Weitere Belastungszeugin meldete sich

Ortstermin im Prozess gegen den langjährigen Chef des Weißen Rings Bonn

  Das Auto , das der Tatort sein soll, wird begutachtet

Das Auto , das der Tatort sein soll, wird begutachtet

Foto: Volker Lannert

Bonn. Morgens am Eingang der Tiefgarage des Bonner Landgerichts: Eine kleine Gruppe Menschen, die sich um ein Auto versammelt hat, zieht die Blicke der Passanten auf sich. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Frank Liegat hält einen Ortstermin ab im Prozess gegen den 78-jährigen Ex-Chef des Weißen Rings Bonn/Rhein-Sieg, der laut Anklage ein von ihm betreutes weibliches Opfer einer Sexualstraftat selbst sexuell genötigt haben soll ( der GA berichtete) - in seinem Auto.

Die 28-jährige Zeugin hatte den Wagen beschrieben, und nun will das Gericht prüfen, ob ihre Aussage der Wirklichkeit entspricht. Die junge Frau ist mit ihrer Anwältin ebenfalls vor Ort und muss noch einmal zig Detailfragen zu dem Gefährt beantworten, in dem der Angeklagte über sie hergefallen sein soll.

Schließlich wird der Wagen vorgefahren, es stellt sich heraus: Die Marke stimmt mit ihren Angaben überein, anderes stimmt nicht. Und auch die Zeugin ist überrascht, dass das, was sie immer wieder in allen Aussagen als Navigationssystem beschrieb, in Wahrheit ein Radio ist, zu dem das von ihr beschriebene Display gehört. Doch jeder erfahrene Richter weiß: Das untauglichste Beweismittel ist der Mensch als Zeuge, da er in seiner Wahrnehmung so häufig irrt. Erst recht, wenn seine Aufmerksamkeit anderweitig gefordert ist.

So könnte es auch der Zeugin gegangen sein, die damals im Auto Unangenehmes erlebt haben will. Unangenehme Erlebnisse wollen auch andere Frauen mit dem Mann, der ihnen als Chef der Opferschutzorganisation helfen sollte, gehabt haben. In Folge der Berichterstattung über den Fall meldeten sich vier weitere Zeuginnen - der Staatsanwältin zufolge hat gerade wieder eine neue Belastungszeugin die Ermittler kontaktiert. Die Frauen sollen am nächsten Prozesstag gehört werden.

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