ANZEIGE Finanztipp Wissenswertes über Zertifikate

Zertifikate sind häufig komplexe Finanzprodukte. Für unerfahrene Anleger sind sie in der Regel nicht geeignet. Aber auch sonst sollten Anleger wissen, in was sie da eigentlich ihr Geld stecken

 Wer Zertifikate kauft, sollte deren Struktur verstehen.

Wer Zertifikate kauft, sollte deren Struktur verstehen.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Es müssen nicht immer Aktien oder Fonds sein. Auch Zertifikate können für Anleger interessant sein. Dahinter steckt eine Art Wette.

Das Ganze funktioniert so: Der Anleger zahlt einem Unternehmen, meist einer Bank, einen bestimmten Betrag. Dafür bekommt er ein Zertifikat. Die damit verbundene Wette kann unterschiedlich lauten.

Angenommen, der Anleger setzt auf steigende Ölpreise. Tritt dies innerhalb der festgelegten Laufzeit ein, bekommt der Anleger am Ende sein eingezahltes Kapital zurück – plus Zinsen. Sinkt der Ölpreis in dieser Zeit hingegen, bekommt der Anleger sein Kapital zurück oder nur ein Teil davon, aber keine Erträge.

Die Wertentwicklung hängt vom Basiswert ab

Zertifikate sind Schuldverschreibungen eines Emittenten, also des Herausgebers der Zertifikate. Es sind spezielle Wertpapiere, erläutert Hanne Roggemann vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Sie gehören zu den Derivaten – daher haben sie keinen inneren Wert, ihr Ursprung liegt in einem anderen Finanzprodukt.

Ihre Wertentwicklung hängt daher nicht von der Bonität des Emittenten ab - also seiner Kreditwürdigkeit – sondern vom Anstieg oder Fall des zugrundeliegenden Basiswertes. Solche Basiswerte können etwa Rohstoffpreise für Öl sein, aber auch eine Aktie, ein Aktienindex wie der DAX oder Wechselkurse.

Es gibt eine Vielzahl an Zertifikat-Typen

„Die Bandbreite der Zertifikate ist enorm groß“, sagt Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in München. Daher sind die über eine Million in Deutschland emittierten Zertifikate kaum miteinander vergleichbar.

Unter Privatanlegern seien Index-Zertifikate beliebt, so Bauer. Auch Discount-Zertifikate seien sehr gefragt. Dabei erhalten Anleger einen Preisabschlag. Dafür nimmt das Zertifikat nur bis zu einem bestimmten Maximal-Wert an einer positiven Wertentwicklung des Basiswertes teil.

Ebenfalls beliebt seien Hebelzertifikate, so Bauer. Durch eine Hebelung des Einsatzes können sich die Gewinnchancen erhöhen, allerdings steigt dadurch auch das Verlustrisiko.

Von Boni und Sportereignissen

Zudem gibt es Bonuszertifikate. Dabei vereinbaren beide Seiten eine bestimmte Laufzeit, erklärt Roggemann. Am Ende der Zeit erhalten Anleger mindestens den Nominalbetrag des Wertpapiers zurück sowie einen Bonus.

Unterschreitet der Basiswert jedoch eine zu Beginn der Laufzeit festgelegte Schwelle, entfällt der Bonus. Der Bonus ist also abhängig davon, dass die Entwicklung des Basiswertes oberhalb des Schwellenwertes verläuft.

Auch sogenannte lineare Zertifikate sind am Markt erhältlich. „Sie weisen keinerlei Struktur auf und richten sich allein nach der Entwicklung des Basiswertes“, erläutert Roggemann.

Neben diesen Zertifikatarten gibt es noch Dutzende weitere. „Teilweise sind das sehr spezielle wie etwa Sportzertifikate“, sagt Bauer. Hierbei wetten Anleger auf Ausgänge von Sportereignissen.

Vorzüge und Risiken für Anleger

Was spricht für Zertifikate? „Sie verlangen im Vergleich zur Aktienanlage einen deutlich geringeren Kapitaleinsatz“, erklärt Roggemann. Und Privatanleger erhalten zum Teil Zugang zu Märkten, die sonst für sie nicht offen sind, wie etwa dem Rohstoffmarkt.

Bei manchen Zertifikatstypen besteht auch bei fallenden oder stagnierenden Kursen die Möglichkeit, Gewinne zu erwirtschaften – „das kommt auf die individuelle Vereinbarung an“, sagt Roggemann.

Genau in dieser Komplexität der Zertifikate sieht die Finanzexpertin auch ein Risiko: „Anders als bei Aktien, die relativ standardisiert sind, gibt es bei Zertifikaten unendlich viele Möglichkeiten der Ausgestaltung und damit auch der Fallstricke.“

Anleger müssen zudem wissen: „Neben dem Risiko, dass sich der Basiswert negativ entwickelt, tragen die Zertifikatekäufer auch noch das Emittentenrisiko“, erklärt Bauer. Meldet der Herausgeber Insolvenz an, werden die Inhaber der Zertifikate zu Gläubigern – auch wenn sich der Basiswert bisher positiv entwickelt hat.

Undurchsichtige Kosten und komplexe Strukturen

Ein weiteres Risiko: Nicht immer sind die anfallenden Kosten nachvollziehbar. Die Herausgeber der Zertifikate verdienen nicht an deren Kursgewinnen, sondern an den Gebühren und Spreads, die durch den Zertifikatehandel zustande kommen.

Hinzu kommen Transaktions- und gegebenenfalls auch Depotkosten.

„Für die Emittenten besteht keinerlei Verpflichtung, anfallende Kosten auszuweisen“, erklärt Roggemann. Das macht es selbst erfahrenen Anlegern schwer, die anfallenden Kosten nachzuvollziehen und bei der eigenen Anlagestrategie zu berücksichtigen.

Anleger sollten in keine Zertifikate investieren, deren Funktion oder Struktur sie nicht verstehen. Wichtig ist auch, eine emittierende Bank auszuwählen, bei der die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz möglichst gering ist. „Die Eigenkapitalquote und das Kreditrating der Bank geben hierzu Hinweise“, erklärt Roggemann.

Ratsam ist zudem, nur Zertifikate namhafter und seriöser Emittenten zu erwerben. Vor dem Kauf sollten Anleger klären, wie hoch ihre Risikobereitschaft ist und welche Markterwartungen sie haben. Die Checkliste des Deutschen Derivate Verbands sowie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz kann dabei helfen.

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