„Die Neuner sind immer die Teuersten“ GA-Interview mit BSC-Vorsitzendem Dirk Mazurkiewicz

Bonn · BSC-Vorsitzender Dirk Mazurkiewicz über den Abstiegskampf in der Regionalliga, die vergebliche Stürmersuche in der Winterpause, die Zuschauerzahlen im Sportpark Nord und Trainer Daniel Zillken.

 Vielleicht sein schönster Moment beim BSC: Dirk Mazurkiewicz nach dem Sieg im Mittelrheinpokalfinale gegen Fortuna Köln.

Vielleicht sein schönster Moment beim BSC: Dirk Mazurkiewicz nach dem Sieg im Mittelrheinpokalfinale gegen Fortuna Köln.

Foto: hempel

Der Bonner SC hat einen Stürmer gesucht – und keinen gefunden. Jedenfalls keinen bezahlbaren. Wenn der Club am 11. Februar mit dem Spiel in Wiedenbrück wieder in den Meisterschaftsbetrieb der Fußball-Regionalliga West startet, beginnt ein langer Abstiegskampf.

Wie der erfolgreich bestanden werden kann, darüber sprachen Gert auf der Heide und Hartmut Eickenberg mit dem Vorsitzenden Dirk Mazurkiewicz.

Mit welchem Gefühl gehen Sie in die zweite Saisonhälfte?

Dirk Mazurkiewicz: Ich glaube, wir haben genug Qualität im Kader, um den Klassenerhalt zu schaffen. Aber die Mannschaft ist jung, und junge Spieler funktionieren nicht immer. Wir müssen wieder einen Teamspirit aufbauen, wie wir ihn vergangene Saison hatten. Wenn jeder Spieler wieder all seine Energie reinwirft, bin ich guter Dinge.

Mazurkiewicz: Wir wissen um diese Kritik. Vorne haben wir nicht dieselbe Durchschlagskraft wie letzte Saison. Aber das sind einfach die teuersten Spieler, nicht nur bei Arsenal London. Die Zehner und die Neuner sind die Teuersten, in jeder Liga.

Mazurkiewicz: Ich persönlich kann nicht mehr überschauen, über wie viele Spieler Sportdirektor Thomas Schmitz und Trainer Daniel Zillken nachgedacht haben. Wir haben auch wirklich mit vielen Spielern Gespräche geführt. Aber so ein Mann muss menschlich und perspektivisch passen und er muss sofort eine Verstärkung sein. Bei unserem Budget gab's den einfach nicht. Diese Spieler wollen 4000, 5000 oder 6000 Euro. Das ist beim BSC nicht möglich. Wir können da kein Risiko eingehen, weil wir immer ein vernünftiges Geschäftsjahr hinlegen wollen.

Mazurkiewicz: Er setzt sich sehr intensiv mit unseren Möglichkeiten auseinander und trägt es mit, wenn Dinge nicht machbar sind.

Mazurkiewicz: Machen wir. Karnevalsprinz Dirk Vögeli zählt zu unseren Förderern und hat einem unserer Spieler einen Job gegeben. Wir suchen Spieler, die dabei sind, einen Plan B für ihr Leben zu entwerfen. Aber in der starken Regionalliga West reicht das nicht, um an die Spitze zu kommen. Da brauchst du Fußballprofis. Und die kommen, wenn du denen Geld gibst.

Mazurkiewicz: Auf Dauer ist das so. Immerhin sind wir mit den großen Firmen im Dialog. Früher haben wir nicht mal eine Absage gekriegt, wenn wir die eingeladen haben. Jetzt kommt mindestens ein netter Brief.

Mazurkiewciz: Im Gegenteil, es sind ja viele Leute seitdem dazugekommen. Viele Sponsoren, die gleichzeitig auch Helfer sind. Wir setzen mehr Geld um, also ist auch der Elan mehr geworden. Allerdings mussten wir einige Dinge erstmal auf Eis legen.

Mazurkiewicz: Stadion, Trainingsplatz, Geschäftsstelle. Da ist sehr wenig vorangekommen.

