Goldschmiedemeister Georg Zumsande Schmuck wie maßgeschneidert
Seit 40 Jahren arbeitet Goldschmiedemeister Georg Zumsande im alten Fachwerkhaus in Bad Honnef
Wie hält es Anne-Sophie Mutter mit Schmuck? Vor einem Konzert in Düsseldorf vor einigen Jahren danach befragt, sagte die berühmte Geigerin: „Einzige Ausnahme ist das kleine Kreuz am Hals. Ansonsten ist meine Stradivari Schmuck genug.“ Zwei dieser wertvollen Instrumente besitzt der Weltstar – eine Emiliani und eine Lord Dunn-Raven. Und das kleine Kreuz, das ist ein echter Zumsande.
Der Bad Honnefer Goldschmiedemeister Georg Zumsande spricht im Normalfall nicht über seine Kundschaft. Aber die Geschichte um Anne-Sophie Mutter ist einfach zu schön – deren Mutter suchte, als ihre Tochter unter dem Dirigat von Herbert von Karajan ziemlich am Anfang ihrer Karriere stand, eine Kette mit kleinem Kreuz für ihre Tochter. Über eine Bekannte gelangte sie an Georg Zumsande, der das Schmuckstück fertigte. „Ich hatte damals nach Rock in meiner Jugend die Klassik für mich entdeckt“, erzählt der Meister im Rückblick. Es war ihm eine Ehre, für die junge Mutter dieses sehr symbolische Präsent herzustellen. „Jahre später sah ich auf einem Foto, dass sie das Kreuz angelegt hatte. Das freute mich. Im Gegensatz zu einem Maler werden meine Objekte, die körperbezogen sind, getragen, sie strahlen Empfindungen aus.“
Eine Vielzahl solcher Schmuckstücke verließ bisher Zumsandes Werkstatt. Bereits seit mehr als 40 Jahren drückt diese Goldschmiede dem Bad Honnefer Stadtbild seinen Stempel auf. Am 1. August 1980 zog Georg Zumsande, der im Jahr zuvor seinen Meisterbrief erlangt hatte, in das Haus Nummer 45 an der Hauptstraße ein, ein pittoreskes Fachwerkhaus aus dem Jahr 1781. „Es war gerade freigeworden, ich hatte hier in Bad Honnef schon Gewerbe angemeldet und mein Herz schlug sofort für dieses damals 200 Jahre alte Gebäude“, erinnert sich Zumsande, der an seinem Wirkungsort zum Motor der Innenstadtgemeinschaft Centrum e.V. wurde und diesem Ehrenamt auch künftig erhalten bleiben will.
Hinter dem gebürtigen Warendorfer, Jahrgang 1952, lag damals eine exzellente Ausbildung. Bei Goldschmied Heinz Günter Maimann, einer der Großen seiner Zunft, erhielt Zumsande die Basis für seinen erfolgreichen beruflichen Werdegang. Herausragende Leute seines Fachs begleiteten ihn auch nach seiner Einser-Prüfung – Alf Teufel in Münster, der finnische Schmuckgestalter Björn Weckström und der namhafte Kirchenkünstler Egino Weinert in Köln. Bei diesen Koryphäen wurde er vertraut mit den alten Techniken.
Auch wenn einige bedeutende sakrale Gegenstände wie das Silber-Reliquiar für die Kathedrale St. Alban in London oder die Marienkrone für Sankt Pantaleon in Köln zu seinem Œuvre gehören und auch Königsschilder und Präsidentenketten für heimische Schützenvereine bei ihm entstehen, so macht doch der Schmuck die Nummer eins aus. Wer die edlen Preziosen im Schaufenster betrachtet, entdeckt dahinter oft den eifrigen Handwerker mit dem lockigen Haar an seinem Werktisch, hochkonzentriert tief über seine aktuelle Arbeit gebeugt.
Zumsandes Credo: „Das Entscheidende ist, Unbedeutendes wertvoll zu machen!“ Freilich ist das hochkarätige Gold primär, aber Zumsande ist ein Meister darin, es „mit unscheinbaren Zufälligkeiten“ zu verbinden. Und die ergeben sich aus seinen übrigen Neigungen – aus seiner Liebe zur Kunst, zur Natur, zur Historie, und auch zu der Geschichte direkt vor der Haustür. So verstehen sich auch die Elemente aus Himmerich-Gestein oder aus Drachenfelstrachyt an seinen Schmuckstücken, die er mit wertvollem Gold zu einer wundervollen Melange verknüpft. Eine Handvoll Domgestein überließ ihm die frühere Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. 80 verschiedene beziehungsreiche Objekte schuf er aus diesem original Domgestein. Die Nummer eins widmete er der Dombaumeisterin.
Voller Symbolkraft sind auch Stücke mit goldener, runzeliger Drachenhaut – um dem Gold zu dieser Oberfläche zu verhelfen, hat Georg Zumsande ein spezielles Verfahren entwickelt, das Werkstattgeheimnis ist. Diese Haut ist ein Panzer, stellt das Beschützende dar; mit kleinen, bunten Brillanten kommt zusätzlich Gefühl und Strahlkraft ins Spiel.
Aus Ilex, das Symbol für Glück und Schutz, fertigte Zumsande Anhänger. Und immer erfrischend: Die pfiffigen Heinzelmännchen haben es zum Star als Schmuckstücke geschafft. Der Kranich als Glücksvogel und zuständig für Zweisamkeit oder das zarte Schneeglöckchen als florales Element – all diese Vorlagen aus der Natur und der Geschichte fließen in das Schaffen Zumsandes ein. Und Freude bei dem Meister, wenn er den Anhänger, den Ring, die Brosche aus seiner Schmiede irgendwann wiedersieht. Wie das Kreuz von Anne-Sophie Mutter. oro
Goldschmiede Zumsande, 53604 Bad Honnef, Hauptstraße 45, Tel. 02224/750 66