Wohnungseinbrüche: 88 Prozent nicht aufgeklärt

Bonn liegt knapp unter dem Landesdurchschnitt - Landtagsabgeordneter Stefan Grüll will die Quote verbessern

Bonn. Die Ferien, allgemein als schönste Zeit des Jahres geschätzt, rufen erfahrungsgemäß alle Jahre wieder die Einbrecher auf den Plan. Und die haben leider einen ziemlich sicheren Arbeitsplatz, denn sie können ihren dunklen Geschäften relativ unbehelligt nachgehen, wie der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende im nordrhein-westfälischen Landtag, Stefan Grüll, findet.

Der Bonner Liberale hatte sich die Landesstatistik der Kreispolizeibehörden des vergangenen Jahres durchgelesen und war zu dem Schluss gelangt, dass insbesondere in seiner Heimatstadt eine Aufklärungsquote von zwölf Prozent bei Wohnungseinbrüchen nicht geeignet sei, abschreckend zu wirken. Schwerer haben es laut Statistik da schon Einbrecher in Minden oder Paderborn, die in mehr als 40 Prozent aller Fälle mit Verhaftung rechnen müssen. Unter acht Prozent lag die Aufklärungsquote in Mettmann und Bergheim.

In einem Schreiben an den Bonner Polizeipräsidenten Dierk-Henning Schnitzler hat Grüll seine Besorgnis formuliert. Er zweifle nicht an Einsatzbereitschaft und Engagement der Bonner Beamten, frage sich aber, ob sie personell überhaupt stark genug ausgestattet seien, "um an neuralgischen Punkten präsent zu sein oder in Wohngebieten Fußstreifen einsetzen zu können, die über die notwendige Ortskenntnis verfügen". Grüll möchte auch wissen, welche Maßnahmen im Rahmen der Haushaltsberatungen 2002 er im Landtag anregen könne, "um Ihre Arbeit zu erleichtern und die Aufklärungsquote deutlich zu erhöhen".

Um Stellungnahme bittet der Abgeordnete auch zur Kritik, Bonner Beamte würden zu häufig mit Aufgaben belastet, die sie von der eigentlichen Polizeiarbeit abhielten. Jahreszeitlich bedingt könnten das etwa vermehrte Einsätze aufgrund eingehender Beschwerden wegen angeblich ruhestörenden Lärms sein. Grüll führt an, selbst erlebt zu haben, wie sich die Besatzung eines Streifenwagens bei einem Lokal in der Südstraße überzeugte, ob der Service auf der Terrasse pünktlich eingestellt wurde.

Bei der Bonner Polizei wollte man das Grüll-Schreiben inhaltlich noch nicht kommentieren, um der Antwort des Präsidenten an den MdL nicht vorzugreifen. Sprecher Gerd Brendel bat aber, die Statistik mit der gebotenen Differenziertheit zu betrachten: "Die landesweite Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen liegt bei 15,8 Prozent. Diese Werte differieren von Jahr zu Jahr und wir betrachten den Unterschied als nicht signifikant. Wir liegen durchaus im Landestrend."

Der Durchschnitt ist Stefan Grüll aber zu wenig: "Die 15,8 Prozent kommen zustande, weil wir auch etliche Kreise mit unter zehn Prozent Aufklärungsquote haben. Ich möchte mich aber am Spitzenreiter orientieren und nicht an der Roten Laterne." Seine Anfrage will er nicht als Kritik an den Bonner Polizeibeamten verstanden wissen, betont Grüll, "aber ich möchte vom Präsidenten auch einen konkreten politischen Auftrag".

Praktische Ansätze liefert das Präsidium auf seiner Internet-Homepage. Unter der Adresse www.polizei-bonn.de gibt es ausführliche Tipps zur Urlaubszeit, um gegen Einbrecher vorzubeugen.

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