Wildlachs fangfrisch aus der Sieg

Sie steigen wieder, die Lachse in der Sieg. Am Sonntag empfing Hubert Linden, Vorsitzender des Fischschutzvereins Siegburg, zahlreiche Besucher an der Fangstation am Buisdorfer Wehr, um ihnen zu zeigen, dass ihm und dem Rheinischen Fischereiverband viel am "Salmo" liegt.

 Ein seltenes Bild: Keine Freunde sind der Lachs (unten) und der Kormoran (oben).

Ein seltenes Bild: Keine Freunde sind der Lachs (unten) und der Kormoran (oben).

Foto: Holger Arndt

Siegburg. (cla) Sie steigen wieder, die Lachse in der Sieg. Am Sonntag empfing Hubert Linden, Vorsitzender des Fischschutzvereins Siegburg, zahlreiche Besucher an der Fangstation am Buisdorfer Wehr, um ihnen zu zeigen, dass ihm und dem Rheinischen Fischereiverband viel am "Salmo" liegt.

"In der Nacht stieg ein Milchner auf, der jetzt im Fangbecken schwimmt", erklärte Linden. Dieser männliche Lachs ist schon einen guten Meter lang. "Er trägt sogar noch die Markierung, einen kleinen Chip, den er als Jungfisch in den Nasenknochen implantiert bekam." Anhand der dort gespeicherten Daten könnten Holger Weingart und Wilhelm Kreutzmann vom Rheinischen Fischereiverband nachvollziehen, wo der Lachs wann geboren wurde.

Im Moment sind die beiden Männer aber damit beschäftig, den Milchner und einen etwas jüngeren Lachs im Becken farbig zu markieren. Ebenfalls zu Studienzwecken. "Wir beobachten den Bestand im Auftrag der Sieg-Fischereigenossenschaft sehr genau", sagt Weingart. Er freut sich über die vielen Besucher, vor allem die Kinder: "Die meisten haben wohl schon eher einen Elefanten in Afrika gesehen als einen lebendigen heimischen Lachs."

Leider führt die Sieg zurzeit zu wenig Wasser, um spektakuläre Bilder von über das Wehr springenden Lachsen zu bieten. "Das Hindernis hier in Buisdorf ist etwa 1,50 Meter hoch, in etwa so hoch muss der Wasserstand sein, damit die Fische genügend Schwung holen können". Erstaunlich dabei: Der Lachs lernt.

"Den ersten Sprungversuch macht er meistens im rechten Winkel. Wenn er merkt, dass das nicht klappt, schwimmt er aus der Schräge heran, um genug Schub fürs Springen zu kriegen", weiß der Fachmann. "Würde es jetzt eine Woche regnen, hätten wir die Hütte voll", fügt er mit Blick auf die lediglich zwei schuppigen Kameraden im Becken hinzu.

Das Bassin wird derweil dicht umlagert, denn imposant sehen die Fische schon aus. "Ich habe in einer Stunde einmal 50 Lachse steigen sehen", so Agostino Castellante, der seit 27 Jahren in den Gewässern der Sieg fischt. Größere Chancen fürs Beobachten eines Sprungs rechnet er sich für die Dämmerung aus. "Wenn wir Angler hier einen Lachs am Haken haben, geben wir ihn wieder frei. Wir dürfen ihn nicht fischen."

Aber aufziehen dürfen sie die Fische bald selbst: Mit Unterstützung der Europäischen Union, der Stiftung Wasserlauf und des Wahnbachtalsperrenverbands errichten Linden und seine Fischschützer bis zur nächsten Saison das "Wildlachszentrum Rhein-Sieg". An der Trinkwasseraufbereitungsanlage Siegelsknippen soll der Bau entstehen, in dem die Fischfreunde an die 100 000 Lachs-eier pro Jahr gewinnen möchten.

"Wir beziehen unsere Zucht zurzeit aus dem Sauerland", so Linden. Mit einer eigenen Station würde man den Jungfischen nicht nur den Transportstress ersparen, sondern sie sofort im gleichen Wasser aufziehen, in dem sie nach dem Ablaichen Jahre später sterben. Linden: "Der Lachs prägt sich den 'Geruch seiner Kinderstube' so gut ein, dass er aus dem Atlantik wieder dorthin zurück findet."

Noch eine Neuigkeit hatte Linden in petto: "Wir haben das ehemals stadteigene Gelände neben unserem Vereinsheim an der Wahnbachtalstraße erstanden und werden dort in den kommenden drei Jahren die Geschäftsstelle des Rheinischen Fischereiverbandes und ein Informationszentrum aufbauen."

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