Turn-WM in Doha Biles-Rekord: Zum vierten Mal Mehrkampf-Weltmeisterin

Doha · Sie galt als die haushohe Favoriten, doch musste sich Simone Biles nach zwei ungewohnten Fehlern strecken, um ihren vierten WM-Titel im Mehrkampf zu erkämpfen. Souverän meisterte sie aber diese Hürde. Elisabeth Seitz hatte keine Chance, in die Top Ten vorzustoßen.

 Zum vierten Mal Mehrkampf-Weltmeisterin Simone Biles.

Zum vierten Mal Mehrkampf-Weltmeisterin Simone Biles.

Foto: Vadim Ghirda

Nach schweren Monaten hat Simone Biles Turn-Geschichte geschrieben. Bei den Weltmeisterschaften in Doha holte sich 21-jährige Texanerin trotz zweier Stürze als erste Turnerin den vierten WM-Titel im Mehrkampf, ihren zwölften insgesamt.

Für Biles war es trotz der ungewohnten Fehler ein überaus gelungenes Comeback zwei Jahre nach den Spielen in Rio, als sie viermal Gold gefeiert hatte. Hinter ihr liegt eine schwere Zeit mit Gewissensqualen. Im Januar hatte sie öffentlich gemacht, wie viele andere Teamgefährtinnen auch vom früheren US-Teamarzt Larry Nassar missbraucht worden zu sein.

Strahlend feierte sie nun ihren Erfolg mit ausgebreiteter US-Fahne. Bisher hatte sie gemeinsam mit der Russin Swetlana Chorkina die Rangliste angeführt. Die deutsche Meisterin Elisabeth Seitz aus Stuttgart kam nach zwei Stürzen vom Balken nicht über Platz 21 hinaus (51,566 Punkte).

Biles setzte unter einem Aufschrei der nur wenigen Zuschauer im Aspire Dome den von ihr kreierten Sprung, den gestreckten Vorwärtssalto mit zwei Schrauben, zum Auftakt auf das Hinterteil. Doch die Referees zeigten sich gnädig und vergaben mit 14,533 Punkten dennoch eine hohe Note, so dass ihre Aufholjagd vom dritten Gesamtrang aus begann.

Schon nach dem Barren lag sie wieder in Front, musste aber auch am Balken noch einmal vorzeitig zu Boden. Damit fiel ihr Vorsprung mit Punktzahl 57,491 vor der Japanerin Mai Murakami (55,798) und Teamgefährtin und Tielverteidigerin Morgan Hurd (55,732) knapper aus als erwartet.

Für den neue US-Coach Tom Forster steht Simone Biles in einer Reihe mit anderen Sportgrößen wie Michael Jordan oder Usain Bolt, das bekräftige er in Doha. Biles selbst bleibt indes auf dem Teppich: "Ich bin kein Star, ich bin nur Simone Biles."

Einen Tag vor dem WM-Auftakt hatte Biles allerdings eine Schrecksekunde zu überstehen, als sie wegen Schmerzen aufgrund eines Nierensteins eine Klinik aufsuchen musste. Doch kurz darauf gab sie Entwarnung und scherzte über den Nierenstein als "ihre Perle von Doha".

Ihr Peiniger, US-Arzt Nassar, war wegen sexuellen Missbrauchs von rund 250 Turnerinnen im wohl größten Skandal der US-Sportgeschichte zu 175 Jahren Haft verurteilt worden. "Es fühlte sich an, als ob er einen Teil von mir geraubt hat, den ich nicht mehr wiederbekommen kann", sagte Biles in einer ARD-Reportage aus ihrem Trainingscamp. Doch Details der sexuellen Schikanen wollte die Ausnahmeturnerin nie öffentlich machen.

Für Eli Seitz indes war die erhoffte Topplatzierung schon nach dem ersten Gerät passé. Gleich zweimal patzte sie am Zitter-Balken und wirkte auch ansonsten unsicher. "Das war wirklich schlecht. Vielleicht war es zu viel Verbissenheit", suchte sie nach einer Begründung. Trotz danach stabilen Übungen war ein neunte WM-Platz wie im Vorjahr nicht mehr in Reichweite. In den Katakomen nahm sie ihre Mutter und ihren kleinen Bruder Gabriel in die Arme. Mut schöpfte sie für das Barren-Finale mit der drittbesten Note von 14,60 Zählern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort