Wenn das Geld nicht mehr fürs Essen reicht

Seit einem Jahr verteilt die evangelische Gemeinde Bornheim Obst, Gemüse und Brot an Bedürftige

  Beim Einpacken:  Die ehrenamtlichen Helferinnen der Bornheimer Lebensmittelausgabe versorgen bedürftige Menschen mit ihren liebevoll gepackten Essenspaketen.

Beim Einpacken: Die ehrenamtlichen Helferinnen der Bornheimer Lebensmittelausgabe versorgen bedürftige Menschen mit ihren liebevoll gepackten Essenspaketen.

Foto: Henry

Bornheim. "Die ersten waren schon vor 9 Uhr hier, um sich bei unserer Lebensmittelausgabe anzumelden", sagt Gabi Speer von der evangelischen Kirchengemeinde Bornheim.

Seit einem Jahr verteilen ehrenamtliche Helfer im Geschwister-Imhof-Haus, dem evangelischen Gemeindezentrum in Bornheim, mittwochs ab 11 Uhr Lebensmittel an bedürftige Menschen und Familien. Mittlerweile hat sich das Team eingespielt, und alle Anfangsprobleme sind gelöst.

"Ich hatte zwar einen Tag bei der Bonner Tafel hospitiert, aber die Dimensionen sind nicht vergleichbar", sagt Speer. Sie führt für die evangelische Kirchengemeinde Bornheim und die Diakonie seit eineinhalb Jahren die Sozialberatung durch und organisiert die Lebensmittelausgabe.

"Die anderen haben mehr als ich" und Vordrängeln waren Anfangsprobleme, die die Helfer schnell in den Griff bekommen haben. "Anfangs mussten wir uns jedes Mal nach der Ausgabe zusammensetzen und schauen, was besser laufen muss", erinnert sich Speer. Heute sind die vorgepackten Kisten innerhalb einer Stunde alle raus, obwohl die Zahl der Bedürftigen sehr stark gestiegen ist.

Auf der Liste stehen mehr als 50 Familien oder Einzelpersonen - insgesamt 145 bedürftige Menschen aus der Stadt Bornheim. Etwa 30 bis 40 Kisten mit Salat und Tomaten, Äpfeln und Bananen, Brot und Kuchen, die je nach Familiengröße vorgepackt werden, gibt die Lebensmittelausgabe jede Woche heraus. Anfangs waren es nur 13 Familien, die sich die Lebensmittel nach Hause holten.

"Bei den Beratungen hörte ich gerade zum Monatsende oft, dass das Geld für das Nötigste nicht ausreicht", berichtet Gabi Speer. Außergewöhnliche Belastungen wie Strom- oder Nebenkosten-Nachzahlungen sprengen den Haushaltsplan derer, die sowieso knapp kalkulieren müssen. So hatte Speer die Idee einer Lebensmittelausgabe nach dem Vorbild der Bonner oder anderer Tafeln.

Sie nahm Kontakt zu Helga Borghoff auf, die bereits in Eigenregie Bedürftige mit Lebensmittelspenden versorgte. Weitere ehrenamtliche Helfer waren ebenso schnell gefunden wie Firmen, die Lebensmittel zur Verfügung stellten. Die Firma Rewe, die Bäckereien Nelles und Landsberg sowie der Fruchtkontor sagten spontan zu. Die Landwirte Schwarz, Hartmann, Adolfs und Bio Bursch spenden wöchentlich Obst und Gemüse der Saison. Die Spedition Weiler und Rillig sowie die Supermärkte Toom und Edeka kamen bald hinzu.

Von Montag bis Mittwoch früh holen vier Helfer die Lebensmittel nach einem Fahrplan von den Spendern ab. In zwei großen Kühlschränken werden Milchprodukte gelagert. Die Backwaren holen sie erst am Mittwoch ab. Die Bedürftigen melden sich vor der Ausgabe an und bekommen eine Nummer. Dann stellen die Helfer je nach Haushaltsgröße ein Paket zusammen.

"Notkisten" für neue Abholer, die mit dem Ablauf noch nicht vertraut sind, stehen auch bereit. Die Bedürftigkeit prüft Speer anhand des Bescheids von der Rentenkasse oder des Arbeitsamts. Ein Nachweis, dass sie in Bornheim wohnen und wieviele Personen gemeldet sind, benötigt sie ebenfalls.

"Es kamen bis jetzt nur Leute, die grade so viel haben, wie Hartz IV eben hergibt", sagt Speer. Für den letzten Ausgabetag vor Weihnachten sammelt die Lebensmittelausgabe kleine Geschenke. Viele Bornheimer Geschäftsleute haben schon zugesagt. Für nächstes Jahr hofft sie eine weitere Ausgabestelle in einer der Bornheimer Gemeinden einrichten zu können. Momentan laufen Gespräche mit möglichen Partnern.

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