Wracks und Unrat säumen Hardtbachufer

Alfterer Bachpaten zeigen Missstände im Gewerbegebiet Schöntalmühle auf - Kreis reagiert mit Ordnungsverfahren - Areal soll im Januar zwangsversteigert werden

Wracks und Unrat säumen Hardtbachufer
Foto: Henry

Alfter. "Schöntalmühle" - das klingt nach romantischem Fachwerk, nach plätscherndem Bach und klapperndem Mühlrad. Das gleichnamige Gewerbegebiet in Oedekoven hat mit all dem wenig zu tun.

Eine Mühle hat es hier, unterhalb der Bundesstraße 56 zwischen Oedekoven und Impekoven, vor langer Zeit tatsächlich gegeben. Heute herrscht auf dem Gelände, das Autowerkstätten und Handwerksbetriebe beherbergt, aber ein heilloses Durcheinander. Rund um die heruntergekommenen Bauten am Hardtbach bestimmen Schrottautos, Müll und Unrat das Bild.

Mit einer Fotodokumentation haben die Alfterer Hardtbachpaten die Aufmerksamkeit der Behörden erneut auf das Areal gelenkt. Der Rhein-Sieg-Kreis leitete daraufhin ordnungsbehördliche Verfahren gegen die Eigentümer ein. Unabhängig davon könnte sich bald etwas ändern an der Schöntalmühle: Beim Amtsgericht Bonn werden am 17. Januar fünf Grundstücke zwangsversteigert, mit denen sich auch die Ordnungsbehörden beschäftigen.

Im Angebot ist unter Berufung auf ein Wertgutachten von "älteren Gewerbegebäuden mit erheblichen Unterhaltungsrückständen" die Rede sowie von "Besonderheiten" wie Altablagerungen und einem fehlenden Anschluss an den öffentlichen Abwasserkanal; die Grundstücksgröße wird mit insgesamt 5 300 Quadratmetern angegeben, wobei die gewerbliche Nutzfläche nur 878 Quadratmeter einnimmt. Der Verkehrswert liegt laut Amtsgericht bei insgesamt 90 000 Euro. Als aktuellen Betreiber nennt das Gericht die Bank Aktiengesellschaft (BAG). Diese ist in Hamm ansässig. Schuldner sind nach GA-Informationen Privatleute.

Eugen Deubel, Sprecher der Alfterer Hardtbachpaten, hofft, dass im Zuge eines Eigentümerwechsels endlich die Missstände am Hardtbachufer beseitigt werden. Bis auf die Böschungskante stehen reihenweise Autowracks, die inzwischen von Unkraut überwuchert sind, gesäumt von Autobattieren, ölverschmierten Maschinenteilen, alten Farbeimern, Brettern und anderem Unrat.

Weiter zeigt die aktuelle Fotosammlung der Umweltinitiative ein Einleitungsrohr, aus dem eine trübe Brühe in den Bach plätschert, sowie einen gelben Kanister, der bereits halb im Bachbett versunken ist.

"Seit ihrer Gründung vor 20 Jahren beobachten und problematisieren die Hardtbachpaten die Zustände in diesem Bachabschnitt. Geändert hat sich nichts", beklagt Deubel in einem Schreiben an den Rhein-Sieg-Kreis. Die Wasserqualität des Bachs nimmt unterhalb der Schöntalmühle ab. Anderswo hat sich das Gewässer von den Umweltsünden früherer Tage erholt, hier ist es nach wie vor eine trübe Brühe.

Der Kreis reagierte prompt auf den jüngsten Deubel-Vorstoß. Laut Kreis-Sprecherin Katja Lorenzini haben sich Mitarbeiter ein Bild von dem Areal gemacht und ordnungsrechtliche Schritte eingeleitet. Ein abfallrechtliches Verfahren sei bereits eingeleitet worden, ein wasserrechtliches werde zurzeit noch geprüft. Lorenzini: "Wir sind den Hardtbachpaten dankbar für den Hinweis. Unsere Ämter können im Kreisgebiet nicht überall ihre Augen haben."

Deubel pocht vor allem auf die Einhaltung einer drei Meter großen Schutzzone für das Ufer. Der ist gesetzlich festgelegt und wird auch vom Bachentwicklungsplan für den Hardtbach gefordert. In den vergangenen Jahren hat die Gemeinde Förderanträge an die Bezirksregierung Köln gerichtet, um mit finanzieller Unterstützung des Landes den Grundstücksstreifen entlang des Baches zu kaufen und zu renaturieren. Doch wurde sie sich mit den Eigentümern nicht einig.

"Das ist ein mühsames Geschäft", räumt Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper auf Anfrage ein. "Um weiter zu kommen, brauche ich allerdings auch jemanden, der den Leuten in dem Gewerbegebiet ab und an auf die Füße tritt", erklärt sie weiter - ein klares Signal an die zuständigen Ordnungsbehörden im Kreishaus.

Lorenzini schiebt den Schwarzen Peter zurück an die Gemeinde. Beim Kreis sei man nicht glücklich darüber, dass ein Gewerbegebiet wie die Schöntalmühle überhaupt erst entstanden sei und sich immer weiter entwickelt habe, ganz ohne planungsrechtliche Grundlage.

"Die Entstehung dieses Gebietes fällt in die Zeit vor Gründung der Gemeinde Alfter", hält Steinkemper wiederum dagegen. Klar ist für sie aber: "Wir wollen das Bachufer frei halten und die gewerbliche Nutzung um einige Meter zurückdrängen."

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