Vorstandschef Dirk Mazurkiewicz im Interview „Der BSC versucht Toleranz und Respekt vorzuleben“

Bonn · Nach dem offenen Brief von Cedrik Mvondo ist BSC-Vorstandsvorsitzender Dirk Mazurkiewicz stolz auf den Spieler. Schon junge Spieler sollen lernen, Mitmenschen wertzuschätzen.

 Gemeinsam gegen Rassismus: Cedrik Mvondo (l.) und BSC-Vorstandsvorsitzender Dirk Mazurkiewicz.

Gemeinsam gegen Rassismus: Cedrik Mvondo (l.) und BSC-Vorstandsvorsitzender Dirk Mazurkiewicz.

Foto: Bonner SC

In einem offenen Brief appelliert BSC-Innenverteidiger Cedrik Mvondo eindringlich, Zeichen gegen den Rassismus zu setzen. Thomas Heinen sprach mit dem BSC-Vorstandsvorsitzenden Dirk Mazurkiewicz über die Initiative des 22-jährigen Innenverteidigers mit afrikanischen Wurzeln.

Herr Mazurkiewicz, kommt der Anstoß, diesen offenen Brief zu formulieren, auch ein Stück weit aus den Reihen des BSC-Vorstandes?

Dirk Mazurkiewicz: Nein. Dieses, wie ich finde, sehr bemerkenswerte Schreiben stammt ganz allein von Cedrik Mvondo. Es gab keinen speziellen Anlass im Verein, ihn zu bitten, dies im Namen des Bonner SC zu tun.

Sind Sie stolz auf Mvondo oder eher besorgt, dass er sich veranlasst sieht, so einen Appell zu veröffentlichen?

Mazurkiewicz: Ganz klar – ich bin sehr stolz auf Cedrik Mvondo. Der gesamte Verein steht uneingeschränkt hinter seinem präzise formulierten Appell. Was er schreibt, passt zu dem, was der BSC vorzuleben versucht: uneingeschränkte Toleranz und Respekt – jedem Einzelnen gegenüber. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat uns 2018 besucht, weil wir ein Verein sind, der seit Jahren herausragende Integrationsarbeit leistet und viele soziale Projekte initiiert und fördert. Die Quote für Spieler mit Migrationshintergrund beträgt bei uns 60 Prozent. Für uns gilt nicht nur „Black Lives Matter“, sondern „All Lives Matter“.

Welche Reaktionen erwarten Sie aufgrund dieses Briefes?

Mazurkiewicz: Als Fußballverein sprechen wir ein breites Spektrum in der Bevölkerung an. Natürlich erwarte ich große Zustimmung und Solidarität mit den Thesen und Empfehlungen, die Cedrik aufgeschrieben hat. Aber vielleicht gibt es auch den einen oder anderen aus dem Umfeld des BSC, dessen Gesinnung damit nicht einhergeht. Ich finde es aber genau dann besonders wichtig, aus dem Verein heraus solche Themen wie Rassismus anzusprechen und unsere Werte klar zu benennen.

Warum?

Mazurkiewicz: Weil es zeigt, dass wir vor allem unsere jungen Spieler so anleiten, dass sie lernen, ihre Mitmenschen zu respektieren und wertzuschätzen. Der BSC steht nun einmal für Integration und Inklusion und soziales Engagement. Und der Fußball mit seiner Vielfalt zeigt, dass es auf die Fähigkeiten jedes Einzelnen und auf das Zusammenspiel ankommt. Religion und Hautfarbe spielen dabei keine Rolle. Es freut uns, wenn aus Cedriks Brief eine Debatte entsteht. Schließlich geht es um unsere elementaren Werte. Unsere gesamte Gesellschaft braucht Kraft, Menschen zusammenzubringen. Fußball ist eine wunderbare Plattform, um dies zu lernen und zu zeigen, wie Menschen gemeinsame Ziele verfolgen können. Und deshalb macht es uns stolz, dass ein Spieler wie Cedrik Mvondo aufsteht, um darauf hinzuweisen, dass es dafür Initiative braucht.

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