Straßenrad-WM in Innsbruck Angst vor der "Höttinger Höll" - BDR setzt auf Schachmann

Innsbruck · Ein hochbrisanter Schlussanstieg und mehr als eine Handvoll Favoriten kennzeichnen den Finaltag der Rad-WM in Innsbruck. Der BDR bietet den Profis im Rennen einen sehr speziellen Kurznachrichten-Dienst an.

 Deutsche Medaillenhoffnung im WM-Straßenrennen von Innsbruck: Maximilian Schachmann.

Deutsche Medaillenhoffnung im WM-Straßenrennen von Innsbruck: Maximilian Schachmann.

Foto: Herbert Neubauer/APA

Zweieinhalb Kilometer Anstieg, bis zu 28 Prozent steil, dann sechs Kilometer Abfahrt ins Ziel vor die Hofburg: Die "Höttinger Höll" ist der Star der Rad-WM in Innsbruck.

Der gefürchtete Anstieg soll zum Abschluss der Titelkämpfe die Elite im Straßenrennen in Angst und Schrecken versetzen. "So wie ich ihn in den Bergen der Vuelta gesehen habe, ist Simon Yates der Favorit", sagte Routinier Marcus Burghardt, über die 258,5 Kilometer am Sonntag der verlängerte Arm der deutschen Teamführung.

Die Medaillen-Aussichten der eigenen Mannschaft bewegen sich - trotz Maximilian Schachmann, dem das Profil liegen könnte - Richtung Null. Vor dem brisanten Finale in der "Höll" geht es über sechs Runden immer wieder hoch zur Olympia-Bobbahn nach Igls, insgesamt sind 4670 Höhenmeter zu bewältigen. Der Parcours - wie eine anspruchsvolle Bergetappe der Tour de France. "Die schwerste WM, die ich je gefahren bin", sagte der 35 Jahre alte Burghardt.

Der tempoharte Sachse, der noch mit Jan Ullrich zusammenfuhr, setzt im eigenen Team auf den frisch gekürten Teamweltmeister Schachmann: "Wenn Max in Form ist, wird er der Mann sein, auf den wir setzen", sagte Burghardt. Auch Emanuel Buchmann soll Schachmann assistieren. Wenn sich der Ravensburger von seinem rasanten Formabfall in der letzten Vuelta-Woche nicht erholt hat, wird er seine Kapitäns-Ansprüche kaum durchsetzen können. Team-Weltmeister Schachmann ist Realist: "Ich bin nicht sicher, ob wir jemanden haben für den letzten Anstieg".

Die sechsköpfige Auswahl des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) droht, gegen die großen Namen auf verlorenem Posten zu stehen. Tour-Bergkönig Julian Alaphilippe, die Yates-Zwillinge Adam und Simon, Mailand-Sanremo-Sieger Vincenzo Nibali, Altmeister Alejandro Valverde, Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski oder Tour-Entdeckung Primoz Roglic sind die Gold-Kandidaten. Als quasi unbekannte Größe ist dazu Burghardts Teamkollege Peter Sagan im Rennen. Dem Dauer-Weltmeister und Titelverteidiger ist bekanntlich auf jedem Terrain alles zuzutrauen.

Der Bora-hansgrohe-Kapitän, dessen vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2021 mit der Equipe aus Raubling am heutigen Freitag offiziell bekanntgegeben werden soll, peilt den vierten Titel in Serie an, auch wenn er sagt: "Der Kurs ist nichts für mich!". Die Konkurrenz muss laut Burghardt aber wachsam sein: "Wenn alle bis zur letzten Steigung mit dem Angriff warten und Peter dann vorne noch dabei ist, kann er es schaffen".

Weil anders als in den großen Länder-Rundfahrten die Funkverbindung zwischen den Profis auf der Straße und ihren Chefs in den Begleitwagen verboten ist, wird der BDR Kurznachrichten der extravaganten Art anbieten: Wichtige Mitteilungen und taktische Anweisungen werden auf Tafeln stehen, die zwei Betreuer an neuralgischen Punkten am Straßenrand in die Höhe halten.

Die Ex-Profis Andreas Klier und Jens Zemke wollen dazu die Informationen aus dem Begleitwagen liefern. Sie empfangen den internen Rennfunk.

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