American Football Deutscher auf dem Sprung in die NFL

Bonn · Moritz Böhringer steht auf dem Zettel diverser US-Profi-Teams. Entsprechend groß ist der Wirbel um den 22-jährigen Deutschen.

Moritz Böhringer war bislang nur absoluten Football-Insidern ein Begriff. Schließlich spielte der 22-jährige Aalener mit den Schwäbisch Hall Unicorns „nur“ in der German Football League (GFL), der höchsten deutschen Spielklasse. In einem Land also, wo American Football zwar stetig Fans hinzu gewinnt, jedoch eine absolute Randsportart ist.

Ganz anders als in den USA. Zehn Milliarden Dollar Umsatz macht die National Football League (NFL) dank hoch dotierter Fernsehverträge dort pro Jahr, und auf der Beliebtheitsskala steht der Sport ganz oben auf der Liste der US-Amerikaner.

Doch seit gut anderthalb Wochen ist Böhringer im Fokus zahlreicher NFL-Teams. Der Wide Receiver hat sogar gute Chancen, beim sogenannten Draft Ende des Monats von einem Club ausgewählt zu werden. Dabei erwerben die Liga-Vereine die Rechte an verfügbaren Amateur- und Nachwuchsspielern.

Wie alles begonnen hat

Begonnen hatte der Hype um den Deutschen mit einem Artikel auf der offiziellen Website der NFL. Dort wurde Böhringer ob seiner Statur, 1,93 Meter bei 103 Kilogramm, und seiner Schnelligkeit als Geheimtipp für den Draft genannt. Allerdings seien seine Fähigkeiten noch sehr roh, und aufgrund der fehlenden Konkurrenzfähigkeit der deutschen Liga sei völlig unklar, ob er sich auf dem Profi-Level der NFL durchsetzen könne. Kein Wunder, schließlich kam der 22-Jährige überhaupt erst mit 17 zum Football – über ein Youtube-Video. Zuvor hatte er Fußball gespielt. Über die Crailsheim Titans ging es für Böhringer dann im vergangenen Jahr zu den Schwäbisch Hall Unicorns in die GFL, wo er sofort Rookie des Jahres (bester Neuling in der Liga) wurde.

„Vor etwa fünf Wochen wurde ich auf Facebook von Coach Aden Durde angeschrieben. Zuerst habe ich das überhaupt nicht ernst genommen. Aber dann hat mich auch Anthony Dable, der bereits bei den New York Giants unterschrieben hat, angeschrieben. Dann habe ich meine Handynummer raus gegeben. Noch am selben Abend wurde ich angerufen, und eine Woche später war ich in Florida“, erzählt Böhringer im Interview mit spox.com.

Moritz Böhringer unter den besten fünf

In Florida absolvierte der Deutsche jetzt den sogenannten Pro Day, einen Tag mit verschiedenen Disziplinen, der NFL-Scouts die Möglichkeit geben soll, einen Nachwuchsspieler besser einzuschätzen. Und Böhringer überzeugte. In allen wichtigen Kategorien kam er auf seiner Position unter die besten fünf. So lief er 40 Yards auf Gras in 4,43 Sekunden, sprang aus dem Stand 99 Zentimeter hoch und 3,33 Meter weit.

Prompt landete Böhringer – zugegebenermaßen in einer Nachrichten schwachen Zeit – ganz oben auf der Startseite von nfl.com. „Unglaublicher Pro Day katapultiert Moritz Böhringer auf das Radar der NFL“, hieß es dort. Mindestens sieben Clubs zeigten großes Interesse und vereinbarten einen Termin, um den Deutschen intensiver kennen zu lernen – darunter die Minnesota Vikings, Böhringers Lieblings-Verein.

Beim Draft vom 28. bis 30 April in Chicago wird sich nun zeigen, wie die Mannschaften Böhringer tatsächlich einschätzen und ob sie ihm eine Perspektive in der NFL geben. Die Chancen sind jedenfalls deutlich gestiegen.

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