Widerstand gegen Bauprojekt am Schellerod

Die Grünfläche in Oberlar soll Häusern weichen - Schon fünf Grundstücke verkauft, aber noch kein Baurecht - Anlieger reichen mehr als 140 Einsprüche gegen den Bebauungsplan ein

  Bebaut  werden soll das 4 000 Quadratmeter große Grundstück am Schellerod in Oberlar; 13 Häuser sind geplant. Anwohner protestieren gegen den Plan.

Bebaut werden soll das 4 000 Quadratmeter große Grundstück am Schellerod in Oberlar; 13 Häuser sind geplant. Anwohner protestieren gegen den Plan.

Foto: Klaus Elsen

Troisdorf. Franz Schmoll, der selbsternannte Rebell vom Schellerod, hatte sich eigentlich schon zur Ruhe gesetzt. Denn der Oberlarer Stadtteilpark ist mittlerweile verwirklicht, die Karnevalisten sind nach Spich umgezogen, und die mehrere hundert Quadratmeter große Wagenbauhalle ist verhindert worden.

Doch jetzt hat der Plan der Stadtverwaltung, einen Teil des Parks zu bebauen, den unbequemen Oberlarer wieder auf den Plan gerufen. Mehr als 140 Einsprüche gegen die Bebauung hat Schmoll in den vergangenen Wochen bei Anliegern gesammelt und im Troisdorfer Rathaus abgegeben.

Auf einer Fläche von rund 4 000 Quadratmetern - die laut Grundbuchamt der katholischen Kirchengemeinde Sieglar gehören - will ein privater Unternehmer insgesamt 13 Einfamilienhäuser errichten, teils freistehend, teils als Doppelhäuser und teils in Reihe gebaut.

Allerdings: Weil das Areal im Flächennutzungsplan als Park und Grünfläche ausgewiesen ist, muss der Plan geändert und vom Kölner Regierungspräsidenten erst noch genehmigt werden. Außerdem läuft zur Zeit die Aufstellung eines Bebauungsplanes. Bis der rechtskräftig ist, geht ebenfalls noch eine Weile ins Land.

Das allerdings hindert den Bergheimer Immobilienmakler Hartmut Schnitzler nicht, schon jetzt Häuser zu verkaufen. Fünf der 13 Grundstücke hat die Firma bereits an Käufer veräußert. Drei weitere sind zudem reserviert. Die Preise liegen je nach Grundstücksgröße zwischen 220 000 und 279 000 Euro.

Zu der Frage, was mit den schon verkauften Grundstücken passiert, falls der Flächennutzungsplan nicht geändert wird und der Bebauungsplan nicht zustande kommt, wollte Schnitzler sich gegenüber dem General-Anzeiger nicht äußern: "Ich habe mit den baurechtlichen Dingen nichts zu tun, das ist Sache des Bauträgers." Das ist der Bergheimer Architekt Gerd Mondorf.

Sollte das Projekt wider Erwarten platzen, "dann treten wir natürlich von den Verträgen zurück", sagte Mondorf am Dienstag auf Anfrage. Er hält die Kritik für unzutreffend. "Das ist eine sehr angenehme, lockere Bebauung und keine Beeinträchtigung für den Park. Der Vorschlag kam von der Stadt, und den haben wir akzeptiert."

"Das sieht ganz nach einer abgekarteten Sache aus", ärgert sich indes Schmoll über die "Zweckentfremdung". Er vermutet, dass den beteiligten Baufirmen entweder aus dem Rathaus oder von Politikern insgeheim schon grünes Licht für das Bauprojekt signalisiert wurde. "Damit wird die rechtlich vorgeschriebene Bürgerbeteiligung ausgehebelt."

Ein Indiz für seine Vermutung, dass hinter den Kulissen Absprachen getroffen wurde, sieht Schmoll in der Tatsache, dass der Hauptausschuss im April der Straße, die das neue Baugebiet erschließen soll, den Namen "Am Oberlarer Park" gegeben hat.

Bereits vor vier Jahren hatte es schon einmal Pläne gegeben, dass Kirchengrundstück zu bebauen. Damals wollte die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) mit dem Katholischen Verein für soziale Dienste (SKM) dort zwei Mehrfamilienhäuser unter anderem für sozialschwache Familien errichten.

In den Häusern mit zusammen 14 Wohnungen sollten vier Wohnungen für das SKM-Projekt "Betreutes Wohnen für Obdachlose" zur Verfügung gestellt werden. Durch den SKM, so warb die Stadtverwaltung damals für das Projekt, solle eine "Reintegration von Obdachlosen in den Wohnungsmarkt" ermöglicht werden. Der Bau der Häuser scheiterte letztlich aus finanziellen Gründen. Die Verwaltung betrieb die Bebauung weiter, vor zwei Jahren haben die Politiker die Aufstellung des Bebauungsplanes O 165 beschlossen.

Von der Sozialbindung für Obdachlose ist jetzt nicht mehr die Rede, weil "dieser Bedarf nicht mehr besteht", so die Verwaltung. In der Begründung für den Bebauungsplan steht beschrieben, dass "die überbaubaren Grundstücksflächen für eine Reihen- und Doppelhausbebauung neu geordnet" werden.

Auch von Wohnraum für kinderreiche Familien ist im Entwurf des Bebauungsplanes keine Rede. "Wir haben vertraglich geregelt, dass die drei Reihenhäuser dauerhaft an Kinderreiche vermietet werden, damit ist unser Bedarf gedeckt", sagte Verwaltungssprecherin Bettina Plugge. "Aus Sicht der Stadt ist das eine befriedigende Lösung."

Für Schmoll allerdings nicht. Für ihn bleibt die geplante Bebauung des Parkgeländes "merkwürdig, sonderbar und dubios". Bei der Umwandlung von 4 000 Quadratmetern Wiese in teures Bauland könne es sich "um eine klassische und wohldurchdachte ''Grundstücksmanipulation'' handeln. Den Wert des Grundstücks von rund 60 000 Euro "auf zirka eine Million Euro zu steigern, ist sehr verlockend".

Dazu auch der Kommentar "Merkwürdig und dubios"

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