Trotz Sieg gegen Alemannia Aachen Bonner SC muss weiter um Klassenerhalt zittern

Aachen · Der Bonner SC hat am Samstagnachmittag mit einem 2:1 Erfolg über Alemannia Aachen einen wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht. Gerettet sind die Bonner aber noch nicht.

Als Markus Zschiesche jubelnd auf den Rasen des Aachener Tivolis lief und die Fäuste in Richtung der mitgereisten Fans reckte, ahnte der Trainer des Fußballregionalligisten Bonner SC noch nichts von den Ergebnissen auf den anderen Plätzen. Beim 37-Jährigen hatte sich zunächst die Anspannung gelöst, nachdem der BSC einen eminent wichtigen 2:1 (1:1)-Auswärtserfolg vor 4700 Zuschauern bei Alemannia Aachen gefeiert hatte. Suheyel Najar (12.) und Vojno Jesic (72.) hatten für den BSC getroffen.

Dimitri Imbongo Boele gelang in der 28. Minute der zwischenzeitliche Ausgleich für die Gelb-Schwarzen. Dann aber wurde Zschiesches Freude getrübt. Und das gleich mehrfach. Nach einer Rudelbildung, die offenbar nach dem Schlusspfiff von Aachens Imbongo Boele ausging und in dessen Zuge auch Zschiesche und Aachens Trainer Fuat Kilic aneinandergerieten, entschieden die Aachener Verantwortlichen, die Bonner Delegation von der anschließenden Pressekonferenz auszuschließen.

Für Zschiesche schwerer zu verkraften waren allerdings die anderen Ergebnisse. Denn der SV Straelen, der Spitzenreiter Viktoria Köln überraschend mit 2:0 schlug, bleibt dem BSC mit einem Punkt weniger auf dem Konto auf den Fersen. Auch die SG Wattenscheid, die am letzten Spieltag gegen Straelen antritt, ist noch in der Verlosung, braucht mindestens einen Punkt, um nicht abzusteigen. Der BSC sollte damit tunlichst am letzten Spieltag gegen den Aufsteiger 1. FC Kaan-Marienburg nicht verlieren, um alle Eventualitäten auszuschließen.

„Die Liga ist verrückt“, meinte Zschiesche und schüttelte angesichts der Resultate der Konkurrenz mit dem Kopf. Über den Sieg in Aachen gab es für den Berliner keinerlei Zweifel. „Wir haben verdient gewonnen. Die Jungs haben füreinander gekämpft, hervorragend nach vorne verteidigt und ihre Chancen viel besser als zuletzt genutzt."

Egal, wer in der letzten Woche im Umfeld des BSC das Wort ergriff: Die Floskel „Mentalität“ war in aller Munde. Eine entsprechende Rolle dürfte der im Abstiegskampf begehrte Charakterzug auch hinsichtlich der Startaufstellung gespielt haben. Denn Zschiesche beorderte mit Mario Weber und Daniel Somuah, der erstmals unter dem neuen BSC-Trainer begann, gleich zwei aus der Gattung so genannter Mentalitätsspieler in die Startelf. Ebenfalls zur Anfangsformation auf dem Tivoli gehörte Vojno Jesic, der in Wuppertal nach dem Seitenwechsel seinen Auftritt hatte.

Das Tor hütete Alexander Monath. Martin Michel stand aufgrund einer Schädelprellung nicht zur Verfügung. David Bors und Vincent Stenzel fanden sich nach überschaubarer Leistung vor einer Woche auf der Bank wieder. Vor der Partie gedachten die Aachener Fans mit einer eindrucksvollen Choreografie dem am 11. Mai 1999 verstorbenen ehemaligen Trainer Werner Fuchs. In der 12. Minute – bis dahin hatte Aachen zwar mehr Spielanteile, aber keine Torchance zustande gebracht – schwieg die bis dahin lautstark anfeuernde Aachener Fankurve. Als Spaßbremse fungierte Suheyel Najar, dessen abgefälschter Freistoß aus rund 25 Metern sich unhaltbar für Alemannen-Schlussmann Leon Tigges in den rechten Torwinkel senkte.

Nur vier Minuten später hätte Somuah zum 2:0 nachlegen müssen. Aber den zu unplatzierten Schuss des Bonner Angreifers, den Bernard Mwarome nach Ballgewinn freigespielt hatte, konnte Tigges parieren. Die Gäste, die sich bereits in den Anfangsminuten hellwach zeigten, agierten nun noch mutiger. Aachen wirkte beeindruckt. Die bis dahin einzige bemerkenswerte Schusschance durch Matti Fiedler bereitete Monath keine Probleme (18.). Umso ärgerlicher aus Sicht der Gäste geriet der 1:1-Ausgleich für Aachen in der 28. Minute. Denn Torschütze Dimitri Imbongo Boele tauchte nach einer Ecke völlig frei vor Monath auf, hatte aus rund sieben Metern keine Mühe, den Ball im BSC-Tor unterzubringen. Glück hatten beide Torhüter, als kurz hintereinander Dennis Brock für den BSC (33.) und Manuel Glowacz für die Gastgeber nur knapp verzogen (35.). Nur drei Minuten nach Wiederbeginn forderte der Aachener Anhang lautstark einen Strafstoß. Torschütze Imbongo Boele soll gefoult worden sein.

Für Schiedsrichter Tim Pelzer allerdings kein Thema. In der 52. Minute raufte sich Adis Omerbasic das Haupthaar. Nach einem Solo über den halben Platz und geschickter Weiterleitung von Najar traf der BSC-Rechtsverteidiger aber nur das Außennetz. Dass der Schuss von Mwarome in der 55. Minute nicht sein Ziel fand, lag indes an der starken Parade von Tigges. Wie schon zu Spielbeginn dominierte auch nach dem Seitenwechsel zunächst der BSC. Und erneut war es Omerbasic, der nach einer guten Kombination der Gäste in der 66. Minute nur knapp vorbeizielte.

Den verdienten Lohn für eine starke zweite Hälfte und ein insgesamt engagiert geführtes Spiel sicherte schließlich Vojno Jesic, der in der 72. Minute mit einem satten Linkschuss in den linken Giebel zum umjubelten 2:1 für den BSC traf. Warum es nach der Partie zur Rudelbildung kam, die am Ende die Aachener Ordnungskräfte nur mit Mühe beruhigen konnten, blieb ungeklärt. Alemannia Aachen war dann allerdings nicht mehr bereit, Markus Zschiesche zur obligatorischen Pressekonferenz zu bitten.

Alemannia Aachen: Tigges, Heinze, Pütz, Batarilo-Cerdic, Boesen (58. Salata), Glowacz (69. Rüter), Müller (78. Schmitt), Fiedler, Idrizi, Hackenberg, Imbongo.

Bonner SC: Monath, Omerbasic, Perrey, Weber, Wipperfürth (60. Hirsch), Fillinger, Mwarome, Jesic (77. Stoffels), Somuah, Najar (63. Stenzel), Bors.

Tore: 0:1 Najar (12.), 1:1 Imbongo Boele (28.), 1:2 Jesic (72.). Zuschauer: 4700. Schiedsrichter: Tim Pelzer (Tönisvorst).

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