"Wir sind füreinander gemacht"

20 Jahre sind die beiden nun zusammen. Und es knistert noch immer zwischen den Eheleuten aus Königswinter und Cognac. Vor allem verwöhnen sie einander, wie sich am Wochenende wieder zeigte, wo die französischen Partner sich für die deutschen einmal mehr alle Beine ausrissen.

 Städtepartnerschaft zwischen Königswinter und Cognac. Bürgermeister Peter Wirtz (2. von rechts),Michel Gourinachas und Monique Arramy.

Städtepartnerschaft zwischen Königswinter und Cognac. Bürgermeister Peter Wirtz (2. von rechts),Michel Gourinachas und Monique Arramy.

Foto: Uta Effern-Salhoub

Cognac. 20 Jahre sind die beiden nun zusammen. Und es knistert noch immer zwischen den Eheleuten aus Königswinter und Cognac. Vor allem verwöhnen sie einander, wie sich am Wochenende wieder zeigte, wo die französischen Partner sich für die deutschen einmal mehr alle Beine ausrissen.

"Jede Begegnung bestätigt uns: Die Bürger von Cognac und von Königswinter sind füreinander gemacht", schloss Königswinters Stadtoberhaupt Peter Wirtz am Samstag seinen "Discours" beim Festakt im "Théâtre de la Nature" im sieben Hektar großen Stadtpark von Cognac. Bürgermeister Michel Gourinchas (52) würdigte ebenso wie "cher Peter" die 20 Jahre "fruchtbaren Austauschs".

Was können Partner einander Schöneres sagen, als dass sie nach zwei Jahrzehnten immer vernarrt ineinander sind? Gourinchas meinte allerdings auch: "Wir sind noch nicht fertig, es gibt soviel zu tun. Ich hoffe, dass die Schulreisen sich vermehren werden, aber auch die touristischen Reisen und noch mehr die wirtschaftlichen und kulturellen Austausche."

Der sonnige Vormittag im Grünen zur 20-jährigen "Jumelage" begann mit vielen freudigen Wiederbegegnungen. An die 100 Königswinterer strömten herbei. Manch einer hatte die vorangegangene Nacht "wie zu Hause" verbracht, bei Menschen, mit denen er schon lange Verbindung hält, wie etwa Irmgard Weufen-Püschel, Lehrerin am CJD in Königswinter: "Man hat hier Freunde fürs Leben gefunden", schwärmte die Pädagogin, die bei Marie und Claude Livet logierte.

Zwölf Mal war sie inzwischen an der Charente. Altbürgermeister Herbert Krämer hatte viel zu erzählen mit Marie-Chantal Nessler, die vor 20 Jahren zu Beginn der Partnerschaft mit ihrem Sohn Eric bei ihm zu Hause in Berghausen gewohnt hatte sowie mit den früheren Bürgermeistern Francis Hardy und Jerome Mouhot.

Auch mit dabei Arlette Maufaugerat, die sich bis 2003 um den Schüleraustausch kümmerte - und viele andere. Neben der offiziellen Delegation um Peter Wirtz war der Partnerschaftsverein Königswinter - Cognac mit 47 Personen unter Führung von Gisela und Reinhard Gärtner zur Jubiläumsfeier angereist. Etwa zur Hälfte hatten diese Königswinterer sich eine private Unterbringung in Cognac gewünscht und bleiben noch bis morgen an der Charente.

Überdies stand der 40-köpfige Schedrik-Chor des Oelberg-Gymnasiums mit seinem Leiter Pavel Brochin parat, um seine musikalische Visitenkarte abzugeben und erntete großen Beifall für seine Intonation der deutschen Nationalhymne und der Europahymne. Alle 40 Kinder und Jugendlichen hatten durch Vermittlung des Comité de Jumelage Aufnahme in französischen Gastfamilien gefunden. Willkommen hießen die Cognacer aber auch ihre ebenfalls geladenen Freunde aus den Partnerstädten Valdepenas in Spanien und Perth in Schottland.

Als vierte kommt voraussichtlich 2010 noch die portugiesische Stadt Vila Nova de Gaia in der Nähe von Porto hinzu. Ganz im Zeichen des vereinten Europa stand so der Stadtpark, als Kinder des Collège Claude Boucher, des Elisée Mousnier und Collège Saint Joseph die Gäste auf Französisch, Englisch, Deutsch und Spanisch begrüßten, Lieder aus "High School Musical" und später die Marseillaise sangen.

Die Spanier hatten ihre Musikgruppe "Peña Redaccion Marchosa" mitgebracht. Ebenso wie der Schedrik-Chor waren die 50 jungen Spanier viel beschäftigt. Traten sie doch gestern ebenso wie die Deutschen auch noch einmal auf der "Fête de la Musique" auf.

Neben dem Jubiläum mit Königswinter und dem Musikfestival hatten die Cognacer aber noch etwas Drittes zu feiern: Das 100-jährige Bestehen der Bezeichnung "Cognac" nämlich, die der Präsident der Republik Frankreich der Region am 1. Mai 1909 per Dekret zuerkannt hatte. Das Dekret definiert die Produktionszone des Cognac.

Heute leben rund 50 000 Menschen in den Departements Charente und Charente Maritime mehr oder weniger von Erzeugung und Vertrieb des geistreichen Getränks. Der Interessen- und Handelsverband der Cognac-Hersteller BNIC spendierte zum 100-Jährigen im Anschluss an den offiziellen Festakt im Park ein ausladendes Büfett.

"J'aime ton collier - ich mag deine Kette", scherzte Komödiantin Benedicte Gailledreau von "P'ti Tom Compagnie" mit Peter Wirtz angesichts dessen silberner Bürgermeisterkette. Ihre Truppe sorgte dafür, dass sich die Förmlichkeiten beim Festakt auf der Bühne in Grenzen hielten. Wirtz' Kollege Michel Gourinchas, seit März 2008 im Amt, hatte sich ebenfalls herausgeputzt: Cognacs Bürgermeister trug zur Feier des Tages eine Schärpe in den französischen Nationalfarben.

Die gleiche Bronze-Plastik des Königswinterer Künstlers Ernemann Sander mit Salamander und Drache, die vor einem Monat am Dechen-Denkmal in Königswinter auf Initiative des Partnerschaftsvereins um Reinhard Gärtner installiert und eingeweiht worden war, besitzen nun auch die Cognacer Freunde.

Die Königswinterer Stadtvertreter brachten die Bronzetafel als Gastgeschenk zum Partnerschaftsjubiläum mit, sehr zur Freude der Empfänger. Die Franzosen schenkten ihren Freunden im Gegenzug zwei Stühle in der Form von Cognacfässern, dazu einen kleinen Tisch. Die Sitzgruppe soll demnächst ins Oberpleiser Rathaus einziehen. Ein Problem stellte alleine noch der Transport der Möbelstücke in die Partnerstadt dar.

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