Interview mit Thorsten Nehrbauer Cheftrainer des Bonner SC: „Unterstützung kam von allen Seiten“

Bonn · Cheftrainer Thorsten Neubauer vom Bonner SC spricht über die nun abgebrochene Saison und die Pläne für die neue Spielzeit.

 Plant die neue Saison beim Bonner SC: Thorsten Nehrbauer.

Plant die neue Saison beim Bonner SC: Thorsten Nehrbauer.

Foto: Boris Hempel

Es hat lange gedauert. Am vergangenen Samstag beschlossen die Delegierten auf einem außerordentlichen Verbandstag, die abgebrochene Saison in der Fußball-Regionalliga West nicht wieder aufzunehmen. Am ersten Septemberwochenende soll die neue Spielzeit beginnen – ob mit oder ohne Fans ist noch offen. Der Cheftrainer des Bonner SC, Thorsten Nehrbauer, sprach mit Thomas Heinen über die bisherige und die kommende Saison.

Herr Nehrbauer, was bleibt Ihnen von der nun abgebrochenen Saison in Erinnerung?

Thorsten Nehrbauer: Dass sie für uns schon turbulent begann. Die Mannschaft und ich waren noch in der Findungsphase, als uns mit Thomas Schmitz der sportliche Leiter verließ. Danach hatten wir trotz allem eine erfolgreiche Zeit. Nach der Hinrunde lagen wir auf Platz sechs – nur drei Punkte hinter der Spitze. Dann haben wir in der Winterpause mit Patrick Schikowski und Jan Holldack wichtige Spieler abgegeben. Außerdem stand uns nicht immer das Spielglück zur Seite. Ich denke da an die Spiele gegen Fortuna Köln oder Fortuna Düsseldorf, in denen wir sehr spät entscheidende Gegentreffer kassiert haben. Aber der Verein und allem auch Mario Neunaber als neuer sportlicher Leiter haben mir sehr geholfen. Unterm Strich habe ich einiges lernen können.

Was zum Beispiel?

Nehrbauer: Dass ich möglichst keine Spieler mehr nehme, die ich nicht kenne und die ich nicht entscheidend weiterentwickeln kann.

Welche Folgen haben aus Ihrer Sicht die Einschränkungen der
Corona-Pandemie für den BSC?

Nehrbauer: Meiner Meinung nach haben alle Verantwortlichen schnell und richtig reagiert. Trainer und Spieler sind in Kurzarbeit gegangen. Jugendtrainer haben auf Geld verzichtet. Unterstützung kam von allen Seiten. Sponsoren haben dem BSC trotz der schwierigen Lage die Treue gehalten. Ich denke, dass der BSC aufgrund des Zusammenhalts die Corona-Krise verhältnismäßig gut überstehen wird.

Wie bewerten Sie den Saison-
abbruch, der ja verhältnismäßig lange auf sich warten ließ?

Nehrbauer: Der Abbruch ist absolut alternativlos. 99 Prozent der Liga wollten diese Entscheidung, um planen zu können und negative wirtschaftliche Folgen zu minimieren. Der Fußball verdient keine Extrawurst.

Und die Bundesligen?

Nehrbauer: Die können die gesamten Auflagen stemmen. Ein Regionalligist kann das nicht.

Junge Spieler sollen bei allem Talent und allen Entwicklungsmöglichkeiten auch oder vor allem das ohnehin schmalere Budget des BSC entlasten. Gehen Sie den „Bonner Weg“ klaglos mit?

Nehrbauer: Ja. Denn auch ohne Corona hätte der BSC diesen Weg in der vierten Liga einschlagen müssen. Ich bin davon überzeugt, dass es besser ist, mit Spielern zu arbeiten, die noch etwas erreichen wollen. Das gilt auch, wenn diese Spieler den BSC nur als Zwischenstation sehen. Es macht mehr Spaß, mit jungen, hungrigen Spielern zu arbeiten.

Befürchten Sie nicht, dass der BSC dann nicht mehr konkurrenzfähig sein könnte?

Nehrbauer: Nein, überhaupt nicht. Mit Dario Schumacher, Kris Fillinger, Marcel Kaiser, Metin Kizil, Burak Gencal oder Daniel Somuah befinden sich genug Spieler im besten Fußballalter im Kader. Außerdem schließen sich Jugend und Qualität nicht aus. David Winke hat das in der jetzt angebrochenen Saison bewiesen. Wer sagt denn, dass die neuen Spieler schlechter sind als diejenigen, die uns verlassen haben.

In der kommenden Saison könnten bis zu 24 Teams aufeinandertreffen. Ist das für einen Verein, der nicht ausschließlich unter Profibedingungen arbeitet, nicht zu viel?

Nehrbauer: Auch hier kommt uns die Jugend entgegen. Junge Spieler regenerieren schneller. Außerdem will jeder Fußballer lieber spielen als trainieren. Wir werden das Training anpassen und zum Beispiel statt um 18 Uhr um 16 Uhr beginnen. Dann bleibt mehr Zeit zur Erholung. Die Frage ist auch, wie verhalte ich mich in Englischen Wochen. Das müssen die Spieler wissen.

Haben Sie Angst vor Geisterspielen?

Nehrbauer: Nein. Was die Bundesliga kann, können wir auch. Außerdem – wer abends unter der Woche in Lippstadt antritt, spielt auch nur vor nur 100 Zuschauern.

Was erwarten Sie von der neuen Spielzeit?

Nehrbauer: Zunächst einmal freue ich mich auf die bevorstehende Aufgabe, und dass endlich wieder Fußball gespielt wird – möglichst mit Fans. Es wird viele Mannschaften geben, die sich auf Augenhöhe begegnen. Was den Kampf gegen den Abstieg angeht, wird sich nicht viel ändern. Es werden mehr Teams runter müssen. Aber es sind ja auch mehr Teams in der Liga.

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