Fußball Regionalliga-West Bonner SC erkämpft Remis gegen Essen

Bonn · Die Krawalle in der Innenstadt haben den Bonner SC am Samstagnachmittag nicht aus dem Konzept gebracht. Im Regionalligaspiel gegen den Traditionsverein Rot-Weiß Essen erkämpften die Löwen im Sportpark Nord ein 3:3.

Langsam aber sicher darf Daniel Zillken, der Trainer des Fußballregionalligisten Bonner SC, den Saisonstart seiner Elf als gelungen bezeichnen. Im dritten Aufeinandertreffen seit dem Aufstieg 2016 holte der BSC nach zwei 1:2-Niederlagen in der vergangenen Saison mit dem 3:3 (2:2) gegen Rot-Weiss Essen den ersten Punkt gegen den deutschen Meister von 1955.

Zwei Elfmetertore von RWE-Kapitän Benjamin Baier (13., 67.) und der Kopfballtreffer von Philipp Zeiger (30.) brachten die Gäste zunächst mit 3:2 in Führung. Jannik Stoffels (9.) und Dario Schumacher, ebenfalls per Strafstoß (21.), hatten für den BSC in der ersten Hälfte getroffen. In der 65. Minute hatte Schiedsrichter Florian Exner Bonns Linksverteidiger Ugur Dündar, der den Strafstoß zum 2:3 gegen Dennis Malura verursacht hatte, nach Beleidigung die Rote Karte gezeigt.

Auch BSC-Co-Trainer Michael Braun und Betreuer Guido Holt schickte der Unparteiische nach dieser Szene auf die Tribüne. Als RWE bereits wie der sichere Sieger aussah, erzielte Nico Perrey vier Minuten vor dem Abpfiff dann doch noch per Kopf für die dezimierten Hausherrn den verdienten 3:3-Ausgleichstreffer. „Wir haben den BSC hervorragend repräsentiert“, meinte Zillken. „Meiner Mannschaft muss ich ein Riesenkompliment machen, denn auch mit zehn Mann haben sie an sich geglaubt.“

Gästecoach Sven Demandt gab sich entsprechend zugeknöpft. „Im Rückwärtsgang hatten wir heute Probleme. Wir haben zwei Zähler liegen gelassen, denn gegen zehn Spieler müssen wir das 3:2 nach Hause bringen.“

Denkt Zillken an RWE, gerät der 50-Jährige ins Schwärmen. Viel Tradition, tolle Fans, tolles Stadion. Zu Kreuze kriechen wollte der BSC-Trainer allerdings nicht. Warum auch. Schließlich hatte der BSC als Fünfter vor der Partie gegen RWE drei Zähler mehr auf dem Konto als die Mannschaft von der Hafenstraße.

Vielleicht aus deshalb schenkte der 50-Jährige erstmals in dieser Spielzeit Neuzugang Jannick Stoffels von Beginn an das Vertrauen. Der 20-jährige sortierte sich auf der zentralen Mittelfeldposition ein. Vojno Jesic rückte auf die linke Seite. Ins Sturmzentrum des BSC kehrte Lars Lokotsch zurück. Gegen Wiedenbrück hatte der 21-Jährige aufgrund einer Erkältung 90 Minuten auf der Bank gesessen.

Und die Entscheidung pro Stoffels sollte Zillken nicht bereuen. Nachdem Sebastian Spinrath in der 7. Minute nach Fehler von Adis Omerbasic und Schuss von Kai Pröger vor der Linie gerettet hatte, schritt der junge Mittelfeldakteur zur Tat. Zwei Minuten nach der gelungenen Defensivaktion der Hausherrn gewann Jesic unter Schmerzen ein Kopfballduell. Stoffels, der die Situation gerochen hatte, lief in den freien Raum und hatte nur noch RWE-Schlussmann Robin Heller vor sich.

