Internationaler Museumstag Sinziger Gastronom referiert über Victor Hugo

SINZIG · Der bekannte Sinziger Gastronom und Koch Jean-Marie Dumaine sprach beim Internationalen Museumstag im Sinziger Schloss. In den Fokus nahm er dabei den französischen Dichter Victor Hugo und dessen Rheinreisen.

Mit ihrem vielfältigen Angebot und ihren innovativen Ideen leisten die Museen einen großen Beitrag zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Darauf will der Internationale Museumstag aufmerksam machen, in den sich seit Jahren auch das Sinziger Heimatmuseum einbringt. Trotz des verregneten Sonntags fanden sich die Menschen in der einstigen Sommervilla der Familien Bunge und Koenigs ein, die heute Museum und vielseitiger Ort der Begegnung in städtischer Hand ist.

Im Zeichen von Kultur und Historie standen drei Führungen. Seitens des Denkmalfördervereins, der sich per Satzung zur Unterstützung des Museums verpflichtet hat, erläuterten Peter Billig und Karl-Friedrich Amendt die Geschichte des Hauses, der Stadt und die Museumsbestände.

Zurzeit wird das Augenmerk durch die Ausstellung „Römische Stempelarbeit unter der Lupe“ auf die römische Abteilung gelenkt. Wer war da geeigneter als Kurator Rudolf Menacher, um den Gästen darzulegen, wie Aufstieg und Niedergang der römischen Militärziegelei (40 bis 69 nach Christus) und einer nachfolgenden Terra-Sigillata-Töpferei (140 bis 150) am Sinziger Rheinufer mit den wechselnden Machtverhältnissen im römischen Reich zusammenhängen?

Ebenfalls Geschichte sind jene drei Rheinreisen, die der bedeutende französische Schriftsteller Victor Hugo unternahm und 1842 sowie 1845 in einer erweiterten Ausgabe publizierte. Jean-Marie Dumaine – „ich bin kein Historiker, ich bin kein Dichter, ich bin ein Koch“ – schilderte als Mitglied des Denkmalvereins seine „Entdeckung“ Hugos.

Begeisterung des Gastronomen war zu spüren

Um ihm zu folgen, brauchten die Gäste vom Museumscafé im großen Saal nur durch die Tür in den kleinen Kultursaal zu schlüpfen. Die lebendige Schilderung des bekannten Sinziger Wildpflanzen-Gastronoms ließ sie teilhaben an seiner Begeisterung.

Dumaine kannte „Les Miserables“, in dem der einstige Royalist für die verelendeten Massen spricht, und „Der Glöckner von Notre Dame“. Aber er konnte kaum fassen, dass er in einem Antiquariat im südwestfranzösischen La Rochelle Hugos „Le Rhin. Lettres à un ami“/ „Der Rhein. Briefe an einen Freund“ just auf der Seite aufschlug, die nach Sinzig führte. Für ihn war es ein literarischer Brückenschlag von der französischen zu seiner deutschen Heimat. 36-jährig beschloss der ehrgeizige Dichter, zu den Quellen der Romantik nach Deutschland zu reisen. Er schrieb in Ich-Form Briefe an „einen Freund“, vermutet wird seine Frau Adèle Foucher. Pikanterweise reiste er indes mit seiner lebenslang von der Ehefrau geduldeten Geliebten Juliette Drouet. Sie musste die Tageserlebnisse notieren, als es per Dampfer von Köln bis St. Goar ging, nach Mainz, Frankfurt, Worms, Speyer, Heidelberg, über Mosbach, Heilbronn, Stuttgart, Tübingen, bis Stockach, zum Rheinfall bei Schaffhausen und zurück nach Paris. „Sehr schön zu lesen“, empfahlen Dumaine und Co-Referent Frank Krajewski „Le Rhin“ als erbauliche Lektüre.

Darin zeigt sich der Autor als Europa-Befürworter. Nach dem „Wiener Friedensdiktat“ von 1815 war der ursprüngliche Grenzstrom zum deutschen Rhein geworden, aber linksrheinisch empfand Hugo: „Der Rhein ist viel französischer, als die Deutschen denken. Und die Deutschen Frankreich viel weniger feindlich gesinnt, als die Franzosen meinen.“

Er erkannte eine „innige Verbindung“ zwischen den beiden Völkern“, sah sie als „Brüder in der Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“. Ein „geeintes Europa“ einer freilich speziellen Ausprägung schwebte ihm vor unter der gemeinsamen Herrschaft Frankreichs, der Tatmenschen und Deutschlands, der Geistesmenschen.

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