Kommentar zum Grindel-Rücktritt DFB muss richtige Lehren ziehen

Meinung | Bonn · DFB-Präsident Reinhard Grindel ist zurückgetreten. Ihm gelang es nicht, dem Verband nach dem WM-Skandal ein Höchstmaß an Transparenz zu verleihen. Auch war er weder ein Mann der Amateure noch der Profis, kommentiert Guido Hain.

 Reinhard Grindel ist zurückgetreten.

Reinhard Grindel ist zurückgetreten.

Foto: dpa

Es hatte etwas sinnbildliches, als Reinhard Grindel ging. Am Montagabend verließ er die Gala zur Eröffnung der Hall of Fame des deutschen Fußballs in Dortmund. Durch den Hintereingang, ohne ein Wort. Dabei war er längst in Erklärungsnot geraten. Nun ist der frühere Fernseh-Journalist nach nur dreijähriger Amtszeit gescheitert in einem Ausmaß, wie es zuvor noch keinem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes widerfahren war. Er ist daran gescheitert, dem Verband nach dem Skandal um die Vergabe der WM 2006 ein Höchstmaß an Transparenz zu verleihen. Attribute wie Moral und Bodenständigkeit blieben im morastigen Erneuerungsprozess auf der Strecke.

Selbstverständlich hat das in beträchtlichem Maße mit der Herangehensweise Grindels zu tun, der weder einen klaren Kurs in der Moderation elementarer Themen wie der Causa Özil/Gündogan noch ein deutliches Profil erkennen ließ. Seine Stellungnahmen passten sich überwiegend der vorherrschenden öffentlichen Meinung an. Visionen, wie er etwa die angestrebte Annäherung von Amateuren und Profis bewältigen wollte, blieb er schuldig.

Schon seine Wahl im April 2016 kam nur zustande, weil ein geeigneter Kandidat nicht in Sicht war und sich die Amateurvertreter auf den damaligen Schatzmeister einigten. Im Lager der Spitzenfußballer und -vereine wurde er seither mit einigem Argwohn betrachtet. In seiner Zickzack-Kommunikation war Grindel schließlich weder ein Mann der Amateure noch der Profis. Auf eine gewisse Volksnähe konnte sich der mitunter hölzern und überheblich wirkende Grindel zur Stärkung seiner Position ohnehin nicht verlassen.

Die offenbar fehlende Hausmacht im größten Sportfachverband der Welt spiegelten auch die lancierten Informationen über angebliches Fehlverhalten des 57-Jährigen. So wurde ihm vor allem die Annahme einer Luxusuhr zum Verhängnis, die er von dem ukrainischen Oligarchen Grigori Surkis, einem ehemaligen Sportfunktionär, erhielt. Ganz gleich, ob es sich dabei um eine mögliche Vorteilsnahme handelte, zeugt der Vorgang doch von einer hohen Naivität Grindels. Der Druck wurde für den stets auf seine Rolle in der Compliance-Kommission des europäischen Verbandes Uefa pochenden Mannes zu groß.

Die Schwierigkeit für den DFB besteht nun darin, die Lehren aus dem Grindel-Fiasko zu ziehen und einen geeigneten Kandidaten zu finden, der dem deutschen Fußball wieder ein Gesicht geben kann. Indem er Debatten anstößt, triftige Themen geradlinig angeht und das Amt nicht als Profilierungsbühne benutzt.

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