Zu wenig Platz für große akrobatische Kunst

Chinesischer Nationalzirkus gastierte in Siegburg - Meisterhafte Artisten kombinierten Zauberei, Tanz und Kampfsport - Bühne der Stadthalle taugt nicht zur Manege

  Anmut  und Akrobatik ergänzen einander im chinesischen Nationalcircus

Anmut und Akrobatik ergänzen einander im chinesischen Nationalcircus

Foto: Holger Arndt

Siegburg. Handstandakrobatik in Perfektion, gewagte Stuhlpyramiden und eleganter Tellertanz sind einige der Höhepunkte des Programms, das der Chinesische Nationalzirkus am Mittwoch seinen Zuschauern in der Siegburger Stadthalle präsentierte. Die Artisten boten einen Querschnitt durch die klassischen Disziplinen der chinesischen Zirkuskunst: Kraftakte kombiniert mit Akrobatik, Zauberei und Selbstbeherrschung und Kampfsport gepaart mit Tanz.

Den Auftakt bildete ein farbenfroher Drachen- und Löwentanz, es folgten wirbelnde Wasserschalen an Seilen, Menschenpyramiden auf Fahrrädern und atemberaubende Reifenspringer. Die Präzision und Kraft der akrobatischen Einlagen sorgte im Publikum für verwunderte Ausrufe und begeisterten Beifall: Ein Athlet wirbelte nach nur kurzem Anlauf im Überschlag durch einen gut zwei Köpfe über ihm angebrachten Reifen. Auch "Clowns" fehlten nicht, wenn auch nicht in der üblichen Zirkusmanier, sondern in Gestalt von vier Mädchen, die sich in offenen Röhren "verrenkten" und sich scheinbar unabsichtlich darin verfingen.

Der chinesische Nationalzirkus führte in seinem Programm ein Maß an Körperbeherrschung, Kunstfertigkeit und Ideenreichtum vor, das Liebhaber der Zirkuskunst immer wieder auf ein Neues begeistern kann.

Störend war, dass die Darbietungen auf der kleinen Bühne der Stadthalle bisweilen etwas beengt wirkten: Bei Sprungnummern war kein Raum für ausreichenden Anlauf, mit dem Fahrrad oder den Ringen kamen den Artisten gelegentlich der Vorhang oder die Bühnenblende in die Quere. Auch die Sicht im unteren Publikumsraum war mäßig, und so verbrachten einige Besucher die Vorstellung stehend, um überhaupt etwas zu sehen.

Schade war auch, dass einige Sitzreihen ganz verwaist blieben. Dazu mochte mangelnde Werbung und ein Eintrittspreis von 40 Mark für das knapp zweistündige Programm beigetragen haben. Aber es ist auch nicht zu leugnen, dass der Zirkus in dieser klassischen Darstellungsform keine große Anziehungskraft mehr besitzt, wie noch vor Jahren. Gerade beim jüngeren Publikum droht er immer mehr von anderen Fun- und Freizeitangeboten verdrängt zu werden, da hilft auch keine modern gestaltete Begleitmusik. Ein sicheres Indiz dafür: Jugendliche fehlten am Mittwoch im Publikum fast völlig, einige Kinder waren mit den Eltern gekommen. Die meisten Zuschauer waren Erwachsene.

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