Titelkämpfe in Berlin EM-Heimspiel mit deutschem Medaillen-Zeitplan

Berlin · Attraktiv, innovativ, aber nicht selbstlos. Der deutsche Gastgeber der Leichtathletik-EM in Berlin will neuen Schwung in den Sport bringen - und den eigenen Asse große Erfolge ermöglichen.

 Hat hohe Ziele für die Leichtathletik-EM in Berlin: Frank Kowalski.

Hat hohe Ziele für die Leichtathletik-EM in Berlin: Frank Kowalski.

Foto: Bernd Thissen

Der Deutsche Leichtathletik-Verband will ein guter EM-Gastgeber in Berlin sein und mit Innovationen einen Standard für die Zukunft setzen. Dabei soll der eigene Erfolg nicht zu kurz kommen.

Dafür überlässt der DLV auch organisatorisch nichts dem Zufall: Der Zeitplan für die sechs Wettkampftage von Montag an mit 48 Finals ist auf die DLV-Asse zugeschnitten. "Das Ziel ist, an jedem Abend eine deutsche Goldmedaille zu erreichen", sagte Frank Kowalski, Geschäftsführer des EM-Organisationskomitees.

Deshalb habe man schon vor zwei Jahren mit dem DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska über die Zeitplan-Regie möglicher deutsche Erfolge beraten. Wichtig war dabei auch, das 126 Athleten große deutsche Team und die EM selbst mit Wucht gleich in die Erfolgsspur zu steuern. "Wir waren immer gut mit einem Team bei EM oder WM, deren erster Tag gut war", meinte Kowalski. "Es spielt schon eine große Rolle."

Nicht nur deshalb beginnt die EM mit sechs Finals und der Aussicht auf deutsches Gold durch David Storl (Kugelstoßen), Richard Ringer (10.000 Meter) und eine Medaillenchance für Gina Lückenkemper (100 Meter). Es gilt zudem, ein starkes Zeichen in den European Championships zu setzen, die bereits mit sechs EM-Titelkämpfen in Glasgow am Donnerstag begonnen haben. "Es war immer unser Ziel, den Dienstag mit einem Big Bang zu beginnen und gleich am ersten Abend zu zeigen, wofür die Leichtathletik steht", erklärte Kowalski.

Überhaupt gehe es darum, der Leichtathletik mit neuen Ideen den zukünftigen Weg in der vom Fußball dominierten Sportwelt zu weisen. "Wir wollen Leichtathletik in einer Attraktivität präsentieren, wie es noch nie geschehen ist", sagte Clemens Prokop, Organisationschef und einst DLV-Präsident. Dazu gehören der kompakte, dichte Zeitplan mit nur dreistündigen Abendsessions mit sechs bis zehn Finals und neuen Präsentations- und Informationsformen.

Was nützt ein rasantes Geschehen im Olympiastadion, wenn das Publikum die Orientierung verliert? "Dass der Zuschauer den Wettkämpfen folgen kann, ist das Salz in der Suppe", sagte Kowalski. "Es geht darum, unseren Sport professionell rüberzubringen."

Um alles mitzubekommen, werden fünf Video-Bildschirme im Olympiastadion installiert, davon sind zwei unter dem Dach montierte Leinwände 350 Quadratmeter groß. Außerdem gibt es LED-Werbebanden, die auch für Wettkampfinformationen genutzt werden.

Neu ist auch die Sichtbarmachung der Messung im Weit- und Dreisprung durch eine Laserlinie - ähnlich wie im Fernsehen beim Skispringen. Außerdem wird es sogenannte Hotseats während der Halbfinals der Sprinter geben. Die Läufer müssen dann - öffentlich sichtbar - um ihr Weiterkommen bangen. "Wir transportieren so Emotionen, die sonst nur in den Katakomben stattfinden", sagte Kowalski.

Ein Kernstück der EM ist die Europäische Meile am Breitscheidplatz mitten in Berlin, wo die Kugelstoß-Qualifikation der Männer, die Marathon- und Geherwettbewerbe sowie 38 Siegerehrungen vor einer Tribüne für 4000 Zuschauer stattfinden werden. "Wir wollen, dass die EM die ganze Stadt erfasst und ein Europa-Fest feiern", sagte Prokop. "Europa soll durch den Sport verbunden werden und aufzeigen, dass der Sport Trennendes überwinden kann."

Der Breitscheidplatz ist seit dem Terroranschlag im Dezember 2016 auch ein Ort der Trauer. Passt das zu einer EM? "Es ist ein Zeichen, dass wir uns von Terror nicht unterkriegen lassen, sondern dass wir gemeinsam gegen Terror stehen", sagte Prokop.

Der Anschlag hatte auch Folgen für den EM-Etat. "Die Sicherheitskosten haben sich im Vergleich zum Bewerbungsbudget von 2013 verdreifacht", sagte Kowalski. Titelverteidiger Storl findet die Auslagerung der Qualifikation trotz eines anfangs mulmigen Gefühls sehr gut. "Die Bilder vom Attentat haben alle vor Augen", sagte er. "Man macht sich Gedanken darüber, und auch meine Frau war etwas besorgt, aber die Sicherheitsmaßnahmen werden schon allumfassend sein."

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