Zeitreise zu den Zisterziensern
Beim Regionale-Projekttag im Kloster Heisterbach wurde das Ordensleben vergangener Jahrhunderte greifbar. Wer die Zehntscheune aufsuchte, konnte sich per Knopfdruck beispielsweise 800 Jahre "zurückbeamen" und der Phantasie freien Lauf lassen.
Königswinter-Heisterbach. Am blauen Himmel ziehen Vögel. Abt Heinrich I. lenkt seinen Blick auf die Abteikirche. Dann tritt er über die Schwelle. Zielstrebig bewegt er sich zum Chorgestühl. 88 Meter lang ist das Gotteshaus. 1237, im vergangenen Jahr, wurde es geweiht. Er muss an seinen Vorgänger Gevard denken, unter dem der Bau um 1202 begann. Jener hatte einst Mönch Caesarius für den Eintritt in das Zisterzienserkloster gewonnen.
Was mag Caesarius gerade schreiben, grübelt der Abt. Wer am Sonntag beim Projekttag in Heisterbach die Zehntscheune aufsuchte, konnte sich per Knopfdruck beispielsweise 800 Jahre "zurückbeamen" und der Phantasie freien Lauf lassen. "Zeitreise durch die Klostergeschichte" nannte sich diese 3-D-Visualisierung der Hochschule Anhalt.
Sie war nur ein Programmpunkt des Projekttages auf dem Heisterbacher Klostergelände. "Wir werden das noch verfeinern", meinte Michael Walter. Auch Ingolf Pietrzak aus Ruttscheid probierte es aus. "Das gibt eine gute Raumvorstellung von der Kirche", fand er. Überhaupt: "Das Projekt der Regionale 2010 finde ich super. Für so etwas können die Steuergelder gerne ausgegeben werden."
Landrat Frithjof Kühn und Vizebürgermeister Sokratis Theodoridis hatten am Morgen im Beisein von Dieter Kesper, dem Vorstand der Stiftung der Cellitinnen, sowie Reimar Molitor, dem Geschäftsführer der Regionale 2010, zur "Spurensuche in der Klosterlandschaft" eingeladen.
Mehrere Rundgänge wurden angeboten, bei dem Experten über den Stand der Regionale-Arbeiten innerhalb und außerhalb der Klostermauern an Ort und Stelle aufklärten. Überall zwischen Bauzäunen, Baggern und Bergen von Sand und Steinen standen Grüppchen mit wissbegierigen Besuchern, die sich erklären ließen, wie der Stand nach all der Buddelei denn nun ist. Der lange Winter hat schuld: Der Wirtschaftshof ist noch nicht ganz fertig.
Er sollte eigentlich gestern eingeweiht werden. Landrat Kühn: "Aber die Neuerungen sind schon gut erkennbar. Die begehbaren Flächen und Sitzmöglichkeiten auf den Stufen sollen ebenso zum Verweilen einladen wie die großzügig gestaltete Terrasse."
Pfarrer Georg Kalckert, der Vorsitzende der Stiftung Heisterbach, wusste jede Menge Fragen zu beantworten. Der Landschafts- und Gewässerplaner Professor Thomas Zumbroich erläuterte das ausgeklügelte Wasserversorgungssystem der Zisterzienser von Heisterbach, das sie nicht zuletzt für ihre Fischteiche benötigten.
Professor Peter Köster gab einen Ausblick, wie es in einigen Jahren direkt hinter dem Torhaus aussehen wird. Dort sollen in Zweierreihen auf jeder Seite Pfirsichbäume und Quitten angepflanzt werden. Der Fußweg wird mit Natursteinpflaster ausgestattet.
Ab Sommer folgen die Umgestaltung des Landschaftsparks und die Sicherung des Bodendenkmals. Professor Köster zeigte die Ausmaße der Abteikirche. Ein Meter breite Basaltlavaplatten werden später die Umrisse genau nachvollziehbar machen. "Die Rodungen sind abgeschlossen", erläuterte der Landschaftsarchitekt. Obstbäume kommen auf die Südseite.
Darunter sollen Schafe weiden. "Aber es wäre eine Verklärung, würden wir die anderen Phasen negieren. Sie sollen vielmehr nebeneinander stehen." Deshalb: "Das Gelände soll wieder ein Landschaftspark werden." Denn: Schon Graf zur Lippe-Biesterfeld hatte einen englischen Garten hinter Klostermauern nach dem Abbruch der Abteikirche errichten lassen.
"Es ist faszinierend. Das ist ein Kulturgut und gut für den Tourismus", schwärmten Ursula und Alexander Wynands aus Oberdollendorf. Ein Programm für Kinder wurde außerdem geboten. Die Bläserfreunde Niederdollendorf gaben ein musikalisches Intermezzo. Und die Autorin Martina André las aus ihrem Buch "Das Rätsel der Templer", das auch in Heisterbach spielt.