gingen die Preise im Großhandel deutlich nach unten. "Wie viele Tonnen geerntet werden, lässt sich nicht abschätzen. Die Ware, die durch Direktvermarktung an den Endverbraucher gebracht wird, wird von uns nicht erfasst", sagt Behrendt.

Am Dienstag kostete das Kilo Spargel bei den großen Gemüseversteigerungen 4,50 Euro. "Das liegt deutlich unter den Preisen der beiden vergangenen Jahre." Behrendt vermutet, dass die Preise zum Wochenende noch einmal sinken werden. "Und dann ein weiteres Mal, wenn der Importspargel aus Ungarn, Jugoslawien und Griechenland bei uns ankommt."

Bis zum 24. Juni, dem Johannistag und offiziellen Ende der Spargelzeit, werden die Nordhorns und ihre 20 Helfer, von denen viele wie Mariusz Leszek und Roszak Zwierzchowski aus Polen kommen, noch viel Spargel aus dem sandigen Boden stechen. Dann lassen die Bauern die Pflanzen ins Laub schießen. Die Blätter saugen Nährstoffe aus der Luft in die Wurzeln, was wichtig für eine gute Ernte im nächsten Jahr ist. Viel Zeit und Geld will investiert sein, bevor ein neu eingepflanztes Spargelfeld geerntet werden kann. Brunhilde Nordhorn: "Man muss drei Jahre warten und im Wortsinn mehrere tausend Euro in den Sand setzen."

Welche Landwirte in der Region ihren Spargel direkt verkaufen, ist unter www.landwirtschaftskammer.de nachzulesen.

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