Zurzeit ist nur Flickschusterei möglich

Wer derzeit unfallfrei durchs Siebengebirge fahren will, muss nicht nur auf den Gegenverkehr achten. Schlaglöcher sind eine mindestens ebenso große Herausforderung an die Konzentration der Autofahrer.

Zurzeit ist nur Flickschusterei möglich
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Die Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßenbau, zuständig für die Landes- und Bundesstraßen, und die der Bauhöfe sind zurzeit um ihren Job wahrlich nicht zu beneiden. Ab Ende November waren sie nach dem frühen Wintereinbruch im Einsatz, um die Straßen schnee- und eisfrei zu halten, soweit es die Salzvorräte zuließen. Seit einer Woche sind sie nun damit beschäftigt, Schlaglöcher zu flicken.

Bei einigen Exemplaren ist ihnen das bereits gelungen. Das sieht dann so aus: Von einem Pritschenwagen springen die Mitarbeiter, um mit einer Schippe voll Kalt-Asphalt die Löcher zu füllen. So wurden am Montag auf der L 268 zwischen Obsthof Siebengebirge und Thomasberg einige rekordverdächtige Krater zumindest provisorisch geschlossen. Angesichts ihrer Verteilung über die gesamte Fahrbahn mussten die Autofahrer vorher dort Schlangenlinien fahren.

  • Königswinter: "Wir haben die Kollegen vom Landesbetrieb darauf hingewiesen", sagt Theo Krämer, technischer Dezernent in Königswinter. Und die Kollegen aus Lohmar erfahren von den Schäden meist später als die von der Königswinterer Stadtverwaltung. "Viele Beschwerden schlagen bei uns auf. Aber wir haben einen heißen Draht zum Landesbetrieb", sagt Krämer. SchlaglöcherDer Straßenzustand wird aufgrund fehlender Finanzmittel immer kritischer, bemängelt auch der ADAC. Vor allem nach dem Winter offenbarten sich Substanzmängel. Schuld sind meist wechselnde Frost- und Tauperioden. Wasser dringt in vorhandene Spalten ein. Wenn es dort wieder gefriert, entstehen sogenannte Ausbrüche an der Oberfläche.
  • Häufig reichen dazu bereits Haarrisse aus. Weiteres Wasser und nicht zuletzt der Verkehr sorgen dafür, dass die Schäden größer und tiefer werden. Darüber hinaus können punktuelle Belastungen durch schwere Fahrzeuge die Sachlage verschärfen, mancherorts auch mangelnde Entwässerung. Nimmt ein Fahrzeug Schaden in einem Schlagloch, kann der Halter nur selten darauf hoffen, dass er Stadt, Kreis oder Land regresspflichtig machen kann, sagen Juristen.
  • Zwar gilt Verkehrssicherungspflicht für Baulastträger von Straßen. Allerdings wird Autofahrern "gebotene Sorgfalt" abverlangt, bei entsprechender Beschilderung und auch, wenn die Straßensituation allgemein entsprechende Fahrweise nahelegt. Damit haften Straßenerhalter in aller Regel nur für Schäden bei grobem Verschulden oder Vorsatz.

Besonders ärgerlich ist, dass die Reparatur der Schlaglöcher oft nicht sehr nachhaltig ist und sie spätestens im Folgewinter wieder auftauchen. "Die Plomben halten meist nicht mehr als ein Jahr", bestätigt Laurenz Braunisch vom Landesbetrieb. Bis der Winter vorbei sei, müsse man sich aber auch jetzt mit Kalt-Asphalt behelfen.

Eine Straßensanierung mitten in der kalten Jahreszeit sei sinnlos. Außerdem erfahre seine Behörde erst im Februar, wieviel Geld im Landeshaushalt für Straßensanierung vorgesehen sei. "Wir haben unsere Vorschläge in Düsseldorf eingereicht. Entschieden wird dort", so Braunisch. "Zwischen dem, was straßenbautechnisch wünschenswert ist und dem, was geleistet werden kann, ist schon mal ein Unterschied", so der Behördensprecher mit einem leichten Anflug von Sarkasmus.

Wenn kein Geld da ist, kann eben nur gemacht werden, was die Verkehrssicherungspflicht verlangt. Sie besagt, dass derjenige, der für eine Gefahrenquelle zuständig ist, verpflichtet ist, den Schaden anderer zu verhindern.

Auch die Stadt behilft sich bei den Straßen, für die sie zuständig ist, zurzeit mit Kalt-Asphalt. "Die ganz schlimmen Stellen machen wir direkt", sagt Theo Krämer. Er spricht von Löchern mit einer Tiefe von zwei bis zweieinhalb Zentimetern, doch da gibt es noch ganz andere.

Am 18. Januar wird es im städtischen Bau- und Verkehsrausschuss einen mündlichen Bericht zum Thema Winterdienst geben. "Nach dem wirklich außergewöhnlichen Jahr 2010 müssen wir da auch über Schlaglöcher sprechen." Bereits im vergangenen Jahr wurde der Haushalt durch Winterdienst und Straßenreparaturen erheblich mehr belastet.

Die Hitliste der Straßen, die dringend saniert werden müssen, wird zurzeit aktualisiert, die Straße An der Dohlenhecke steht ganz oben. Und einige weitere werden dazu kommen, da ist sich Krämer sicher.

  • Bad Honnef: Eine Bestandsaufnahme zu den Schlaglöchern hat die Stadt Bad Honnef noch nicht gemacht, so Technischer Beigeordneter Jopa Vedders. So viel sei aber abzusehen: "Wir müssen unsere entsprechenden Ansätze im Haushalt aufstocken." Mit der Reparatur von Schlaglöchern solle man eigentlich erst anfangen, wenn die Temperaturen konstant seien.Gerade an den Seiten aber, wenn Fußgänger oder Radfahrer gefährdet seien, auch an Bahnhöfen, an Bushaltestellen und Altenheimen, müsse die Stadt wegen der Verkehrssicherheitspflicht auch akut tätig werden.

Eine richtige Straßensanierung sei im Gegensatz zur Flickerei von Schlaglöchern umlagefähig, erklärt Vedders. Heißt: Die Anlieger müssen sich an den Kosten beteiligen. Die Beobachtung des Technischen Beigeordneten: Sobald die Bürger dies erfahren, halten viele eine notdürftige Reparatur dann doch für ausreichend.

Das fällt den Lesern auf##ULIST##

Ortsausfahrt Oberdollendorf: Die Heisterbacher Straße am Ortsausgang von Oberdollendorf in Richtung Heisterbacherrott ist der Spitzenreiter bei den Nennungen. Die dortigen Schlaglöcher erwähnten sowohl Christiane Mandt als auch Guido Mandt, Uwe Schachtschneider und Ulrike Kroell in ihren E-Mails an den General-Anzeiger. "Lebensgefährlich für Zweiradfahrer", befindet Christiane Mandt.

  • Heisterbacherrott, Lauterbachstraße: "In einem schrecklichen Zustand", und das schon seit Jahren ist die Lauterbachstraße. Neu sei, dass nun der Rinnstein an zwei Stellen stark abgesackt sei, so Claudia und Wilfried Müller.
  • Niederdollendorf, Caesariusstraße: "Besonders schlimm", in beide Richtungen, befindet Uwe Schachtschneider.
  • Zwischen Aegidienberg und Königswinter: Auf dieser Strecke holpert es an mehreren Stellen, auf dem Weg von der Margarethenhöhe ins Tal gebe es an manchen Stellen "nur noch Löcher. Da hilft dann tatsächlich auch Slalomfahren nicht mehr weiter", so Ulrike Kroell.
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