Super Bowl Der letzte Ritt

San Francisco · Peyton Manning steht zum Karriereende noch einmal im Super Bowl. Mit den Denver Broncos trifft der Quarterback am Sonntag in San Francisco auf die Carolina Panthers

 Fünfmal wertvollster Spieler der Liga: Peyton Manning von den Denver Broncos.

Fünfmal wertvollster Spieler der Liga: Peyton Manning von den Denver Broncos.

Foto: AFP

Das Drehbuch ist geschrieben. Und viel spannender hätte die Story kaum verlaufen können. Sie handelt von der Karriere des Star-Quarterbacks Peyton Manning, mit all ihren Aufs und Abs. Und jetzt setzt die Sportgeschichte das letzte Kapitel in Szene, auf der größtmöglichen Football-Bühne der Welt. Darin muss beantwortet werden, ob es für den 39-jährigen ehemaligen Superstar ein Happy End gibt. Im Super Bowl, dem Finale der US-Profi-Liga NFL. In San Francisco trifft Manning mit seinen Denver Broncos in der Nacht zu Montag ( 0.35 Uhr, live in Sat 1) auf die Carolina Panthers.

Rückblende: Vor zwei Jahren noch galt Manning als bester Quarterback der Liga. Es wurde gar diskutiert, ob er auf einer Stufe mit dem legendären Joe Montana steht, der mit den San Francisco 49ers bei vier Final-Teilnahmen vier Mal den Titel gewann. Schließlich hatte Manning gerade mit 55 Touchdowns und 5477 geworfenen Yards neue Liga-Rekorde aufgestellt und so sein Team in den Super Bowl geführt. Dort allerdings unterlag Denver den Seattle Seahawks deutlich mit 8:43. Einer der Gründe: die schwache Leistung von Peyton Manning.

Und so wurde wieder das alte Lied gesungen, das besagt, dass Manning nur in der regulären Saison herausragend ist – er wurde fünf Mal zum wertvollsten Spieler (MVP) der Hauptrunde gewählt –, in den Playoffs aber stets versagt. Das sollte sich ein Jahr später bestätigen, als Manning nach einer durchwachsenen Saison mit den Broncos in der K.o.-Runde an den Indianapolis Colts scheiterte. Dem Team, bei dem er bis zu seinem Wechsel 14 Jahre gespielt und mit dem er seinen einzigen Super-Bowl-Titel gewonnen hatte.

Doch damit war die Abwärtsspirale immer noch nicht gestoppt. In der aktuellen Spielzeit lieferte Manning eine desaströse Saison ab. Zwar erzielte der Quarterback am 15. November mit 71 840 geworfenen Yards in seiner Karriere noch einmal einen Liga-Rekord, doch noch im gleichen Spiel beorderte ihn sein Trainer Gary Kubiak nach vier Ballverlusten auf die Bank und brachte dafür Ersatzmann Brock Osweiler. So etwas war Manning in seiner ganzen Laufbahn noch nicht passiert.

Eine Verletzung stoppte den 39-Jährigen in den folgenden Wochen, und Osweiler führte die Broncos in die Playoffs. Spätestens als Manning am letzten Spieltag genesen war und zum ersten Mal in seiner 18-jährigen NFL-Karriere in fittem Zustand nicht zur Anfangsformation zählte, schien seine Geschichte ein unwürdiges Ende zu nehmen.

Doch Mitte des dritten Viertels gab Regisseur Kubiak dem Drehbuch eine neue Wendung: Obwohl Osweiler passabel spielte, standen für ihn drei Ballverluste auf dem Statistikbogen. Der Coach brachte Manning zurück aufs Feld. „Ich hatte ein Bauchgefühl, dass das Team ein Zeichen und einen Anführer braucht. Deswegen habe ich Peyton gebracht“, sagte Kubiak nach der Partie. Denver gewann, auch die folgenden Playoff-Spiele. Vielleicht auch, weil Mannings verletzungsbedingte Pause seinem Körper gut getan hatte.

Weiterer Vorteil: Während Manning seinen Teamkameraden beim Spielen zusah, scheint er verstanden zu haben, dass sich seine Rolle verändert hat: „Meine Armkraft hat nachgelassen. Ich bin nicht mehr der, der ich war“ – der Quarterback, der Spiele im Alleingang entschied. Nun muss er sich viel mehr auf seine Mitspieler, besonders auf seine Verteidigung verlassen. „Ich bin glücklich und dankbar, dass ich noch einmal die Chance bekommen habe, und ich will der Mannschaft weiterhelfen.“

Und das im Super Bowl. Auch wenn es bereits mehrfach prophezeit wurde, diesmal dürfte es wirklich die letzte Partie seiner Karriere sein. Nach dem Halbfinale sagte er noch auf dem Feld zum gegnerischen Trainer: „Das war mein letzter Ritt.“ Zudem spricht die Tatsache, dass er nach dem Spiel Erinnerungsfotos mit seiner Familie auf dem Spielfeld schoss und seinen Sohn mit zur Pressekonferenz brachte, eine deutliche Sprache. Auch wenn er in dieser Woche verkündete, dass er noch keine Entscheidung über seine Zukunft getroffen habe.

Mit einem Erfolg in San Francisco würde sich Manning in die Riege der wenigen Quarterbacks einreihen, die zwei Super-Bowl-Titel gewonnen haben. Sein kleiner Bruder Eli steht schon in dieser illustren Reihe. Eine Familienzusammenführung – und zugleich das Happy End im Drehbuch der Karriere des Peyton Manning.

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