Fußball Bundesliga Bayer Leverkusen spielt unentschieden gegen RB Leipzig

Leverkusen · Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig trennten sich am Samstag mit einem 1:1. Eine nicht gegebene gelbe Karte sorgte für Unmut.

 Leipzigs Christopher Nkunku erzielt das 1:1 gegen Leverkusens Torwart Lukas Hradecky.

Leipzigs Christopher Nkunku erzielt das 1:1 gegen Leverkusens Torwart Lukas Hradecky.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der Zwiespalt ist ein ständiger Begleiter von Bayer 04 Leverkusen. Etwa, weil die Werkself Jahr für Jahr für ihre unglaubliche Ansammlung an Hochtalent gepriesen wird, ihre PS aber zu selten aufs Feld bringt, um auch entsprechenden Ertrag einzufahren. Dann ist da diese Diskussion, ob die Leverkusener eigentlich zum attraktiven Hurra-Offensivstil verdammt sind, oder ob es nicht auch einfach mal sachlicher Ergebnisfußball tun würde. Am Samstagabend nach dem recht unterhaltsamen 1:1 (0:0) gegen die Champions-League-Kollegen von RB Leipzig war der ständige Bayer-Begleiter wieder vor Ort, wenn auch eher simpel gestrickt und von temporärer Natur. Verantwortliche und Spieler wussten nämlich nicht genau, ob sie sich über das Remis gegen die Roten Bollen freuen oder ärgern sollten.

„Beides“, versuchte es Rudi Völler salomonisch: „Wir hätten zur Halbzeit schon 1:3 zurückliegen können, haben in der letzten Szene aber auch die Chance aufs 2:1“, sagte Bayers Sportvorstand. Recht hatte er. Die ersten 45 Minuten vor nur 26 355 Zuschauern in der Bay-Arena waren ein Anschauungsunterricht für die Probleme, mit denen der Bayer-Jahrgang 2019/20 seit Saisonbeginn zu kämpfen hat. Viel Ballbesitz (am Ende 65 Prozent), aber mehr quer gespielte als vertikale Pässe. Leichte Ballverluste, die im Nu zur Gefahr für das eigene Tor werden. Und eine Offensive, die aktuell daran krankt, dass Jahrhunderttalent Kai Havertz seine Selbstverständlichkeit sucht und sich deshalb in einer akuten Schaffenskrise befindet. So viele misslungene Pässe und verlorene Zweikämpfe wie gegen Leipzig hat man vom Jung-Nationalspieler selten gesehen. Weil Trainer Peter Bosz seiner Mannschaft zudem wie immer verordnet hatte, möglichst weit weg vom eigenen Tor zu agieren, geriet das ganze Unternehmen zum Hochrisikospiel. „Das war viel zu gefährlich. Gerade starke Gegner haben die Qualität, diese Schwächen von uns auszunutzen“, kritisierte Torwart Lukas Hradecky und erinnerte an die deftigen Niederlagen gegen Dortmund (0:4) und Juventus Turin (0:3). Der Finne verhinderte gegen Mattheus Cunha (8.) und Timo Werner (16.) aber, dass auch die Qualität von Hochkaräter Leipzigs zum Tragen kam. Zudem hatte Bayer Glück, dass Cunha nur die Latte traf (38.) und Werner (26.) sowie Marcel Sabitzer (33.) vorbei zielten. So wollte hinterher auch niemand Gäste-Coach Julian Nagelsmann widersprechen, als er haderte: „Es war fahrlässig, dass wir nach der ersten Halbzeit nicht mit drei, vier Toren führen.“

Peter Bosz zog in der Pause die Notbremse und beorderte sein Team im Paket erstmals während seiner Amtszeit 20 Meter zurück: „Wir haben in der zweiten Halbzeit tiefer gestanden und gut gespielt. Leipzig konnte nicht mehr hinter unsere Kette spielen“, erklärte der erstmals für die deutsche Nationalmannschaft nominierte Nadiem Amiri. Ein einziger guter Angriff der Hausherren über Karim Bellarabi und Charles Aranguiz reichte dann, um durch Kevin Volland in Führung zu gehen (66.). Plötzlich waren die Leverkusener sogar Tabellenführer. Sie wären es geblieben, wenn nicht RB-Joker Christopher Nkunku ein Ballhochhalte-Kunstwerk zum 1:1 angefertigt hätte (78.). Oder wenn Kevin Volland in der Nachspielzeit nicht zweimal in Torwart Peter Gulasci seinen Meister gefunden hätte.

So gab es ein glückliches 1:1 aus Sicht der Gastgeber und noch einen Zwiespalt. „Dafür wurde auch schon mal Rot gegeben“, bewertete Rudi Völler Nkunkus gestrecktes Bein gegen Bayers besten Spieler Charles Aranguiz (85.). Schiedsrichter Marco Fitz zückte aber nicht mal Gelb. Und auch Videoassistent Günter Perl blieb stumm. Unverständlich, denn der Chilene zog sich einen Haarriss im Mittelfuß und einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu. Er wird Bayer ebenso länger fehlen wie Daley Sinkgraven (Muskel-Sehnenverletzung im Oberschenkel).

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