"Ich muss liefern" Bewährungsprobe für Rosberg-Nachfolger Bottas

Stuttgart · Auf das freie Formel-1-Cockpit bei Mercedes war die ganze Fahrerbranche scharf. Valtteri Bottas hat als Nachfolger von Nico Rosberg den begehrten Platz neben Lewis Hamilton bekommen. Eine Riesenchance, eine Riesenlast. Bottas muss sich beweisen.

 Der neue Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas zeigt in Stuttgart seinen Daimler-Mitarbeiterausweis.

Der neue Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas zeigt in Stuttgart seinen Daimler-Mitarbeiterausweis.

Foto: Franziska Kraufmann

Auf seinem Rundgang durch das Mercedes-Benz-Museum konnte sich Nico Rosbergs Nachfolger Valtteri Bottas dem immensen Druck nicht entziehen.

"Ich ersetze Nico, den Weltmeister. Ich muss jetzt liefern", sagte der Finne bei seinem Antrittsbesuch in der Stuttgarter Konzernzentrale und einem musealen Streifzug durch die Motorsportgeschichte der Silberpfeile. "Das Team hat mich ausgewählt, weil sie glauben, dass ich das leisten kann. Ich muss es jetzt beweisen, jeden Tag, wenn ich im Auto sitze."

Das Probesitzen in Juan Manuel Fangios Weltmeister-Silberpfeil von 1955 gefiel Bottas sichtlich. Der 27-Jährige aus Nastola will an der Seite seines neuen Stallrivalen Lewis Hamilton aber mehr als ein PS-Posterboy sein. "Ich sehe es als eine Saison, in der ich eine Riesenchance habe. Ich will eines Tages Weltmeister sein, je eher, desto besser", versicherte Bottas. "Wenn das Auto schon dieses Jahr stark genug ist, dann werde ich alles dafür tun. Aber ich nehme es Tag für Tag, habe eine steile Lernkurve vor mir."

Auf rasche Fortschritte ist Bottas angewiesen. Nach wochenlangen Verhandlungen erhielt der WM-Achte der vergangenen Saison Mitte Januar die Freigabe von Williams. In dieser Saison muss er sich in einem Weltmeister-Auto mit dem unnachgiebigen dreimaligen Weltmeister Hamilton messen. "Mit meinen Teamkollegen habe ich normalerweise keine Probleme. Einen Plan, wie ich damit umgehe, habe ich nicht", sagte Bottas, der dem Vernehmen nach einen festen Vertrag nur für diese Saison besitzt. "Normalerweise fokussiere ich mich auf meinen Job, arbeite hart für das Team und respektiere meinen Teamkollegen, auch wenn wir hart gegeneinander fahren. Da sehe ich keine Probleme."

Auf Insiderwissen seines Ende der vergangenen Saison völlig überraschend zurückgetretenen Vorgängers muss Bottas im Zweikampf mit Hamilton verzichten. "Ich werde sehr, sehr neutral bleiben", stellte Rosberg klar. Bottas habe ihn um ein Gespräch gebeten. "Ich werde aber keine Geheimnisse über Lewis preisgeben", versicherte Rosberg. Der Mercedes-Markenbotschafter will Bottas aber helfen, sich schnell ins Team zu integrieren.

Motorsportchef Toto Wolff, der nach dem Rücktritt Rosbergs so gut wie keine freien Kandidaten für die Nachfolge zur Verfügung hatte, ist von seinem neuen Duo natürlich überzeugt. "Die Balance zwischen Valtteri und Lewis stimmt", beteuerte der Österreicher, bevor vom 27. Februar an in Barcelona erstmals in diesem Jahr offiziell getestet wird. "Wir glauben, dass die Wechselwirkung und Dynamik zwischen den beiden Fahrern gut laufen wird."

Mercedes war in den vergangenen drei Jahren das Maß der Dinge. Nun verlangen die Regeländerungen aber breitere Autos, zudem sollen die Rundenzeiten deutlich sinken. Es ist ein Jahr des Umbruchs. "Es gibt neue Regeln in der Formel 1, das ist immer ein großes Fragezeichen, wo man als Team steht", sagte Bottas. "Aber dieses Team ist sehr hungrig, war zwar in den vergangenen drei Jahren sehr erfolgreich, aber sie wollen immer noch mehr. Vor mir liegt ein wichtiges Jahr, eine große Herausforderung."

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