Interview mit BSC-Berater Stephan Engels "Schmitz wurde zum Rücktritt gedrängt"

Bonn · Stephan Engels spricht im Interview über seine Funktion als Berater des Bonner SC, die Umstände des Rücktritts von Sportdirektor Thomas Schmitz und den Wunsch, den Sportdirektor zurückzuholen.

 Gute Stimmung, Blick nach vorn, vorbei: Von diesem Trio sind nur noch BSC-Boss Dirk Mazurkiewicz (links) und Berater Stephan Engels (rechts) übrig. Sportchef Thomas Schmitz hat die Brocken hingeworfen.

Gute Stimmung, Blick nach vorn, vorbei: Von diesem Trio sind nur noch BSC-Boss Dirk Mazurkiewicz (links) und Berater Stephan Engels (rechts) übrig. Sportchef Thomas Schmitz hat die Brocken hingeworfen.

Foto: Boris Hempel

Nach den beiden Niederlagen gegen Bergisch Gladbach und Rot-Weiss Essen hat der Fußball-Regionalligist Bonner SC sportlich die Kurve bekommen. Dennoch kann nach dem Rücktritt von Sportdirektor Thomas Schmitz von Ruhe keine Rede sein. Thomas Heinen sprach mit Ex-Nationalspieler und Schmitz-Intimus Stephan Engels über die Umstände des Rücktritts.

Herr Engels, es ist von außen nicht so leicht zu durchblicken: Welche Rolle spielen Sie eigentlich beim Bonner SC?

Stephan Engels: Ich habe keine offizielle Funktion, wollte den BSC vor dieser Saison mit meinen Kontakten unterstützen. Der Verein hatte mich gebeten, den Vorstand Sport zu übernehmen oder in den Aufsichtsrat zu gehen.

Warum haben Sie abgelehnt?

Engels: Weil ich Vorsitzender des TuS Mondorf bin und eine Sportagentur führe. Außerdem spiele ich von Mai bis September 30 Spiele für die Traditionsmannschaft des 1. FC Köln. Trotzdem wollte ich dem BSC bei der Suche nach einem guten Trainer und guten Spielern behilflich sein. Seit anderthalb Jahren stehe ich bereits in Kontakt mit Thomas Schmitz und dem Vorstandsvorsitzenden Dirk Mazurkiewicz.

Wie sehen die Ergebnisse aus?

Engels: Mit Robin Benz, Jan Holldack und Patrick Schikowski ist es mir gelungen, drei gute Spieler nach Bonn zu holen. Gesprochen habe ich außerdem mit Felix Backszat, heute ein wichtiger Spieler beim Spitzenreiter Rödinghausen, Tim Golley, der in Saarbrücken spielt, Giuseppe Pisano, jetzt in Oberhausen und mit meinem Neffen Lucas Musculus. Leider waren diese Spieler nicht zu finanzieren. Auch bei der wichtigen Entscheidung für Thorsten Nehrbauer war ich beteiligt. Zudem ist es mir gelungen, Sponsoren zum Weitermachen zu bewegen und neue Geldgeber zu gewinnen. All das mache ich aus Überzeugung und ohne jegliche Aufwandsentschädigung oder ein Beraterhonorar.

Vor der Saison haben Sie davon gesprochen, dass der BSC am Ende dieser Spielzeit einen einstelligen Platz erreichen wird. Bleiben Sie dabei?

Engels: Ich stehe dazu, weil der BSC in allen Spielen, außer der Begegnung gegen Bergisch Gladbach, auf Augenhöhe war. Das 0:3 war für mich ein Ausreißer. Noch heute ist mir schleierhaft, wie eine solche Leistung zustande kommen konnte. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass wir in jedem Spiel sehr viele Chancen herausgespielt haben. Thorsten Nehrbauer lässt attraktiven Fußball spielen. Ich habe vollstes Vertrauen in den Trainer und die Mannschaft. Nehrbauer hätte zu größeren Clubs gehen können. Aber er hat sich für den BSC entschieden, was ich ihm sehr hoch anrechne.

Wie schwer wiegt der Rücktritt des sportlichen Leiters Thomas Schmitz?

Engels: Das ist ein herber Verlust. Thomas hat in den letzten Jahren für Kontinuität gesorgt und es mit kleinem Budget geschafft, den BSC in der Regionalliga zu halten. Er hat ein BSC-Herz. Es ist jammerschade, dass er zum Rücktritt gedrängt wurde.

Inwiefern gedrängt?

Engels: Weil nach vier Spielen und vier Punkten jemand aus dem Vorstand nervös geworden ist und hinter dem Rücken von Thomas Schmitz einem ehemaligen BSC-Trainer den Posten des sportlichen Leiters angeboten hat. Das ist ein massiver Vertrauensbruch und ein absolutes No-Go. Dass dies hohe Wellen auch im Umfeld der Mannschaft geschlagen hat, kann sich jeder vorstellen. Umso erstaunlicher ist es, wie Trainer und Mannschaft das weggesteckt haben.

Wen meinen Sie?

Engels: Namen möchte ich an dieser Stelle nicht nennen.

Hat auch der sportliche Beirat, den Thomas Schmitz ja selbst ins Leben gerufen hat, mit dem Rücktritt zu tun?

Engels: Ich finde es absolut wichtig, dass die sportlichen Dinge nur bei Trainer und sportlichem Leiter liegen. Das finanzielle Engagement in allen Ehren, aber bei manchen Dingen wollte der eine oder andere aus dem Beirat zu viel Mitsprache.

Wer wäre der geeignete Nachfolger für Thomas Schmitz?

Engels: Am liebsten wäre mir, wenn Thomas Schmitz wieder zur Verfügung steht, sobald sich die Wogen geglättet haben. Es sollte doch möglich sein, die Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen. Ansonsten wäre es wichtig, dass jemand kommt, der sich am Wochenende mehrere Spiele anschaut, der über die U 19 Mannschaften des 1. FC Köln, Leverkusen oder von Viktoria Köln Bescheid weiß und der sich in der Liga und in der Region auskennt - und das nebenberuflich. Mit Thorsten Nolting sitzt schließlich jemand im Aufsichtsrat, der viel vom Fußball versteht.

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