Der hatte gegen den präzisen Schuss des Debütanten keine Chance. Vier Minuten später mokierten sich die Fans erstmals über den Unparteiischen Florian Exner. Der zeigte auf den Punkt, nachdem RWE-Stürmer Marcel Platzek im Strafraum zu Boden gegangen war. Nico Perrey soll das Bein zu hoch genommen haben.

Eine höchst umstrittene Entscheidung, die RWE-Kapitän Benjamin Baier bei der Ausführung dennoch nicht störte. Hatte Daniel Zillken nach dem 4:1 gegen Wiedenbrück davon gesprochen, dass seine Elf die Geschenke des Gegners gnadenlos ausgenutzt hatte, zeigten sich in dieser Hinsicht nun beide Teams großzügig bei der Vergabe und effizient bei der Ausnutzung.

Zunächst spendierte RWE. Philipp Zeiger fälschte in der 20. Minute einen Vesic-Schuss in der verbotenen Zone mit der Hand ab. Den fälligen Strafstoß verwandelte BSC-Kapitän Dario Schumacher zum 2:1 (21.). Dann aber verursachte BSC-Schlussmann Alexander Monath in der 30. Minute unnötigerweise eine Ecke – mit bösen Folgen für den BSC.

Denn besagter Zeiger nutzte den von Pröger getretenen Standard per Kopf zum 2:2. Mit Glück startete der BSC in die zweite Hälfte. In der 47. Minute traf Kamil Bednarski den Außenpfosten. Drei Minuten später fällt Lokotsch im Strafraum der Gäste. RWE-Innenverteidiger Jan-Steffen Meier hatte den Stürmer offenbar im Gesicht getroffen. Für den Schiedsrichter zu wenig, um erneut auf den Punkt zu zeigen.

In der Folge sollte Exner in der Beliebtheitsskale der BSC-Anhänger ins bodenlose versinken. Beim Foul von Ugur Dündar an Dennis Malura blieb dem 26-Jährigen wohl nichts anderes übrig, als zum dritten Mal auf Elfmeter zu entscheiden. Eine Gelegenheit zum 3:2 für RWE, die sich Baier nicht entgehen ließ (67.). Den Siedepunkt erreichten die Emotionen, als der Schiedsrichter Dündar nach Gelb auch noch die Rote Karte zeigte.

Der Linksverteidiger hatte offenbar verbal eine Grenze überschritten. Aber damit nicht genug: Den aufgebrachten BSC-Co-Trainer Michael Braun schickte Exner genauso auf die Tribüne wie Kultbetreuer Guido Holt.

Zillken bleib dennoch gelassen. „Ohne Schiri geht es nun einmal nicht. Wir werden uns die Szenen in Ruhe im Video anschauen.“ In der 86. Minute durften die Gastgeber dennoch jubeln. Nach Flanke des eingewechselten Sebastian Hirsch markierte BSC-Innenverteidiger Nico Perrey per Kopf den umjubelten Treffer zum 3:3-Ausgleich. Bereits am Dienstag spielt der BSC bei der U 23 des 1. FC Köln, die gegen Wegberg-Beeck mit 1:2 verloren

Bonner SC: Monath, Omerbasic (77. Bors), Spinrath, Perrey, Dündar, Schumacher, Fillinger, Stoffels (83. Hirsch), Jesic, Kaiser, Lokotsch (88. Sobiech).

Rot-Weiss Essen: Heller, Meier, Baier, Malura, Brauer (88. Jansen), Grund, Bednarski (78. Cokkosan), Zeiger, Pröger, Lucas (79. Urban), Platzek.

Tore: 1:0 Stoffels (9.), 1:1 Baier (13., Foulelfmeter), 2:1 Schumacher (21., Handelfmeter), 2:2 Zeiger (30.), 2:3 Baier (67., Foulelfmeter), 3:3 Perrey (86.) Zuschauer: 1699. Schiedsrichter: Florian Exner (Bielefeld).

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