Sonnenbrand bei Früchten Winzer in der Region kämpfen gegen Trockenheit an

RECH · Junge Rebstöcke wurzeln noch nicht so tief wie ältere Weinpflanzen. Der Recher Winzer Markus Hostert bewässert seinen 2018 gesetzten Weißen Burgunder in der anhaltenden Trockenheit daher "Tröpfchen für Tröpfchen".

Die Beeren weisen deutliche Zeichen von Sonnenbrand auf.

Die Beeren weisen deutliche Zeichen von Sonnenbrand auf.

Foto: Matin Gausmann

Trotz aller Freude über üppig sprießende Reben in den Wingerten mit gesundem Fruchtansatz plagen Sorgen die Winzer in diesen heißen und trockenen Sommern. Einerseits geht es dabei um die Junganlagen, die bewässert werden müssen, andererseits geht es um Sonnenbrand an Früchten in den entblätterten Zonen der Rebstöcke. Die Probleme verlangen von den Winzern Wissen und Kreativität. Denn sie leben vom Weinbau und müssen auf die wechselnden Gegebenheiten der Natur reagieren können.

Winzer Markus Hostert aus Rech hat einerseits Lehrgeld bezahlt, andererseits jedoch eine Lösung für die Bewässerung seiner Junganlage am Dernauer Burggarten gefunden. Den Weißen Burgunder dort hat er bereits im vergangenen Jahr gesetzt. Er wusste, dass die jungen Rebstöcke Wasser brauchen, da ihre Wurzeln noch nicht tief ins Erdreich kommen, wo die Veteranen mit ihren tiefen Wurzeln zwischen dem Gestein immer noch Wasser finden. „Mit dem Schlauch sind wir im vergangenen Sommer von Rebstock zu Rebstock gegangen, trotz der vielen Arbeit hatten wir 30 Prozent Verluste“, berichtet er. Zwar mache es zuweilen Spaß, in dem steilen Hang mit dem Schlauch rauf und runter zu laufen, sagt er ironisch. „Aber irgendwann hört der Spaß auch auf.“

Seine Problemlösung heißt Tröpfchenbewässerung. Und das demonstriert er, nachdem er mit dem Traktor und den beiden 1000-Liter-Fässern auf dem Hänger hoch in den Weinberg gefahren ist. Da, wo der Asphalt aufhört und die Piste steinig wird, schwappt das kühle Nass schon ungeduldig aus den großen Behältern. Schließlich ist die Stelle mit der Neupflanzung erreicht. Die jungen Rebstöcke sind zu ihrem Schutz mit Kunststoffröhren umgeben, aus denen einige sich gesund und grün herauswinden. Bei anderen sieht man gar nichts. Die Hülsen sind leer. Zwar hat Hostert im Frühjahr nachgepflanzt, aber zu dem Zeitpunkt waren nicht mehr ausreichend junge Stöcke zu haben.

Das System der Tröpfchenbewässerung

Deutlich zu erkennen ist das System von Wasserschläuchen, die von einem dickeren Schlauch am Wegesrand ausgehen. Von Reihe zu Reihe und von Stock zu Stock zieht sich das System. Von Pflanze zu Pflanze sorgen Membranen dafür, dass der Druck bergab gemindert wird und Tröpfchen austreten, damit nicht das gesamte Wasser nach unten schießt. Alle 30 Zentimeter ist solch eine Membran eingebaut. Das bewirkt, dass jeder der etwa 600 Weinstöcke auf dem zehn Ar (tausend Quadratmeter) großen Grundstück Wasser erhält, 1,6 Liter pro Stunde. Nach zwei Stunden sind die Tanks leer. Hostert platziert den Hänger in der Nähe des Einfüllstutzens für sein Bewässerungssystem und koppelt ihn vom Traktor ab.

Mit vier Handgriffen stellt er die Schlauchverbindung zu den Kübeln her. Zunächst montiert er unten allerdings einen Filter, denn das Wasser kommt aus der Zisterne auf seinem Hof, Verunreinigungen könnten die Membranen verstopfen und das gesamte System lahmlegen. Klingt erst einmal gut. Nur: Die Zisterne fasst 5000 Liter und hat bei Trockenheit selbst keinen Nachschub. Darum kann Hostert nicht beliebig oft Nachschub in den Wingert bringen.

Erfunden hat der Recher Winzer das System der Tröpfchenbewässerung nicht. Er hat sich über die Fachpresse, bei Landwirten auf der Grafschaft und bei Winzern in der Pfalz kundig gemacht, wo aber mehr Grundwasser vorhanden ist. Folglich braucht es für die Bewässerung der Ahr-Wingerte neue Lösungen zur Wasserbeschaffung. „Es ist für uns eine existenzielle Frage“, macht Hostert deutlich. Mit zu wenig Wasser können die jungen Pflanzen verdorren, müssen dann nachgepflanzt werden, und bei der Hitze wachsen sie langsamer. Das alles bedeutet Ernteausfall. Dazu kommt derzeit das Problem mit dem Sonnenbrand in den entblätterten Fruchtzonen. Dort wird das Laub entfernt, damit die Früchte nach Regen schnell abtrocknen und sich keine Fäulnis bildet.

"Wahl zwischen Pest und Cholera“

„Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera“, beschreibt Hostert das Dilemma. „Eigentlich waren die Burgundersorten nicht anfällig, aber das hat sich in den trockenen, heißen Sommern geändert.“ Innerhalb von zwei Stunden hatte die Sonne den Behang von Spätburgunder in einem seiner Wingerte geschädigt.

Wenn Trauben von Sonnenbrand beschädigt seien, könne man daraus keinen Rotwein mehr machen. „Wir sind auf der Zielgeraden und hoffen auf einen guten Restsommer“, gibt sich der Winzer trotz aller Probleme zuversichtlich. Der Frühburgunder färbt sich schon, Mitte September rechnet er mit dem Beginn der Traubenlese. Und während sich die Tanks auf dem Hänger allmählich gleichmäßig leeren – sie sind miteinander verbunden – macht er sich mit seinem Traktor auf den Heimweg. Dort wartet weitere Arbeit, und so muss er nicht warten, bis die beiden Tanks leer sind.

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