Siegburg "Welt-Down-Syndrom-Tag": Mehr Selbstverständlichkeit erwünscht

SIEGBURG · Am Mittwoch ist "Welt-Down-Syndrom-Tag". Viele Eltern, auch aus Siegburg, wünschen sich mehr Selbstverständlichkeit im Alltag.

 Fühlt sich wohl in ihrer Siegburger Kindertagesstätte: Hanna (Mitte) spielt mit ihren Freunden.

Fühlt sich wohl in ihrer Siegburger Kindertagesstätte: Hanna (Mitte) spielt mit ihren Freunden.

Foto: Holger Arndt

"Hallo Mama", freut sich Hanna, winkt kurz und macht sich dann über den Rest ihrer Mittagsmahlzeit her. In der Siegburger Kinderburg Veronika Keller sitzt das gerade sechsjährige Mädchen mit seinen Altersgenossen am Tisch. Hanna hat Trisomie 21, das Down-Syndrom, also drei statt zwei X-Chromosomen an der 21. Stelle ihrer DNA. Die anderen Kinder nicht. Für sie ist der Umgang mit Hanna ganz selbstverständlich.

Auch, wenn die Kleine nicht ganz so geschickt mit der Schere oder dem Stift umgeht. Auch, wenn Hanna nicht immer beim Klettern mithält oder jede Spielanleitung sofort versteht. Auch, wenn ihr Wortschatz noch die eine oder andere Lücke aufweist.

"Diesen hier in der Kindertagesstätte so selbstverständlichen Umgang mit Behinderten - egal welchen Alters - wünschen wir uns", sagt ihre Mutter, Petra Winterscheid. Gemeinsam mit einem halben Dutzend weiterer Mütter informiert sie heute, am "Welt-Down-Syndrom-Tag", auf dem oberern Siegburger Marktplatz über den genetischen Defekt und seine Auswirkungen.

"Wir haben uns gefragt, wo denn die älteren Mitmenschen mit Down-Syndrom sind, man sieht sie kaum im Straßenbild", so Winterscheid weiter. Unterstützt von der Siegburger Jugendbehindertenhilfe (JBH) verteilt sie am Mittwoch, von 10 bis 15 Uhr Infomaterial, hält Zeitschriften und weitere Literatur bereit, die Aufschluss geben über das Leben mit der Behinderung, aber auch über die vielen Möglichkeiten, von denen es für Menschen mit Down-Syndrom viel mehr als früher gibt.

"Ich habe in der Vergangenheit oft bemerkt, dass die meisten nicht wissen, wie sie mit einem Kind mit Down-Syndrom umgehen sollen. Da ist eine Scheu, eine Hemmschwelle, die wir gerne abbauen würden." Sie wünscht sich, "dass die Menschen offener fragen".

Denn natürlich sieht man auf den ersten Blick, dass Hanna sich von Gleichaltrigen unterscheidet: Die typisch mandelförmigen Augen, der etwas flachere Hinterkopf, Merkmale, die den Trisomie 21-Trägern gemein sind. Aber mithalten kann sie trotzdem prima. "Natürlich gibt es auch da unterschiedliche Verläufe und Behinderungsgrade.

Im Rhein-Sieg-Kreis und Bonn gibt es zum Glück ein ganz gutes Netz an Hilfen", sagt Petra Winterscheid. Je früher die Kinder gezielt gefördert werden, desto besser verläuft die Entwicklung. "Hanna wird ihren Weg machen", davon ist ihre Mutter überzeugt.

Ob die vielen Älteren aus der Region den ihren auch gemacht haben, wüsste sie gern. "Wenn es mehr Wohneinrichtungen für Menschen mit Down-Syndrom in den Innenstädten gäbe, könnten viele von ihnen nicht nur wesentlich selbstständiger leben, sondern würden auch von der Gesellschaft als ein normaler Bestandteil des täglichen Lebens wahrgenommen." Das fände sie schön.

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