Pilotprojekt in Brohltal Schule garantiert Lehrstelle

BROHLTAL · Warum Gutes nicht kopieren und weiterentwickeln? So haben die Japaner ja schließlich auch die Weltwirtschaft aufgemischt. Das mag sich Andrea Liliental gedacht haben, als sie vor fünf Jahren von der Geschwister-Scholl-Schule in Meckenheim zur Realschule plus in Niederzissen wechselte.

 Stimmige Noten und Verhaltensweisen sind die Grundlage für das Projekt in Niederzissen.

Stimmige Noten und Verhaltensweisen sind die Grundlage für das Projekt in Niederzissen.

Foto: dpa

Damals war die Meckenheimer Schule gerade in der Vorbereitungsphase für ein Projekt, das sich MeGa nennt. Das steht für Meckenheimer Garantie. An der Brohltalschule soll es ab November BiG heißen, was für Berufsausbildung in Garantie steht.

Am Montag hat die Gesamtkonferenz der Schule im Beisein von Elternvertretern und Bürgermeister Johannes Bell als Repräsentant des Schulträgers, der Verbandsgemeinde Brohltal, das Konzept beschlossen. Es soll ein Pilot in Rheinland-Pfalz werden. So würde dann aus dem "Modell Meckenheim" das "Modell Niederzissen", das von der Universität Koblenz-Landau wissenschaftlich begleitet wird.

Schulleiter Timo Djelassi erläuterte das Projekt, das nur auf den ersten Blick verwirrt: "Rund 50 Betriebe bilden einen Pool von potenziellen Ausbildern. In diesen absolvieren Schüler der Klassen acht und neun Praktika. Erfüllen die Schüler die von den Betrieben gesetzten Voraussetzungen, gibt es den Ausbildungsplatz."

Im Gegenzug unterschreiben die Schüler der achten Klasse einen Vertrag, der sie zu einem Notendurchschnitt von mindestens 3,0 verpflichtet. In Deutsch und Mathe muss die drei mindestens erreicht werden. Unentschuldigte Fehltage stehen auf dem Index, das Sozialverhalten sollte unauffällig sein.

Zusätzlich nehmen die Schüler an einem Projekt der Industrie- und Handelskammer mit dem Titel "Fit für die Lehre" teil. Dejlassi rechnet pro Jahrgang mit etwa 50 Schülern, die dann einen Ausbildungsplatz bekommen, "wenn sie das Programm komplett durchlaufen". Dazu verpflichte sich die Schule.

Startschuss im November

"Der Startschuss für das Projekt soll im November fallen. Dann unterschreiben auch die ersten Schüler die Verträge", sagte Schulchef Djelassi, der hofft, dass dann auch Andrea Nahles dabei ist. Denn die Bundesarbeitsministerin komme ja aus dem Wahlkreis Ahrweiler.

Maurice, Julia und Luca sind aktuell in der Klasse neun, kommen also nicht mehr in den Genuss des Projektes, finden selbiges dennoch toll. "Da wissen die Schüler, wofür sie büffeln", erklärte Maurice dem GA. Und Julia, die Erzieherin werden will, gönnt den nachfolgenden Klassen "das Mehr an Möglichkeiten". Und Luca findet das Ganze "einfach nur klasse", obwohl er "noch von nichts Vergleichbarem gehört hat".

Karin Schneider für die Eltern findet nach "anfänglicher Zurückhaltung", dass es gut sei, "wenn Schüler ein Ziel vor Augen haben". Der Nutzen des Modells liege für sie klar auf der Hand. Findet auch Bürgermeister Johannes Bell, der den "verbindlichen Charakter" des Modells favorisiert, aber in diesem auch ein "Alleinstellungsmerkmal für die Brohltalschule" sieht. Zumindest bis andere dem nacheifern.

Das könnte nach der ersten Bilanz in etwa drei Jahren sein, sagte Djelassi, der Wert darauf legt, dass Vorbereitung und Umsetzung ein Gemeinschaftswerk seines Kollegiums ist. Und: "Das Konzept soll dann so transportierbar sein, dass es für jede vergleichbare Schule in Rheinland-Pfalz anwendbar ist."

Dafür steht auch die Industrie- und Handelskammer als Partner parat, machte deren Regionalgeschäftsführer, Bernd Greulich, klar. Auch mit dem Hinweis, dass das neue Projekt eine Art Weiterentwicklung der bisherigen Schulpatenschaften sei.

Kurz gefragt

Das beste Konzept ist nur so gut, wie die agierenden Personen. Über Besonderheiten gab Timo Djelassi Günther Schmitt Auskunft.

Was ist mit Schülern, die den Vertrag nicht erfüllen oder erfüllen können?
Djelassi: Wenn wir merken, dass etwas aus der Bahn zu laufen droht, greifen wir regulierend ein, sprechen dann auch mit den Eltern.

Und wenn's beim Schüler vom Anforderungsprofil her für den Wunschberuf nicht klappt?
Djelassi: Die Betriebe aus unserem Pool halten für diese Fällen niederschwelligere Angebote bereit.

Was ist mit Schülern, die zugezogen sind und erst in der neunten Klasse aufschlagen?
Djelassi: Denen können wir die Garantie auf einen Ausbildungsplatz natürlich nicht geben. Wir haben aber so gute Kontakte, dass wir sie bestimmt vermittelt bekommen.

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