Mazurkiewicz: Vor allem Atmosphäre. Das ist kein Erlebnis. Da ist alles zu weit weg. Am Anfang findet man das vielleicht amüsant, aber dann kommt man nicht mehr wieder. Sie richten sich Ihr Wohnzimmer ja auch nicht wie vor 50 Jahren ein. Und was die Sponsoren angeht, können wir nicht mehr wachsen. Aus 60 sind 120 geworden, da fehlt uns jetzt einfach der Platz im VIP-Bereich. Da muss die Stadt irgendwann entscheiden, ob sie nicht ein zeitgemäßes Zuschauerstadion braucht. Ich spreche bewusst nicht von einem Fußballstadion. Aber von einer Arena, die irgendwann Fußball in einer bundesweiten Liga ermöglicht. Mal abwarten, was der Sportentwicklungsplan am Ende aussagt.

Mazurkiewicz: Stimmt. Rund 100.000 Euro mehr. Und der größte Teil davon ist in den Kader geflossen. Wir sind ja keine Marketingidee, wir sind ein Fußballverein. Ich denke, zumindest in der Defensive haben wir auch mehr Qualität. Wir haben mehr ein Kopfproblem als ein Qualitätsproblem. Junge Spieler verlieren ja oft schon den Faden, wenn aus einem 1:0 ein 1:1 geworden ist.

Mazurkiewicz: Von einer Million gehen 60, 70 Prozent in die erste Mannschaft. Das ist ein gesundes Verhältnis.

Mazurkiewicz: Ja.

Mazurkiewcz: Ja, aber damit sind wir nach wie vor ein kleines Licht in der Regionalliga. Nicht mehr ganz unten, knapp darüber.

Mazurkiewicz: Wir haben diesmal wirklich bundesweit, sogar teils international gesucht. Aber einen Stürmer, der bezahlbar ist und der maßgeblich besser ist als die, die hier sind, haben wir nicht gefunden. Die Sache mit den Studenten ist außerdem genau unser Beuteschema. Fast alle unserer Spieler haben ja diese Vita. Mit 17, 18 hatten sie eine Chance gewittert, es in den Profifußball zu schaffen. Aber am Ende des Tages schaffen das halt nur zwei, drei von 100. Die anderen 97 Prozent suchen wir.

Mazurkiewcz: Die Spieler, die aus der A-Jugend nahtlos den Sprung in die Regionalliga West schaffen könnten, sind uns viele Jahre vorher weggeholt worden. Als Zehn-, Elf- oder Zwölfjährige. Nach Köln oder Leverkusen. Vielleicht könnte es ein Weg sein, unsere Besten ein Jahr in Alfter oder Euskirchen spielen zu lassen. Danach wäre der Sprung nicht mehr so groß.

Mazurkiewicz: Ganz ehrlich, Regionalliga ist zu wenig für die Ansprüche von Bayer Leverkusen.

Mazurkiewicz: Wir hatten mehr erhofft. Aber 1000 im Schnitt ist okay. Wir liegen sportlich im unteren Mittelfeld der Regionalliga, da wird kaum einem Verein die Bude eingerannt.

Mazurkiewicz: Der Samstag ist der schlechteste, der Sonntag der beste. Am Freitag gefällt mir die Atmosphäre.

Mazurkiewcz: Es würde unsere Pläne, den Profifußball zu erreichen, mindestens ein Jahr verzögern. Aber ich glaube, die meisten Sponsoren würden dabei bleiben. Die sind von unserem Weg überzeugt. Wir wären also in der Mittelrheinliga so etwas wie Bayern München und würden versuchen, da sofort wieder rauszukommen.

Mazurkiewicz: Das war letztes Jahr genauso. Und vorletztes Jahr ebenfalls. Es geht nicht anders. Wir würden viele Spieler sonst nicht kriegen. Die Berater denken ja immer: Mein Junge kann mindestens 3. Liga. Da ist Bonn vielleicht nur eine Etappe.

Mazurkiewicz: Beide Seiten haben sich versichert, dass es passt. Wenn wir wissen, wo die Reise hingeht, werden wir über die Zukunft reden. Vielleicht arbeitet Daniel irgendwann in anderer Funktion im Verein weiter. Ich persönlich glaube, er wird nicht mehr allzu lange Trainer bleiben.

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