ANZEIGE Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg „Das Handwerk bietet sehr gute Chancen“

Oliver Krämer möchte das Ansehen des Handwerks in der Gesellschaft verbessern. Der neue Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg appelliert an Eltern und Lehrer, den Handwerksberufen eine Chance zu geben und sie bei der Berufswahl junger Menschen einzubeziehen. Mit Oliver Krämer sprach Sascha Stienen.

Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg

Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg

Foto: Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg

Wie ist die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis?

Oliver Krämer: Wir sind in vielen Handwerksberufen auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. Bei den Malern und Lackierern haben wir 122 neue Ausbildungsverträge (zuletzt 121). Die Zahl im Sanitär/Heizung/᠆Klima-Handwerk ist noch mal angestiegen von 176 auf 206. Im Kfz-Handwerk haben wir immer noch 267 neue Ausbildungsverträge (minus 17) – auch das ist sehr stark. Und auch das Elektrohandwerk ist auf einem hohen Niveau mit 185 Ausbildungsverträgen (minus 20) vertreten. Anders stellt sich die Situation im Nahrungsmittelgewerbe dar: Die Bäcker (71, minus 53) haben einiges eingebüßt und auch die Fleischer (24, minus 4). In diesen Gewerken ist es nach wie vor nicht leicht, freie Ausbildungsplätze zu besetzen.

Gibt es viele unbesetzte Lehrstellen in der Region?

Krämer: Wir haben seit Jahren ein Überangebot an Ausbildungsplätzen in der Region. Das ist auch in diesem Jahr wieder so. Wir bekommen immer wieder Anfragen von Betrieben wie: „Unser Ausbildungsplatz ist noch nicht besetzt. Kennt ihr jemanden?“

In welchen Gewerken?

Krämer: Im Grunde genommen betrifft das alle Gewerke.

Liegt das daran, dass es zu wenig Bewerber gibt?

Krämer: Es gibt zu wenig Bewerber, ja, das stimmt.

Also es ist nicht so, dass die sich bewerben, nicht genug qualifiziert sind?

Krämer: Überhaupt nicht! Das höre ich öfter: „Es gibt keine geeigneten Bewerber mehr.“ Das lasse ich so nicht gelten: Es gibt geeignete Bewerber, die kommen nur nicht ins Handwerk. Das Handwerk ist aufgeschlossen für alle Bewerber. Es nimmt schwächere wie stärkere. Im Moment ist das Problem, dass einfach zu viele ins Studium gehen. Das ist eine gesellschaftliche Fehlentwicklung.

Warum?

Krämer: Viele Eltern raten ihren Kindern, ein Studium aufzunehmen, wobei der Weg ins Handwerk oft der bessere wäre. Das ist ein Punkt, den wir immer wieder betonen möchten: Bringt eure Kinder ins Handwerk, da gibt’s hervorragende Berufsperspektiven.

Hat der Mangel an Bewerbern mit dem Aussterben der Hauptschulen zu tun?

Krämer: Nein, das sehe ich nicht so. Das Handwerk nimmt Hauptschüler, aber das Handwerk nimmt auch Realschüler und Gymnasiasten. Alle sind im Handwerk gut aufgehoben. Im Moment spreche ich auch die Hochschulen an und sage: Bringt uns mal die Studienabbrecher.

Machen Sie Werbung an Schulen?

Krämer: Viele Betriebe gehen in die Schulen und werben da frühzeitig um Nachwuchs, präsentieren ihr Gewerk und nehmen Kontakt auf zu Lehrern und Schülern.

Eine weitere Möglichkeit sind Betriebspraktika…

Krämer: Die Möglichkeit wird auch in Anspruch genommen, das bieten die Handwerksbetriebe auch an.

Wenn man als Schüler nicht weiß, was man werden soll, wo kann man sich da informieren?

Krämer: Wir wollen bis Ende des Jahres eine App auf den Markt bringen, in der jeder Ausbildungsberuf erklärt wird. Ich wünsche mir, dass man in naher Zukunft um diese App nicht mehr herumkommt, wenn man einen Beruf im Handwerk ergreifen möchte. Da sollen die Berufe vorgestellt werden, aber auch offene Ausbildungs- und Praktikumsplätze sowie die Ansprechpartner.

Wo zeigt sich die Digitalisierung im Handwerk noch?

Krämer: Es gibt Tischler, die lassen ihre Kunden Möbel individuell und bequem online konfigurieren. Maler und Lackierer ermöglichen das Mischen des Wunschfarbtons für die eigenen vier Wände auf der Internetseite. Betriebe im Bau- und Ausbaugewerbe optimieren ihre Prozesse von der digitalen Terminvereinbarung, über die Auftragszettel und Zeiterfassung per Smartphone bis hin zum mobilen Baustellenmanagement. Neuerdings setzt man auch Roboter im Gerüstbau ein, um Mitarbeiter zu entlasten. Und im Bäckerhandwerk wird digitale Technik eingesetzt, um neue Arbeitsabläufe zu etablieren und die nächtlichen Arbeitszeiten zu reduzieren.

Viele sagen, Azubis im Handwerk verdienen zu wenig...

Krämer: Auch bei den Ausbildungsvergütungen hat sich was getan, sie sind zuletzt in allen Gewerken gestiegen. Manche Ausbildungsvergütungen sind niedriger, andere höher. Aber es ist natürlich sehr kurzsichtig, wenn einer eine Ausbildung nur deshalb nicht antritt, weil er den Ausbildungslohn als zu niedrig erachtet. Wenn man einen Beruf erlernt, der einem Spaß macht, sollte man diese Zeit investieren.

Warum bietet eine Ausbildung im Handwerk eine gute Zukunftsperspektive?

Krämer: Man hat eine unglaubliche Bandbreite an Berufen im Handwerk. Es gibt viele Türen, die einem offenstehen. Man kann als Geselle tätig sein, man kann die Meisterprüfung machen, man kann in die Selbstständigkeit gehen, Führungsverantwortung im Betrieb übernehmen, oder man kann eben auch erst die Ausbildung machen und ein Studium oben draufsatteln.

Was spricht außerdem für das Handwerk?

Krämer: Das Handwerk steht allen jungen Menschen zur Verfügung. Im Handwerk sind Sie willkommen, auch wenn Sie ein Flüchtling sind oder einen etwas schlechteren Schulabschluss haben. Im Handwerk gibt es große Entwicklungsmöglichkeiten. Und Sie haben im Handwerk ein familiäres und sehr professionelles Umfeld.

Wie gut verdient man im Handwerk?

Krämer: Im Handwerk gibt es sehr gute Verdienstmöglichkeiten. Ein Meister verdient in seinem Berufsleben oft mehr als ein Bachelorabsolvent. Und Sie haben einen sicheren Arbeitsplatz. Nur 1,8 Prozent der Meister sind ohne Beschäftigung – eine sehr gute Quote

Welche Berufe sind besonders geeignet?

Krämer: Man kann in allen Handwerksberufen erfolgreich sein. Sie brauchen die Leidenschaft für den Beruf, außerdem eine gute Projektorganisation, eine qualitativ hochwertige Umsetzung, und Sie müssen serviceorientiert sein. Wenn Sie diese Qualitäten mitbringen, sind Sie im Handwerk erfolgreich.

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