Polizei löst Bauern-Demo auf 16. Etappe: Gilbert-Sturz, keine Attacken, Alaphilippe-Sieg

Bagnères-de-Luchon · Ein Reizgas-Zwischenfall samt Rennunterbrechung, ein spektakulärer Unfall von Ex-Weltmeister Gilbert und der zweite Tagessieg für den aktuellen Berg-König der Tour: An einem ereignisreichen Pyrenäen-Tag hoben sich Stars ihre Kräfte für den Showdown am Mittwoch auf.

 Der Franzose Julian Alaphilippe fährt über die Ziellinie der 16. Etappe.

Der Franzose Julian Alaphilippe fährt über die Ziellinie der 16. Etappe.

Foto:  David Stockman/BELGA

Bei der ersten Kletterpartie der Tour de France in den Pyrenäen kam es auf zwei Abfahrten zu den entscheidenden Szenen des Tages.

Philippe Gilbert stürzte spektakulär über eine Steinmauer in den Wald, Adam Yates verspielte seinen möglichen Etappensieg mit einem Unfall kurz vor dem Ziel in Bagnères-de-Luchon. Der Weg war frei für Julian Alaphilippe, der nach 218 Kilometern im Ziel der 16. Etappe seinen zweiten Tagessieg feiern konnte. Kurz nach dem Start hatte die Polizei eine Demonstration von Landwirten mit Tränengas oder Pfefferspray aufgelöst.

Der größte Aufreger für den Spitzenreiter Geraint Thomas und den zweitplatzierten Chris Froome (+1:39 Minuten) waren nicht die Attacken der Konkurrenten. Diese blieben am Dienstag aus. Eine Bauern-Demo hatte für einen unerwarteten Halt 29 Kilometer nach dem Start gesorgt. Die Polizei setzte Reizgas ein, kurz danach konnte die Fahrt fortgesetzt werden.

Das Führungs-Terzett Thomas/Froome und Tom Dumoulin erreichte das Ziel 8:52 Minuten nach dem Tagessieger. "Das war ein Tag des Leidens - aber ich bin überglücklich. Ich habe in der Abfahrt volles Risiko genommen", sagte Alaphilippe im Ziel. Der Franzose umarmte den gestürzten und am linken Bein bandagierten Gilbert, der schon wieder lächelnd den Preis für den angriffslustigsten Fahrer in Empfang nahm.

59 Kilometer vor dem Ziel hatte es den belgischen Ex-Weltmeister erwischt. Bei der Abfahrt vom Col de Portet d'Aspet versteuerte sich Gilbert in einer Kurve und flog in unmittelbarer Nähe des Denkmals für den 1995 dort tödlich verunglückten Olympiasieger Fabio Casartelli die Böschung hinunter. Nach einigen Schrecksekunden kletterte er wieder auf die Straße, stieg auf sein Rad, reckte den Daumen hoch und setzte seine Fahrt fort. Später stellte sich heraus, dass sein linkes Knie so sehr lädiert war, dass er am Mittwoch nicht mehr an den Start zur 17. Etappe gehen kann. "Für mich ist die Tour zu Ende", sagte Gilbert der Sportzeitung "L'Equipe".

Die Tour war kurz nach dem Start in Carcassonne für rund zehn Minuten gestoppt worden. Protestierende Bauern hatten den Tross zum Stehen gebracht. Heuballen waren auf die Straße gerollt worden. Die Rennleitung stoppte das Rennen. Das eingesetzte Reizgas traf auch viele Profis, die sich die Augen auswaschen mussten und teilweise kurz medizinisch behandelt wurden.

"Es hat mich nicht schlimm erwischt. Ich hatte ein kleines Kribbeln im Auge, habe das aber schnell rausgewaschen und dann war es okay", sagte Thomas zu dem Zwischenfall. Im Anschluss an den Vorfall hatte sich eine 47 Fahrer starke Ausreißergruppe gebildet, die den späteren Tagessieg unter sich ausmachen sollte.

Der dreimalige Weltmeister Peter Sagan sicherte sich schon fünf Tage vor Tour-Ende das Grüne Trikot zum sechsten Mal. Er ist nicht mehr einzuholen. Damit zieht der Bora-hansgrohe-Kapitän mit Rekordhalter Erik Zabel gleich. Allerdings hatte der einstige Sprintstar vom Team Telekom seine Trikots zwischen 1996 und 2001 in Serie geholt.

Die Favoriten und die aussichtsreichsten Herausforderer Dumoulin und Primoz Roglic konzentrieren sich jetzt auf Mittwoch. Auf der 17. Etappe kommt es zu einem besonderen Kletter-Spektakel. Auf der mit nur 65 Kilometern extrem kurzen Etappe auf den Col du Portet wird ein Leistungs-Feuerwerk erwartet.

Ein ungewöhnlicher Start soll einen spannenden Rennverlauf begünstigen. Die Radprofis müssen sich in einer Formation aufstellen, ähnlich wie bei der Formel 1 oder im Motorradsport. Der Gesamtführende darf ganz vorne stehen, dahinter starten die Verfolger. Dann geht es unmittelbar in den ersten von drei Anstiegen. "Das wird ganz speziell, im Gelben Trikot von vorne zu starten", sagte der Spitzenreiter und räumte ein: "Gleich von Beginn an wegzuspringen, das wäre schon sehr riskant. Der letzte Anstieg ist der vielleicht härteste Berg der Tour."

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