Vorteilhafte Lohnentwicklung Renten steigen 2019 um mehr als drei Prozent,

Berlin · Gute Nachrichten für Deutschlands Rentner: Sie erhalten kommendes Jahr wieder mehr Geld auf ihrem Konto. Doch ein Ende der rosigen Zeiten ist absehbar.

 Die Renten werden auch 2019 gvoraussichtlich kräftig angehoben.

Die Renten werden auch 2019 gvoraussichtlich kräftig angehoben.

Foto: Jens Kalaene

Die rund 20 Millionen Rentner in Deutschland können sich auf eine deutliche Erhöhung ihrer Bezüge im kommenden Jahr freuen. In Westdeutschland werden die gesetzlichen Renten voraussichtlich um 3,18 Prozent steigen.

In Ostdeutschland sollen die Renten sogar um 3,91 Prozent in die Höhe gehen. Das geht aus dem Entwurf des Rentenversicherungsberichts 2018 hervor, der der Deutschen Presse-Agentur am Montag in Berlin vorlag. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag) berichtete zuerst darüber.

Eine monatliche Rente von 1000 Euro, die nur auf Westbeiträgen beruht, würde sich demnach also um 31,80 Euro erhöhen, eine gleich hohe Rente mit Ostbeiträgen um 39,10 Euro.

Endgültig feststehen soll die Rentenhöhe laut Bundessozialministerium aber erst im März 2019, weil dann erst alle erforderlichen Zahlen vorliegen. "So wissen wir zum Beispiel noch nicht, wie sich die Löhne in diesem Jahr entwickeln werden", ergänzte ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung Bund. Sie will an diesem Mittwoch über die Entwicklung informieren. Der Rentenversicherungsbericht wird derzeit innerhalb der Regierung abgestimmt und soll dann im Kabinett beschlossen und veröffentlicht werden.

GRÜNDE FÜR DIE ERHÖHUNG:

Sie folgt der Lohnentwicklung. Die Einkommen, auf die Beiträge gezahlt werden, sollen laut dem Berichtsentwurf 2019 um 3 Prozent im Westen und 3,1 Prozent im Osten steigen, das ist noch etwas mehr als in diesem Jahr. In die Rentenkasse fließen kommendes Jahr voraussichtlich rund 245 Milliarden Euro an Beiträgen und 72 Milliarden an Steuergeld (2018: 236 Milliarden und 70 Milliarden).

Die gute Lage der Rente liegt also vor allem an der zwar eingetrübten, aber weiter guten Konjunktur. Aber auch das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentnern spielt hinein. Deshalb wirkt sich das ungünstiger werdende Verhältnis von zahlreicheren Rentnern und weniger werdenden Beitragszahlern künftig dämpfend auf die jährlichen Rentenanpassungen aus. Am 1. Juli diesen Jahres waren die Renten im Westen um 3,22 Prozent und im Osten um 3,37 Prozent gestiegen. Das Rentenplus liegt übrigens auch deutlich über der Teuerungsrate: Laut Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute steigt die Inflationsrate 2019 nur von 1,8 Prozent auf 2 Prozent.

WEITERE ENTWICKLUNG:

Der Berichtsentwurf macht erstmal Hoffnung: "Ab dem kommenden Jahr steigen die Renten bis zum Jahr 2032 um insgesamt rund 38 Prozent an." Aber das ist im jährlichen Durchschnitt deutlich weniger als derzeit - nämlich 2,5 Prozent pro Jahr. Denn das Älterwerden der Gesellschaft führt zu weniger Beitragszahlern, aber mehr Rentnern und längerem Rentenbezug. Die Generation der Babyboomer geht in den kommenden Jahren in den Ruhestand.

Die Regierung will mit ihrem Rentenpaket, das am Donnerstag im Bundestag verabschiedet werden soll, das Rentenniveau von derzeit 48,1 Prozent bis 2025 nicht unter 48 Prozent sinken lassen. Dies drückt das Verhältnis der Renten zu den Löhnen aus. Dann soll es laut Bericht aber bis auf 44,9 Prozent im Jahr 2032 sinken. Mit Hilfe einer Rentenkommission aus Experten und Politikern will die Koalition aber noch Schritte zur Absicherung der Rente ab 2015 einleiten.

WAS NOCH AUF DIE RENTNER ZUKOMMT:

Bereits ab Anfang 2019 soll es mit dem Rentenpaket auch Verbesserungen bei der Mütterrente geben. Alle Mütter und Väter mit Erziehungszeit, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, sollen zusätzlich einen halben Rentenpunkt gutgeschrieben bekommen. Diese Ausweitung führt zu zusätzlichen Rentenzahlungen von fast vier Milliarden Euro.

Zudem sollen Erwerbsminderungsrentner, die wegen Krankheit nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten können, künftig mehr Rente bekommen. Künftig sollen Betroffene anders als heute so behandelt werden, als wenn sie bis zum aktuellen Rentenalter gearbeitet hätten - allerdings nur jene, die neu in Erwerbsminderungsrente gehen. Das Rentenpaket sieht zudem vor, dass der Beitragssatz bis 2025 die 20-Prozent-Marke nicht überschreitet. Er bleibt laut Rentenversicherungsbericht bis 2023 bei 18,6 Prozent stabil und steigt dann über 19,9 Prozent 2024 auf 22,5 Prozent 2032.

REAKTIONEN:

Der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Peter Weiß (CDU), sagte der dpa: "Überraschend positiv ist, dass die Einnahmen der Rentenversicherung erneut stärker ansteigen als erwartet." Für die Rentner sei die Erhöhung eine positive Botschaft. "Aber wir müssen trotzdem finanziell Maß halten, denn bereits im Jahr 2030 wird das Beitragsziel von dann maximal 22 Prozent gerissen." Die Rentenkommission müsse dazu einen akzeptablen Vorschlag vorlegen.

Das Sozialministerium selbst nimmt die Prognosen als Hinweis darauf, "dass es gut und richtig ist, die doppelte Sicherungslinie einzuführen", also Rentenniveau und Beitrag stabil zu halten. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands BDA, Steffen Kampeter, nannte das Rentenpaket dagegen "teuer und ungerecht", da die Rentenversicherung mit Milliarden belastet werde. Aus Sicht des Sozialverbands VdK Deutschland hingegen reichen Rentenerhöhung und Rentenpaket nicht aus gegen um sich greifende Altersarmut. So müsse das Rentenniveau dauerhaft auf 50 Prozent festgeschrieben werden, forderte VdK-Präsidentin Verena Bentele.

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