EM-Teamcheck Fragen und Antworten zu Deutschlands Gegner Ungarn

Analyse | Bonn · Zum ersten Mal seit dem WM-Finale 1954 treffen die Fußball-Nationalmannschaften von Deutschland und Ungarn wieder in einem Pflichtspiel aufeinander. Die wichtigsten Spieler des Gegners sind aus der Bundesliga bekannt. Die ungarische Mannschaft im Teamcheck.

 Ungarns Keeper Peter Gulacsi vom Bundesligisten RB Leipzig gehört bislang zu den besten Torhütern bei der EM.

Ungarns Keeper Peter Gulacsi vom Bundesligisten RB Leipzig gehört bislang zu den besten Torhütern bei der EM.

Foto: dpa/Robert Michael

Was erwartet die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw?

Auf jeden Fall eine leidenschaftlich kämpfende ungarische Elf, deren Spieler sich furchtlos in jeden Zweikampf stürzen. Wer wissen will, welche Emotionen in den ungarischen Spielern stecken, der schaue sich die Wiederholung zur 1:0-Führung gegen Frankreich am vergangenen Samstag an.

Als Attila Fiola die Puskas-Arena in Budapest mit seinem Führungstor in ein Tollhaus verwandelt hatte, rannte er mit ausgebreiteten Armen wie ein Derwisch zur Stadionsprecherin, die am Spielfeldrand vor der Kurve saß, und räumte kurzerhand völlig euphorisiert ihren Tisch ab. Die gute Nachricht aus deutscher Sicht: Die Stimmung in der Münchner Arena wird sicher eher deutschlandlastig ausfallen.

Wer sind die Stars bei Ungarn?

Im Plural zu sprechen, ist zumindest nach den Eindrücken der ersten beiden EM-Spiele falsch. Denn da gab es nur einen echten „Star“ – Torhüter Peter Gulacsi. Der Mann vom deutschen Vizemeister RB Leipzig befindet sich in einer herausragenden Form, ist bislang der beste Keeper der EM. Schon beim 0:3 gegen Noch-Europameister Portugal hielt der 31-Jährige herausragend, gegen Weltmeister Frankreich machte er ein halbes Dutzend hochkarätiger Chancen zunichte und brachte Wunderstürmer Kylian Mbappé zur Verzweiflung.

Gulacsi aber nur auf seine Paraden zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht. Er gehört zu den modernen Torhütern, die eminent wichtig für den Spielaufbau der eigenen Mannschaft sind. Ex-Bundesligaprofi Bernd Storck, von 2015 bis 2017 ungarischer Nationaltrainer, nennt Gulacsi, der in der abgelaufenen Bundesliga-Saison mit 15 Spielen ohne Gegentor den Bestwert aufstellte, einen "Weltklasse-Torwart".

Welche Spieler kennt man noch?

Ein echter Pfälzer organisiert die Abwehr der Ungarn. Willi Orban wurde 1992 als Sohn eines ungarischen Vaters und einer Mutter mit polnischen Wurzeln in Kaiserslautern geboren und durchlief alle Jugendmannschaften des FCK. Der Innenverteidiger von RB Leipzig spielte 2015 sogar zweimal für die deutsche U21 – übrigens an der Seite seiner jetzigen Gegner Joshua Kimmich, Matthias Ginter, Emre Can, Kevin Volland und Serge Gnabry – ehe er sich 2018 dann doch für die Nationalmannschaft Ungarns entschied.

Extrem wichtig für das ungarische Spiel ist auch der Kapitän des Teams, ebenfalls ein guter Bekannter aus der Bundesliga: Adam Szalai. Der Stern des heute 33-Jährigen ging 2010 auf, als er Mitglied der „Bruchweg Boys“ beim FSV Mainz 05 war und gemeinsam mit André Schürrle und Lewis Holtby unter Trainer Thomas Tuchel die Bundesliga rockte. „Er ist auch außerhalb unser Anführer“, sagt Torhüter Gulacsi über Szalai, „seine Präsenz und Persönlichkeit ist enorm wichtig für uns.“ Ob Szalai, der gegen Frankreich einen Schlag auf den Kopf bekommen hat und ausgewechselt werden musste, spielen kann, war bis zuletzt aber unklar.

 Kapitän und Antreiber des Teams: Stürmer Adam Szalai.

Kapitän und Antreiber des Teams: Stürmer Adam Szalai.

Foto: dpa/Bernadett Szabo

Wie ist die deutsche Bilanz gegen Ungarn?

Man muss schon lange zurückblättern, um das letzte Turnierspiel zwischen der deutschen Nationalmannschaft zu finden. Es war – tatsächlich – das WM-Finale 1954, das Fritz Walter und Co. bekanntermaßen mit 3:2 gewannen und Deutschland zum ersten Mal Weltmeister wurde. Diese Schmach haben die Ungarn, damals die dominierende Mannschaft der Fußball-Welt um den legendären Ferenc Puskas, nie verdaut.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass das Duell an diesem Mittwoch in München in Teilen ungarischer Medien schon als große „Revanche“ betitelt wurde, was natürlich blanker Unsinn ist. 34 Mal traf man seit 1909 aufeinander – und die Bilanz ist recht ausgeglichen. 13 deutschen Siegen stehen elf ungarischen Erfolgen gegenüber, dazu gab es zehn Unentschieden. Beim letzten Aufeinandertreffen gewann die DFB-Auswahl im Juni 2016 in Gelsenkirchen 2:0. Manuel Neuer wird am Mittwoch wie damals im Tor stehen, 2:0-Torschütze Thomas Müller vermutlich leider nicht.

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