Rückblick auf die Bonner Zeit Ehemaliger Fortuna-Volleyballspieler Frank Winkler berichtet

Bonn · USC Gießen, Ibis Kortrijk, VBC Paderborn, Fortuna Bonn, Moerser SC, Post Telekom Berlin – Frank Winkler hat bei einigen Vereinen gespielt. Der urgewaltige ehemalige Fortuna-Volleyballer ist heute Sportreporter in Berlin.

Wer alle Karrierestationen Frank Winklers durchzählt, könnte durchaus auf die Idee kommen, dass der Mann ein Legionär war. Dass er ständig auf dem Sprung stand. Dass er weiterzog, ohne in eine Stadt eingetaucht zu sein. Aber zumindest für seine Bonner Zeit stimmt das überhaupt nicht. Winkler blieb vier Jahre, studierte Bonn, erforschte es, nicht zuletzt die Altstadt. „Meine Stammkneipe war die Pille“, sagt er fast 30 Jahre später.

Dennoch hinterließ er im Sportpark Nord weit ausgeprägtere Spuren als an Bonns Theken. Winkler war eine Naturgewalt. Damals, zwischen 1986 und 1990, wohl der Mann mit dem härtesten Angriffsschlag in der Volleyball-Bundesliga. Zuspiel Lee Hee Wan, Angriff Winkler, gerne aus dem Hinterfeld – Punkt. Wo der Ball landete, wuchs kein Gras mehr. Die Fortuna erlebte damals ihre beste Zeit, wurde 1987 Pokalsieger und Vizemeister. Winkler war ein gefragter Mann. Heute fragt er selbst, arbeitet als Sport-Kommentator und lebt in Falkensee nahe Berlin.

„War 'ne extrem spaßige Phase“, sagt Winkler über seine Jahre in Bonn. „Schöne Stadt, kompaktes Nachtleben.“ Volleyball war in den 80ern noch eine Sportart für Bonvivants. Man hatte Zeit. Trainiert wurde nur einmal am Tag, nämlich abends. Die Stunden davor und danach standen gewissermaßen zur freien Verfügung. Und Winkler machte Gebrauch davon. Schrieb sich an der Uni für Romanistik, Anglistik und Niederlandistik ein. Lebte.

Trotzdem hatte die Fortuna eine super Mannschaft. Lee Hee Wan, Winkler, Manni Kaiser, Olaf Becker, Jörg Postma und Norbert Sund konnten den Sportpark füllen, wenn wichtige Spiele anstanden. Doch sie merkten auch, dass da oben in Hamburg professioneller gearbeitet wurde. Mit zwei Trainingseinheiten am Tag und auch mit mehr Geld. Als der HSV die Fortuna 1987 in den Meisterschaftsfinals mit 2:1 Siegen schlug, markierte das den Beginn einer neuen Ära. Viermal in Folge wurden die Norddeutschen Meister, Volleyball war professionell geworden.

„Die Fortuna war dagegen ein klassischer deutscher Sportverein“, erinnert sich Winkler. „Die haben einen Superjob gemacht, aber es war halt alles Ehrenamt.“ Bis 1992 hielt der Verein in der Bundesliga durch. Dann, nach dem Rückzug des Hauptsponsors, gab er die Lizenz zurück.

Als Stau-Melder über den Dächern Berlins

Winkler war inzwischen nach Moers gewechselt, und in seinem Kopf entstand langsam so etwas wie ein Berufswunsch. „Irgendwas mit Medien“, habe ich mir gedacht. Wie junge Menschen das so sagen. Allerdings war Winkler schon 30 und ging die Sache durchaus zielgerichtet an. Bereits während seiner Zeit beim USC Gießen hatte er für den „Gießener Anzeiger“ Berichte über den lokalen Sport geschrieben. „Kreisliga A, Geschichte über den Torschützenkönig und so was.“ Jetzt sollte der nächste Schritt folgen. „Zu Post Telekom Berlin bin ich 1993 auch deshalb gewechselt, um Kontakte zu knüpfen“, erzählt er. Berlin – die Medienstadt.

Frank Winkler wollte nicht unbedingt hoch hinaus, aber es ergab sich so. Er landete beim Radio, saß anderthalb Jahre im Hubschrauber und versorgte die Stadt mit Staumeldungen. Später berichtete er auch einmal von einem Spiel der Telekom Baskets bei Alba Berlin. „War ne gute Schule“, sagt er heute. „Mit Sprecherziehung und allem Pipapo.“

1995 beendete Winkler seine Karriere – Knorpelschaden. Als Co-Kommentator bei Eurosport hielt er jedoch den Kontakt zur Szene. Eines Tages meinte Siggi Heinrich zu ihm: „Du lässt mich sowieso nicht zu Wort kommen, dann kannst du's auch alleine machen.“ Seitdem ist Frank Winkler bei Eurosport der Mann für Volleyball, auch wenn dort gerade kein Volleyball zu sehen ist. „Sport1 hat die Rechte“, sagt er, „weil Eurosport jetzt aber Olympiasender ist, hoffe ich auf die Spiele in Tokio.“

Als freier Journalist kommt Winkler gut klar in Berlin. Er hat genügend Aufträge, nicht zuletzt weil er Englisch, Französisch und Holländisch spricht und vielen Sportlern damit in ihrer Muttersprache begegnen kann. Sein Häuschen am Rande der Metropole gefällt ihm nach wie vor, auch wenn er dort mittlerweile ohne Frau und Kind lebt. Selbst das Problem mit den Kilos hat er in den Griff bekommen. „Während der Zeit beim Radio hatte ich gut zugelegt“, erzählt er. „Du bist da ja kein rasender Reporter, du sitzt den ganzen Tag.“ Als die Hemmschwelle zum Fitnessstudio aber erst einmal überwunden war, kapitulierten viele Kilos. „Heute hab' ich vorne nur noch 'ne kleine Biertrommel“, sagt der Mann, bei dem das Trikot auch als Nationalspieler immer ein wenig spannte.

Apropos Bier: Ein Kneipengänger ist Frank Winkler nach wie vor, auch wenn er diese Exkursionen durchaus als Fortbildung deklarieren könnte. Meist verabredet er sich nämlich zum Billard. „Nachdem ich tagelang im Fernsehen Snooker geguckt hatte, wollte ich das mal ausprobieren“, sagt er. Zuerst am Tisch und schließlich auch am Mikro. Wenn Eurosport-Experte Rolf Kalb verhindert ist, ist Winkler inzwischen auch der Snooker-Fachmann.