Shell-Leck in Wesseling Weil die Isolation und der Rostschutz versagten, liefen eine Million Liter Kerosin aus

WESSELING · Das Leck an der Rohrleitung der Wesselinger Shell Raffinerie wurde offenbar dadurch ausgelöst, dass sowohl die Isolation der Pipeline beschädigt war als auch der Rostschutz versagte. Das hätten die bisherigen Erkenntnisse der von Shell und der Bezirksregierung Köln bestellten Gutachter ergeben, sagte Constantin von Hoensbroech, Sprecher der Shell Rheinland Raffinerie, auf Anfrage.

 Die Ursache für das Leck in der Kerosinleitung an der Waldstraße in Wesseling ist geklärt.

Die Ursache für das Leck in der Kerosinleitung an der Waldstraße in Wesseling ist geklärt.

Foto: Sinzel

Die Isolationsschicht aus Bitumen ist offenbar an der Außenseite der Pipeline zu Schaden gekommen. Zusätzlich ist der sogenannte kathodische Korrosionsschutz (KKS) an eben dieser beschädigten Stelle ausgefallen. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, das die Pipeline vor Rost schützen soll. Die Leitung wird unter Strom gesetzt und die Eisenionen dadurch so gesteuert, dass eine Reaktion mit Sauerstoff und Wasser verhindert wird.

Diese beiden Faktoren im Zusammenspiel hätten dafür gesorgt, dass ein fünf Millimeter großes Leck in der Pipeline entstehen konnte, sagte von Hoensbroech. Merkwürdig sei, dass beide Probleme zeitgleich und nur an einer begrenzten lokalen Stelle aufgetreten seien. "Die Leitung ist sonst in Ordnung." Was wiederum der Auslöser für die Beschädigung der Isolation und den Ausfall des KKS gewesen sei, werde zurzeit noch von den Gutachtern geprüft und in einem Abschlussbericht erörtert.

Wegen der undichten Leitung zwischen dem Werk Süd der Rheinland Raffinerie und dem dazugehörigen Tankfeld 311 waren bis Ende Februar rund vier Wochen lang unbemerkt mehr als eine Million Liter Kerosin ausgetreten. Am 14. Juni hatte die Bezirksregierung Köln eine Ordnungsverfügung gegen Shell erlassen und das Mineralölunternehmen verpflichtet, innerhalb eines Monats einen sogenannten Abwehrbrunnen als Maßnahme gegen den ausgelaufenen Treibstoff zu errichten. Es soll also ein Brunnen gebohrt werden, um das verunreinigte Grundwasser mittels Pumpen aufzufangen und solange zu reinigen, bis keine bedenkliche Menge an Kerosin mehr im Grundwasser enthalten ist.

Außerdem bestellte die Bezirksregierung Vertreter des Unternehmens zu Aufsichtsgesprächen ein, die am 22. Juni mit Beteiligung der bisher eingeschalteten Gutachter stattgefunden haben. Dabei habe man den Sachstand erörtert und die weiteren Maßnahmen besprochen, so von Hoensbroech. "Wir haben das Ziel, die nötigen Sanierungsmaßnahmen in den genannten Fristen umzusetzen", sagte der Shell-Sprecher. Außerdem habe man bereits eine Grundwasser-Messstelle errichtet - weitere seien in Planung -, und insgesamt 500 Kubikmeter verunreinigten Boden abgetragen. Shell muss zudem der Bezirksregierung monatlich Zwischenberichte des Gutachters über den Stand der Maßnahmen vorlegen. Dirk Jansen vom BUND NRW begrüßte das Vorgehen der Bezirksregierung Köln. "Es ist richtig, dass die Bezirksregierung als Aufsichts- und Genehmigungsbehörde gegen Shell nun Sanktionen erhebt und klare Vorgaben macht." Da Kerosin nicht wasserlöslich sei, könne man den Stoff durch einen Abwehrbrunnen und eine anschließende Reinigung tatsächlich entfernen. Bei der Menge des ausgetretenen Kerosins sei allerdings fraglich, ob ein einziger Abwehrbrunnen ausreiche. "Außerdem ist nicht nachvollziehbar, warum die Bezirksregierung erst im Mai tätig geworden ist." Seit Ende Februar das Leck bekannt geworden war, habe man so zwei wertvolle Monate verloren.

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