Der Mann, der Spieler besser macht So tickt BSC-Trainer Daniel Zillken

Bonn · BSC-Trainer Daniel Zillken hat als ehemaliger Juniorentrainer von Bayer Leverkusen viele heutige Bundesligafußballer ausgebildet. Bei ihm lernen die Spieler nie aus.

Was haben Bastian Oczipka, Gonzalo Castro, Kevin Kampl, Marcel Risse oder Marco Höger gemeinsam? Klar – alle spielen in der Fußball-Bundesliga. Aber was viele nicht wissen: Alle genossen eine ganz spezielle Ausbildung, nämlich die von Daniel Zillken, heute Cheftrainer des Regionalligisten Bonner SC, der von 2000 bis 2007 für die U 17 von Bayer Leverkusen tätig war.

Auch wenn der 49-Jährige heute längst keine Jugendmannschaften mehr trainiert, sieht sich Zillken als „Bessermacher“ von jungen, aber durchaus auch von gestandenen Spielern. Und so weist Zillken im letzten Testspiel vor dem heutigen Ligastart in Wuppertal (14 Uhr) gegen die Stuttgarter Kickers seinen Gastspieler Aleksandar Pranjes lautstark darauf hin, „gefälligst für die Mannschaft Abwehraufnahmen zu übernehmen“. Zillken: „Ich will keine Individualisten, sondern Spieler, die sich taktisch richtig verhalten und sich vor allem für das Team einsetzen.“ Auf welcher Position der betreffende Spieler zu Hause ist, sieht Zillken als zweitranging an. „Auch Stürmer müssen lernen, nach hinten zu arbeiten.“

Bullige Statur, kernige Ansagen – Zillken flößt Respekt ein. Man will bei ihm nicht zu spät zum Training kommen. Zudem empfiehlt es sich, die Anweisungen des Trainers zu befolgen. Wenn Zillken etwas sagt, sind das keine Empfehlungen. Aber er kann auch anders. Beim BSC-Trainer gibt's Zuckerbrot und Peitsche – und das möglichst in verträglichen Dosen. „Ich motiviere mit Kritik und Applaus“, sagt er. Viele Spieler wissen das zu schätzen. Mittelfeldspieler Dario Schumacher etwa, der durchaus von der spaßigen Seite Zillkens berichten kann und von einer „guten Mischung“ bei ihm spricht.

Der BSC glänzte in der abgelaufenen Saison meist durch mannschaftliche Geschlossenheit. Natürlich kann auch Zillken aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen. „Eine gewisse fußballerische Qualität muss vorhanden sein“, sagt der BSC-Trainer. „Aber auch während der Saison versuche ich, Spielern etwas beizubringen und sie dadurch weiterzuentwickeln.“ Die gesunde Mischung aus individueller Entfaltung und bedingungsloser Teamorientierung ist das Markenzeichen des BSC-Trainers.

Weit oben auf Zillkens Stundenplan: die Arbeit gegen den Ball. Und das möglichst im Verbund. Seine Spieler schauen viele Videos und kennen die Taktiktafel aus dem Effeff. Wenn seine Mannschaft nicht gut verteidigt, geht der 49-Jährige aus dem Sattel. Beispiel: die Partie gegen Stuttgart. Fast noch häufiger und vor allem lautstärker als in Punktspielen bemängelt Zillken die Defensivarbeit einiger Spieler. Neben Pranjes bekam auch Abdelkader Maouel sein Fett weg. „Rund 25 Minuten haben wir schlecht verteidigt. Und die beiden gingen mit schlechtem Beispiel voran.“

Wer bei Zillken eine Chance haben will, durchläuft zunächst ein strenges Casting. Wichtig sind die Verletzungshistorie, die Charaktereigenschaften und vor allem die Teamfähigkeit. „Das alles versuche ich, im Gespräch herauszuhören.“ Beim 21-jährigen Lars Lokotsch ließen die 25 Tore in der Landesliga für den TuS Oberpleis Zillken hellhörig werden. Zweimal ließ der 49-Jährige den Stürmer beobachten.

Bonner SC gegen die Stuttgarter Kickers
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Stimmt das Tempo? Passen die körperlichen Voraussetzungen? Im Fall von Lokotsch folgte ein zweiwöchiges Probetraining. „Da klärt sich die Frage, ob er in mein System passt“, sagt Zillken. Lokotsch passte. Jetzt gilt es für den Nachwuchsmann zu lernen. „Er hat eine schnelle Auffassungsgabe“, sagt sein Trainer. Eine gute Voraussetzung, um beim „Bessermacher“ Zillken auch tatsächlich besser zu werden.

Nach den vier Trainingseinheiten pro Woche dreht sich bei Zillken ab dem Feierabend am Freitagnachmittag bis zur Rückfahrt vom Spiel alles um den BSC. Ansonsten ist der BSC-Coach, der am 3. August seinen 50. Geburtstag natürlich auf dem Trainingsplatz feiert, mit Leib und Seele Einkäufer. Den Arbeitgeber, die Sportabteilung der Galeria Kaufhof in Köln, hat der gelernte Kaufmann nie gewechselt. Seit 2004 ist der gebürtige Kölner mit seiner Frau Monika verheiratet. Für sie hält sich der BSC-Trainer den Sonntag frei. Der eigene Garten und Ausflüge stehen dann auf dem Programm.

Monika Zillken ist auch immer dabei, wenn ihr Mann die Aufstellung für das nächste Spiel festlegt. Die Namen stellt er am Samstagmorgen beim Frühstück zusammen. „Ein Ritual“, sagt Zillken. Für die Partie beim WSV hat er die Startelf im Kopf – bis auf zwei Ausnahmen. Um welche Positionen es sich handelt, verrät er nicht.

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