Jubiläum in Bad Neuenahr SPD Bad Neuenahr feierte 110-jähriges Bestehen

BAD NEUENAHR · Die SPD Bad Neuenahr feierte am Sonntag ihr 110-jähriges Bestehen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles schickte eine Videobotschaft und kam persönlich.

Gut ausgeschlafen präsentierte sich der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende und Vizekanzler Franz Müntefering den Mitgliedern der Kreisstadt-SPD bei ihrer Jubiläumsfeier im Rathaus – allerdings gut anderthalb Stunden später als eigentlich geplant. Die Sozialdemokraten um ihren Ortsvereinsvorsitzenden Jörn Kampmann hatten schon befürchtet, dass der „Münte-Zug“ abgefahren sei, doch der prominente Festredner anlässlich des 110. Geburtstag des Ortsvereins ließ seine Parteigenossen nicht hängen.

Unter großem Gelächter der etwa 100 Gäste lieferte er gleich den Grund für seine satte Verspätung: Nach dem SPD-Bundesparteitag in Dortmund, der am gleichen Tag stattfand, wollte er mit dem Zug nach Bad Neuenahr kommen, was auch beinahe geklappt hätte. Wenn ihn nicht kurz vor Bonn ein „etwas längerer Sekundenschlaf“ übermannt hätte. „Als ich dann hinter Koblenz wieder wach geworden bin, war mir sofort klar: Jetzt habe ich ein Problem“. Da er nicht die Notbremse betätigen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als bis nach Mainz durchzufahren und von dort aus mit dem Taxi wieder zurück nach Bad Neuenahr zu kommen.

Er entschädigte seine Zuhörer allerdings mit einem humorvollen und vom großer Detailkenntnis gezeichneten Rückblick auf die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und ihre Errungenschaften. „Die Sozialdemokraten sind immer dafür eingetreten, dass es besser wird und nicht schlechter“, fasste er zusammen.

Andrea Nahles kommt persönlich vorbei

Gleich doppelt vertreten war dafür die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Sie hatte wegen des SPD-Bundesparteitag eigentlich nicht damit gerechnet, das Jubiläum mitfeiern zu können und deshalb eine Videobotschaft geschickt. Darin bemerkte sie: „Das Wirken der Sozialdemokraten hat in mehr als 150 Jahren sichtbare Spuren hinterlassen.“ Auch in Bad Neuenahr seien mutige Menschen bereit gewesen, für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität einzutreten. Doch kaum war die Videobotschaft verklungen, schritt die Ministerin plötzlich höchstpersönlich durch die Tür, „denn der Bundesparteitag ging doch schneller als gedacht.“

Ortsvereinsvorsitzender Jörn Kampmann erinnerte daran, dass es für die Sozialdemokraten nicht immer einfach gewesen sei in der Stadt. Viele Begebenheiten könne man aus heutiger Sicht nur noch mit einem Kopfschütteln und viel Humor quittieren. Von Anfang an ziehe sich eine pragmatische und konstruktive Herangehensweise an politische Fragen wie ein roter Faden durch die sozialdemokratische Kommunalpolitik. Und das immer mit einem besonderen Einsatz für diejenigen, die es im Leben nicht immer einfach hätten. Die SPD habe in den 110 Jahren ihres Bestehens keine Fundamentalopposition betrieben, sondern sich stets im Interesse der Stadt und der Menschen für gute Kompromisse eingesetzt. Sie habe immer dann die Stimme erhoben, wenn die Interessen der Schwächeren nicht in ausreichendem Maße Berücksichtigung gefunden hätten.

Bürgermeister Guido Orthen (CDU) fand ebenfalls lobende Worte für die SPD. Die Partei sei im Wandel der Zeit ihren Grundsätzen immer treu geblieben, sie habe 1933 Nein gesagt zum Ermächtigungsgesetz, als alle anderen zugestimmt hätten. „Aber nicht das Nein-Sagen, sondern der Wille zur Gestaltung prägt die lange Geschichte dieser Partei. Sie hat sich entwickelt von der Arbeiterpartei zum Sprachrohr für soziale Gerechtigkeit“, so Orthen. Er dankte der SPD für das hohe Engagement über Generationen hinweg und für die Impulse damals wie heute. „Danke auch für den politischen Streit in der Sache zum Wohle der Menschen auf der ständigen Suche nach dem Besten für die Stadt“, schloss der Bürgermeister.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort