Bonner SC Neuzugang Evangelos Skraparas ist ein Fußball-Weltenbummler

Bonn. · Vietnam, Kambodscha, Rumänien, Australien - Evangelos Skraparas hat als Fußballer schon einiges von der Welt gesehen. Nun versucht der 30-jährige Stürmer sein Glück beim Regionalligisten Bonner SC.

 Weit gereist: Über Rumänien, Griechenland, Australien Vietnam und Kambodscha führte Evangelos Skraparas (Mitte) der Weg zum Fußball-Regionalligisten Bonner SC.

Weit gereist: Über Rumänien, Griechenland, Australien Vietnam und Kambodscha führte Evangelos Skraparas (Mitte) der Weg zum Fußball-Regionalligisten Bonner SC.

Foto: rheinzoom.photo

Weltenbummler im Profifußball sind keine Seltenheit. Marko Marin, immerhin 16-facher Nationalspieler für Deutschland, ist so ein Wandervogel. Der heute 30-Jährige brachte es auf die stattliche Zahl von neun Vereinen in knapp acht Jahren. Aktuell spielt Marin bei Al-Ahli Dschidda in Saudi-Arabien, nachdem er zuvor 58 Pflichtspiele für Roter Stern Belgrad absolviert hatte.

Auch beim Blick auf die Transferhistorie von Evangelos Skraparas, des ersten Winter-Neuzugang beim Regionalligisten Bonner SC, kann der geneigte Leser schnell den Überblick verlieren. Und Skraparas hat in seiner Vita zwei echte Exoten. Oder wer kann schon Spielpraxis in den ersten Ligen Vietnams oder Kambodschas vorweisen?

Dabei begann beim Griechen, der 1991 im bergischen Remscheid das Licht der Welt erblickte, in Sachen Fußball alles ganz normal. „Ich wollte immer nur spielen und Profi werden“, erinnert sich der heute 28-Jährige. Das Talent des damals 13-Jährigen blieb den Scouts von Bayer Leverkusen nicht verborgen. Im Juli 2004 wechselte Skraparas zu Bayer. Von dort ging der junge Evangelos zum Konkurrenten 1. FC Köln. Danach versuchte sich der Fußballbesessene in der U17 und U19 des Wuppertaler SV. Der Sprung in den Profikader eines deutschen Vereins aus den ersten drei Ligen blieb Skraparas verwehrt.

Skraparas ging 2015 zu Metalul Resita

Aber der junge Grieche gab nicht auf. Über die Stationen Hüls, Herne, Essen-Kray und Ennepetal landete der gelernte Mittelstürmer beim Malchower SV. „Ein damals ambitionierter Oberligist in der Nähe von Rostock“, sagt Skraparas, das Ziel Profifußball fest im Blick. „Wenn nicht in Deutschland, dann gelingt der Sprung vielleicht im Ausland“, dachte sich der neue BSC-Stürmer.

Wie gerufen kam da im September 2015 das Angebot von Metalul Resita, eines Zweitligisten aus Bukarest in Rumänien. „Die Rahmenbedingungen waren abenteuerlich“, erinnert sich Skraparas. „Ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett. TV und Heizung funktionierten nicht.“ Das Heimweh nagte. Aber der damals 24-Jährige hielt durch. Vier Monate lang. Dann lockte ein Angebot aus Griechenland – der Heimat seiner Eltern. Bei PGS Kissamikos auf Kreta hielt es Evangelos rund acht Monate. Dann ging es zurück nach Rumänien. Von da aus wieder nach Griechenland.

Im Sommer 2017 hatte der BSC-Neuzugang vom Kofferpacken zunächst die Nase voll. „Ein halbes Jahr habe ich nicht gespielt, währenddessen immer auf ein Angebot aus Deutschland gehofft“, sagt Skraparas. Offerten aus Babelsberg und Neustrelitz konnten den Stürmer allerdings nicht überzeugen. „Dann brachte mein damaliger Berater Vietnam ins Spiel. Ich flog hin und fand mit dem FC Quang Nam einen gut organisierten Verein vor“, berichtet der 28-Jährige. Aber schon nach zwei Monaten war für Skraparas wieder Schluss. Mit der vietnamesischen Art, Fußball zu spielen, kam der bullige Stürmer einfach nicht klar. „Den Ball laufen zu lassen und möglichst schnell abzuspielen, war in der 1. Liga Vietnams nicht gefragt.“

Im Januar 2019 folgte der Wechsel nach Kambodscha

Skraparas wechselte in die 2. Liga nach Australien. Von dort ging es wieder über Rumänien schließlich im Januar 2019 nach Kambodscha, wo Skraparas beim FC Visakha ein komplettes Jahr spielte. „Dieser Verein hat in Südostasien ungefähr den Stellenwert, den Bayern München hierzulande hat“, berichtet der Weltenbummler. Dann kam im Dezember über seinen Berater das Angebot aus Bonn. „Da hat alles gepasst“, sagt der Angreifer, der sich im Testpiel gegen Baumberg mit drei Treffern gleich gut einführte. „Und endlich hat auch meine Familie etwas von mir.“

Vater, Mutter und zwei Geschwister leben in Kerpen. Mit dem Image des Rastlosen kann Skraparas gut leben. „In Deutschland hat es bislang einfach nicht geklappt.“ Beim BSC fühlte sich der 28-Jährige von Beginn an wohl, berichtet immer wieder gerne über seine Erfahrungen im Ausland. „Die Jungs hier sind spitze. In Bonn geht es sehr familiär zu. Ich fühle mich wie zu Hause.“ Der Vertrag mit Skraparas läuft übrigens nur bis Juni. Zumindest bis dahin liegt der Atlas des Griechen in der Schublade.

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