Großes Benefizkonzert abgesagt Warum die Bigband der Bundeswehr in Eitorf nicht auftreten darf

Eitorf · Die Geburtstagsparty des Heimatvereins Eitorf sollte eine große Veranstaltung mit hoher Strahlkraft werden. Sogar die Bigband der Bundeswehr wollte ohne Gage auftreten - doch dazu kommt es nicht

 Die Bigband der Bundeswehr wollte eine Benefizkonzert auf dem Eitorfer Marktplatz geben. Doch daraus wird nun nichts.

Die Bigband der Bundeswehr wollte eine Benefizkonzert auf dem Eitorfer Marktplatz geben. Doch daraus wird nun nichts.

Foto: privat

Es hätte eine große Veranstaltung mit hoher Strahlkraft werden können. Der Heimatverein Eitorf, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert, hatte große Pläne. Sogar die Bigband der Bundeswehr hatte sich bereit erklärt, ein Benefizkonzert auf dem Marktplatz zu geben. Am 7. Juni, ein Tag vor Fronleichnam, sollte es stattfinden. Doch der Traum ist geplatzt.

Der Grund: Die Bundeswehr hatte einige Regeln aufgestellt, was den Bühnenauf- und abbau betraf. Die mussten mit jeweils zwölf Helfern gesichert werden, und der Erlös sollte einem örtlichen Projekt zugute kommen. Letzteres war kein Problem, denn der Heimatverein holte sich die Eitorf-Stiftung als Schirmherr mit ins Boot. Doch für den Veranstaltungstag ab 13 Uhr zwölf Leute für den Aufbau und nach Abschluss des Konzerts von 23 bis etwa drei Uhr Helfer für den Abbau zu finden, stellte sich als schwierig heraus. Es war offenbar niemand bereit mitzuhelfen - und das trotz anderthalb Jahren Vorlaufzeit. Allerdings gab es dabei auch einige Missverständnisse.

„Angefangen hat alles mit der Idee von Ray Wilkins, über seine Bilder im Schwimmbad ein großes Konzert zu finanzieren“, sagt Alwin Müller, Erster Vorsitzender des Heimatvereins. Bei einem ersten Treffen im November 2021, zu dem er alle Vereine sowie Bürgermeister Rainer Viehof eingeladen hatte, wollte er das Interesse an einem Benefizkonzert der Bundeswehr-Bigband abklopfen. Die Begeisterung sei groß gewesen, erzählt er, und schnell fand sich der Tauchclub Xarifa, der bei der Organisation mitmachen wollte. Einen Monat später kamen die Vertreter der Bundeswehr und erklärten ihre Bereitschaft, auf dem Marktplatz aufzutreten. Der Bürgermeister sagte die volle Unterstützung von Bauhof und Freiwilliger Feuerwehr zu, und auch Sponsoren hatten sich gefunden. Ab März 2022 fanden regelmäßige Orga-Treffen statt. „Die Feuerwehr haben wir für die Oktober-Sitzung eingeladen, doch die Überraschung war groß: Sie war über die Planungen noch gar nicht informiert worden und stellte uns maximal drei bis vier Helfer in Aussicht“, berichtet Müller.

Im November 2022 kam es zu einem weiteren Treffen mit der Bundeswehr, nach dem sich die Organisatoren an die Vereine im Ort wandten und um Unterstützung baten. Auch der Bürgermeister wurde erneut um Unterstützung durch den Bauhof gebeten. „Da kam die nächste Überraschung: Dem Bürgermeister zufolge sei der Bauhof bereits mit den Straßensperrungen ausgelastet. Die Feuerwehr hatte sich bereit erklärt, einen Imbiss- und Getränkestand zu machen, aber mehr war nicht drin", so Müller. Als sich bei der letzten Orga-Sitzung im Dezember immer noch keine Helfer gemeldet hatten, wandte sich das Projektteam mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit. „Daraufhin haben sich 30 Personen als Helfer gemeldet. Diesen haben wir die Anmeldebögen der Bundeswehr übersandt“, erzählt der Vorsitzende. Mit Namen und Geburtsdatum hätten sich die Helfer darin eintragen sollen, doch nur sieben Personen pro Schicht sandten die Bögen dann tatsächlich zurück - zu wenige.

Hilferuf an den Bürgermeister

Erneut wandten sich die Organisatoren an die Vereine, darunter auch den Gemeinde-Sportbund, denn für den Bühnenbau braucht es kräftige und sportliche Leute. Als sich immer noch niemand meldete, erging erneut ein Hilferuf an den Bürgermeister: Die letzte Chance sei eine Zusage von Bauhof und Feuerwehr, sonst müsse das Benefiz-Konzert abgesagt werden, hieß es.

Die Bundeswehr hatte eine verbindliche Bestätigung bis zum 9. Januar erwartet. Als dann auch der Tauchclub wegen der unkalkulierbaren Kosten seinen Rückzug erklärte, war das Ende der großen Party besiegelt. Für Logistik, Security, Absperrungen, Verpflegung, Technik, Getränke- und Toilettenwagen sowie die erforderlichen Genehmigungen hätten die Vereine zudem mit einer vierstelligen Summe in Vorleistung treten müssen. Nötig wären drei 40-Tonner-Laster für Technik und Bühne sowie Busse für die Band gewesen. „Wir hatten bereits das Pfarramt als Unterkunft für die 25 Musiker plus Sänger und Techniker angemietet“, berichtet der Heimatvereinsvorsitzende. Nach Deckung dieser Kosten sollte der Erlös gespendet werden.

„Eine Erklärung, warum sich keiner gemeldet hat, gibt es eigentlich nicht“, rätselt Alwin Müller. Die Entschuldigungen seien sehr unterschiedlich gewesen. Die einen hätten datauf hingewiesen, dass sie nicht bereit gewesen seien, extra einen Urlaubstag zu nehmen, andere verwiesen auf eine Nachtschicht oder meinten, soweit im Voraus nicht planen zu können. „Die Teilnahme an ehrenamtlichen Tätigkeiten insgesamt ist sehr gering. Irgendwie ist die Gesellschaft nicht mehr so bereit wie früher, Verpflichtungen anzunehmen“, resümiert der Heimatvereinsvorsitzende. Dass sich in den eigenen Vereinsreihen keine Ehrenamtler fanden, lasse sich indes erklären: 80 Prozent der Mitglieder sind betagt, die übrigen waren bereits in die Organisation eingebunden.

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