Nach dem DFB-Pokalfest Wieder Alltag beim Bonner SC

Bonn · Das Pokalspiel hat trotz der am Ende klaren Niederlage gegen Fußball-Bundesligist Hannover 96 gezeigt: Regionalligist Bonner SC entwickelt sich weiter – sportlich und auch sonst.

 Dafür kann man schon mal aufstehen: Zufriedene Zuschauer auf der Tribüne beim Spiel gegen Hannover.

Dafür kann man schon mal aufstehen: Zufriedene Zuschauer auf der Tribüne beim Spiel gegen Hannover.

Foto: hempel

Auf vielen Autobahnkilometern hatte Dirk Mazurkiewicz sehr viel Zeit, alles noch einmal sacken zu lassen: Pokal, Hannover 96, fast 10 000 Zuschauer, Volksfeststimmung und, nun ja, die 2:6-Niederlage. Der Präsident des Bonner SC fuhr am Montag, es war sein freier Tag, Richtung Süden, um einen Hersteller von Holzhäusern aufzusuchen. In Bad Honnef hat er ein Grundstück gefunden, bald will er bauen.

Mit Baustellen kennt sich Mazurkiewicz aus. Als er den BSC vor rund zwei Jahren übernahm, war da kaum mehr als ein Fundament. Seitdem kam Stockwerk um Stockwerk hinzu, es fehlt allerdings noch Geld für das Dach. Wahrscheinlich wird Mazurkiewicz mit der Baustelle BSC länger beschäftigt sein als mit der in Bad Honnef. Aber es geht voran. Die Eindrücke vom Pokalspiel am Sonntag vor ausverkauftem Haus im Sportpark Nord bestätigten den Professor am Remagener RheinAhrCampus in dieser Gewissheit.

„Das war ein großer Schritt“, sagte Mazurkiewicz. Wohin? Nach vorn und nach oben. Irgendwann soll der BSC ans Tor zur 3. Liga klopfen, und die Begeisterung auf den Tribünen während der Partie gegen Hannover begeisterte den Präsidenten nicht weniger: „Die Bonner interessieren sich wieder für uns. Das ist die absolute Motivation. Bonn kann Profifußball.“

Dabei ging es längst nicht nur um den wohltemperierten Vollspannstoß auf dem Rasen, das Drumherum war ebenso so wichtig, wenn nicht wichtiger. „Wir sind für die Ausrichtung vom Deutschen Fußball-Bund sehr gelobt worden“, berichtete Mazurkiewicz: „Vizepräsident Peter Frymuth war sehr angetan.“ Vor allem in den Tagen unmittelbar vor dem Spiel hatten die Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle am Limit gearbeitet. „Jetzt sind alle müde. Und stolz“, berichtete der oberste Ehrenamtliche des Vereins.

Eher ein wenig frustriert als stolz waren die Spieler. „Die saßen schon in der Halbzeit wie ein Häufchen Elend in der Kabine“, erzählte Trainer Daniel Zillken. „Ich habe sie dann erstmal in Ruhe gelassen und nach ein paar Minuten gesagt: Ey, Leute, Kopf hoch. Es steht 1:1, und die anderen spielen in der Bundesliga.“ Obwohl am Ende doch eine deutliche Niederlage stand, war der Coach uneingeschränkt zufrieden: „Keine Vorwürfe. Wir haben sportlich ein sehr ordentliches Bild abgegeben.“

Die neu zusammengestellte Truppe ist auf einem guten Weg, sich zu finden. Mit Torhüter Alexander Monath, den Innenverteidigern Nico Perrey und Sebastian Spinrath sowie den Offensivspielern Vojno Jesic und Lars Lokotsch standen am Sonntag immerhin fünf Zugänge in der Startelf. Später kamen noch Sebastian Hirsch und Aleksandar Pranjes hinzu. Zudem spielten beide Torschützen – Lokotsch zum 1:0, Perrey zum 2:3 – vergangene Saison noch nicht in Bonn.

In gewisser Hinsicht wähnt sich auch Zillken auf einer Baustelle. Er betrachtet die aktuelle Phase immer noch als Vorbereitung, obwohl schon zwei Meisterschaftsspiele absolviert wurden. „Die Mannschaft muss zusammenwachsen. Ich bin mit den Neuzugängen sehr zufrieden, aber von einigen erhoffe ich mir noch mehr.“

Dazu zählt auch Jesic, der vom Südwest-Regionalligisten TSV Steinbach kam, und gegen Hannover die meiste Torgefahr entwickelte. Der 23-Jährige bereitete den Treffer zum 1:0 vor, schoss hin und wieder aus der Distanz, traute sich in Dribblings und behauptete viele Bälle. Den einen oder anderen Zuschauer mag er sogar an Connor Krempicki erinnert haben, der im vergangenen Jahr die Fäden zog und nach Uerdingen abwanderte. „Bei Vojno muss man sogar berücksichtigen, dass er aus einer Verletzung kommt. Da ist noch Luft“, weiß Zillken.

Für den Trainer, seine Spieler und überhaupt den ganzen Verein kommt es nun darauf an, den Schalter umzulegen. Der Feiertag ist vorbei, es wartet der Alltag. Und der heißt Regionalliga. „Haken dran“, fordert Zillken. „Am Samstag kommt Wiedenbrück, und dann greifen wir wieder an.“

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