Nach 0:1-Niederlage Bayer Leverkusen zwischen Zuversicht und Verzweiflung

Leverkusen · Ausgerechnet beim Debüt von Trainer Peter Bosz erleidet Bayer Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach einen Rückschlag. 0:1 unterliegt Bayer den Fohlen.

Bevor in Leverkusen ein Fußballspiel beginnt, wird getippt. Eine kölsche Brauerei hat zwei Partyfässer als Preis für profundes Wissen ausgelobt, und die Experten zücken die Kugelschreiber, um eifrig ihr Glück zu versuchen. Ein nettes, unverfängliches Spielchen, aber auch immer ein Gradmesser dafür, wie es gerade um die Befindlichkeiten bei Bayer 04 bestellt ist. Am Samstag stand der Bundesliga-Rückrundenstart gegen Borussia Mönchengladbach auf der Agenda und die Tippgemeinschaft umgab eine Aura von Zuversicht und Vorfreude auf ein Spektakel mit vielen Toren.

Schließlich hatte der Werksclub in der Winterpause Trainer Heiko Herrlich entlassen und vor gut zwei Wochen Peter Bosz als Nachfolger präsentiert. Und mit dem Niederländer verbindet sich die Hoffnung auf ungebremsten, wilden Offensivfußball. Jene Attribute also, die so gut zu Bayers mit Talent gesegneter Mannschaft passen.

Als die 94 Minuten Fußball am Samstag gespielt waren, hatte Leverkusen aber kein Tor erzielt und einen schweren Rückschlag im Kampf um die eigenen Saisonziele hinnehmen müssen. Das unglückliche 0:1 (0:1) gegen leidenschaftlich verteidigende und clevere Gladbacher bedeutete einen klassischen Fehlstart für Peter Bosz. Die große Zuversicht war Verzweiflung und Enttäuschung gewichen. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wir waren intensiv, hatten kaum Ballverluste und haben es gut gemacht. Wir hatten ja nur zwei Wochen, um alles Neue zu erarbeiten. Es haben nur die Tore gefehlt“, erklärte Stürmer Kevin Volland.

Sein Trainer sah sich veranlasst, seine Mannschaft unverzüglich aufzubauen: „Ich habe in der Kabine ,Kopf hoch’ gesagt. Die Leistung muss uns Vertrauen geben für die nächsten Spiele.“ Tatsächlich hatten die Gastgeber vor 29 628 Zuschauern in der nicht ausverkauften BayArena kaum mit Bosz’ System gefremdelt. „Beim ersten Mal gibt es ja immer eine gewisse Unsicherheit, aber die war schnell verflogen“, berichtete Volland.

Im 4-3-3 mit nur einem Sechser, den Charles Aranguiz stark interpretierte, sowie Julian Brandt und Kai Havertz auf den offensiven Mittelfeldpositionen lag die Werkself in allen Statistiken vorne. Mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, mehr angekommene Pässe und die größere Laufleistung. Nur beim relevantesten Wert stand trotz einer in der zweiten Halbzeit dominanten Leistung die Null. Das lag neben stark gegen den Ball arbeitenden Gladbachern mit einem souveränen Yann Sommer im Tor an einer Reihe unvollkommener Flanken, zu wenig Personal vor dem gegnerischen Tor, Pech und Unvermögen.

So fand etwa Havertz aus sechs Metern freistehend nur Sommer (62.) und scheiterte auch mit einem Kopfball am Schweizer Keeper (77.). Karim Bellarabi traf nur den Pfosten (68.). Allein zwischen der 67. und 72. Minute verzeichneten die Leverkusener fünf klare Chancen. So reichte dem Tabellendritten ein Weltklasse-Abschluss ihres französischen Stürmers Alassane Plea (37.) zum erst dritten Auswärtssieg der Saison. „Die Gladbacher wissen doch gar nicht, wie sie dieses Spiel gewonnen haben“, haderte Volland.

Es gehört aber auch zu dieser Leverkusener Saison, dass trotz Platz zehn und wieder größerem Rückstand auf die Europapokalplätze die Hoffnung auf bessere Zeiten lebt. „Man konnte sehen, was wir in den zwei Wochen schon alles gelernt haben“, sagte etwa Kai Havertz. Und Kevin Volland brachte zum Ausdruck, dass es trotz großer Verzweiflung am Samstag keine Zweifel gibt: „Wir glauben an das neue System und fühlen uns sicher.“ Vielleicht liegen dann auch die Tipper mal wieder richtig. Die Leverkusener machen ihnen das Leben 2018/19 nicht gerade leicht.

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