Wasser sprudelt seit Generationen aus der Quelle

Sinziger Mineralbrunnen feiert 150-jähriges Bestehen - Qualität und Umweltschutz werden besonders groß geschrieben - Pro Jahr werden 500 000 Hektoliter abgefüllt

  Hab mein Wagen hoch beladen:  Vor Jahrzehnten noch wurden die Flaschen in Holzkisten verpackt.

Hab mein Wagen hoch beladen: Vor Jahrzehnten noch wurden die Flaschen in Holzkisten verpackt.

Foto: Vollrath

Sinzig. "Glas- oder PET-Flaschen, dass war in den Anfangsjahren des Sinziger Brunnens noch Zukunftsmusik. Tonkrüge, die zur Befüllung an langen Seilen in den Brunnenschacht hinabgelassen wurden, so sah im Jahr 1853 der Arbeitsablauf aus", verrät Marketingleiter Christoph Heimbach. Das und vieles andere hat sich geändert: Der Sinziger Getränkehersteller feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Firmenjubiläum.

Die Geschichte des sprudelnden Wassers beginnt eigentlich schon im 16. Jahrhundert. Der Andernacher Arzt Johannes Günther erwähnt 1565 in einem Schreiben die Sauerquelle bei dem Städchen "Syntzig", dem heutigen Abfüllort. Bis zur Fassung, dem gewerblichen Ausbau des Brunnens, vergingen aber noch viele Jahrzehnte.

Die Familie Rosenbaum aus Sinzig gilt als erste Besitzerin der Quelle. Die geschäftstüchtige Familie schaltete bereits in den ersten Jahren Werbeanzeigen in der Bonner Region und vermarktete das quellfrische Mineralwasser aus der Eifel für 20 Pfennig pro Krug.

Grund zum Feiern hatte man in Sinzig im Jahr 1857. Dem Ort wurde der Titel "Bad" zugesprochen. In dem damaligen Badehaus an der Kölner Straße wurden acht Jahre lang Trink- und Badekuren angeboten. Das endete mit dem Verkauf der Abfüllrechte des Sinziger Mineralwassers an Apollinaris mit der Option, dass sie für mindestens 30 Jahre weder genutzt noch in den Handel gebracht werden durfte.

Zu neuem Leben erweckt wurde die Quelle durch Carl Baum, der 1921 den Brunnen wieder freilegte und das Badehaus herrichten ließ. Bis zur Wiederaufnahme des Kurbetriebes vergingen allerdings doch noch sechs weitere Jahre. Der Absatz des Mineralwassers konnte damals bereits weiter vorangetrieben werden. Absatzorte waren zum einem die weitere Region, aber vor allem auch im Ruhrgebiet fand das Wasser immer mehr Liebhaber.

"Die erste maschinelle Abfüllung des Mineralwassers erfolgte 1929", weiß Heimbach aus der Firmengeschichte. Mineralwasser darf nur am Quellort abgefüllt werden, erklärt er. Das machte den Ausbau der heute 14 000 Quadratmeter großen Abfüll- und Lagerhallen notwendig. Damit nehmen die Hallen etwa ein Drittel des gesamten Firmengeländes in Anspruch.

Was mit einem kleinen Familienbetrieb begann, hat sich heute zu einem Arbeitgeber für mehr als 90 Mitarbeiter entwickelt. Der erste automatische Abfüller wurde 1953 in Betrieb genommen. Besonderheit damals: Das Gewinde für den Flaschenverschluss befand sich im Gegensatz zu heute auf der Innenseite des Flaschenhalses. Bunte Plastikkästen suchte man in dieser Zeit noch vergebens. Die Auslieferung wurde in eigens für den Brunnen angefertigten Holzkisten vorgenommen.

Ein weiterer markanter Punkt in der Firmengeschichte ist das Jahr 1989. Als Schwesterunternehmen sind Apollinaris und der Sinziger Brunnen unter dem Dach der großen Konzernmutter, der Dortmunder "Brau und Brunnen" vereinigt. Diese Zusammenarbeit sichert dem Sinziger Getränkehersteller den bundesweiten Absatzmarkt.

Neben dem Ausbau der Abfüllanlage kümmerten sich die Verantwortlichen im Verlauf der Jahre immer wieder auch um die Anpassung der Produktpalette. Zunächst gab es nur das Mineralwasser, direkt aus der Quelle. Heute hingegen kann der durstige Kunde aus 14 verschiedenen Produkten, alle auf Basis des "Sinziger Mineralwassers" hergestellt, wählen. "Der Markt zeigt uns, dass wir neben den verschiedenen Wassertypen auch Fitness- und Fruchtsaftgetränke sowie Limonaden in das Angebot mit aufnehmen müssen", sagt Heimbach.

Qualitätsmanagement und Umweltschutz werden bei dem Getränkehersteller, der immerhin 500 000 Hektoliter im Jahr 2002 verfüllt hat, besonders groß geschrieben. "Wir verkaufen ein Naturprodukt und sind uns daher stets der Verantwortung für die Umwelt bewusst", sind sich die beiden Geschäftsführer Wolfgang Hoss und Christoph Wiedemeyer einig.

Das Wasser wird stündlich durch Claudia Herges im firmeneigenen Labor überprüft. Keine Charge von den mehr als 70 Millionen Flaschen, die jährlich den Ort verlassen, bleibt unkontrolliert. "Erst wenn wir grünes Licht geben, kann mit dem Verladen und der Auslieferung begonnen werden", versichert die Laborleiterin. Vor der Befüllung werden die Mehrwegflaschen sortiert und gewaschen. Die Kontrolle der angelieferten PET-Leergutflaschen übernimmt zusätzlich eine elektronische Spürnase, der "Sniffer". Die Sensoren messen kleinste Mengen an Fremdstoffen in den Flaschen und sortieren diese automatisch aus.

Heimatnah agiert die Firma beim Sponsoring. "Wir zeigen uns nicht nur beim Sprudelnden Sinzig oder im Karneval, sondern auch im Sport, durch Banner- und Trikotwerbung, wo wir den gesunden Durst der ganzen Familie löschen und auch die Jugendarbeit unterstützen", erklärt Wiedemeyer.

Für das Geburtstagsjahr hat sich die Firmenleitung etwas Besonderes einfallen lassen. Gleich zehn Mal verlost der Brunnen ein monatliches Haushaltsgeld in Höhe von 150 Euro. Interessierte müssen hierzu ein lustiges, originelles oder schönes Familienfoto an den Sinziger Brunnen schicken.

Teilnahmebedingungen und weitere Informationen über den Mineralbrunnen am Fuße der Eifel finden sich im Internet unter www.sinziger.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort